Nur sechs Tage nach seinem WM-Triumph dürfen auch die deutschen Fans den jüngsten Weltmeister der Formel-1-Geschichte hautnah in Stuttgart bejubeln.

Stuttgart. Von Leerlauf keine Spur: Für Lewis Hamilton nehmen die Titelfeiern kein Ende. Nur sechs Tage nach seinem WM-Triumph dürfen auch die deutschen Fans den jüngsten Weltmeister der Formel-1-Geschichte hautnah bejubeln. Beim traditionellen "Stars and Cars" am Sonnabend rund um das Mercedes-Benz Museum vor den Werkstoren in Stuttgart-Untertürkheim werden sich Hamilton und sein finnischer Teamkollege Heikki Kovalainen von tausenden Motorsport- Begeisterten und Mitarbeitern des deutschen Automobilbauers nach dem ersten Titelgewinn der Silberpfeile seit 1999 feiern lassen.

Noch vor seinem Auftritt bei Mercedes präsentiert sich der neue Champion an diesem Mittwoch noch den Mitarbeitern in der McLaren- Zentrale im englischen Woking. Wie groß der Hype um ihn in seiner motorsportverrückten Heimat sein wird, kann der neue Champion noch nicht einschätzen. "Ich habe keine Ahnung, was mich zu Hause erwartet. Ich weiß, dass ich in meiner Heimat unglaubliche Unterstützung genieße", wurde Hamilton auf der Internetseite "autosport.com" zitiert. "Aber ich glaube nicht, dass sich allzu viel verändern wird. Ich werde heimkommen, etwas Urlaub machen, Zeit mit meiner Familie verbringen und mich auf nächstes Jahr konzentrieren. Ich werde die Nummer eins auf meinem Wagen haben und das ist das Coolste überhaupt." Michael Schumachers Rekord von sieben Formel-Eins-Titeln zu knacken, betrachtet Hamilton nicht als Ziel. "Ich plane nicht, die Weltmeisterschaft sieben Mal zu gewinnen - das ist ein bisschen zu viel für mich, denke ich. Den Rekord kann Michael behalten", sagte er in einem Fernseh-Interview mit dem britischen Sender BBC.

Schon im nächsten Jahr muss sich Hamilton wieder auf einen harten Kampf um die Nummer 1 mit seinen roten Rivalen einstellen. "Er sollte sich einer Sache ganz sicher sein: Wir geben unser Bestes, um diese Nummer wieder auf einem Ferrari zu haben", erklärte Ferrari-Chef Luca di Montezemolo, der Hamilton aber zugleich gratulierte: "Er war ein extrem starker Rivale und sein Erfolg - so knapp er auch war - ist sicher verdient."

In Stuttgart, wo schon der Weltmeister-Wagen im Januar erstmals während der Zusammenarbeit zwischen Mercedes und McLaren seit 1994 vorgestellt worden war, schließt sich am Samstag aber zunächst der Kreis nach einer packenden Saison. Neun lange Jahre mussten die PS- Partner auf den Triumph warten. Damals hatte Publikumsliebling Mika Häkkinen seinen Titel aus dem Vorjahr verteidigt. Mercedes- Motorsportchef Norbert Haug misst dem Erfolg für die Stimmungslage bei dem schwäbischen Autobauer große Bedeutung zu: "Jedem im Unternehmen bedeutet der Titel sehr viel. Ein grandioses Gefühl, das alle im Team und alle im Unternehmen voll und ganz genießen."

Besonders für McLaren-Teamchef Ron Dennis ging gerade mit Hamiltons Triumph ein Traum in Erfüllung. Denn der smarte Superstar ist der sportliche Ziehsohn von Dennis. Als kleiner Bub hatte Hamilton diesen bei einer Motorsport-Preisverleihung angesprochen und angekündigt, eines Tages für McLaren fahren zu wollen. Hamiltons Krönung könnte Spekulationen zufolge auch der krönende Abschluss von Dennis' Zeit als Teamchef sein. Der oft unterkühlt wirkende Brite zeigte beim Finale von Sao Paulo wie alle anderen im silbernen Lager nach der an Dramatik nicht mehr zu überbietenden Schlussrunde große Emotionen.

Nach dem Zoff mit Dauernörgler Fernando Alonso und der für McLaren-Mercedes 100 Millionen Dollar teuren Spionage-Affäre kehrte im vergangenen Jahr durch die neue Team-Konstellation intern Ruhe ein. Haug nennt die sichtbar freundschaftliche Arbeitsgemeinschaft McLaren-Mercedes und Hamilton "eine ideale Kombination".