Als Innenverteidiger geholt, brilliert der brasilianische Nationalspieler im defensiven Mittelfeld - und fühlt sich in neuer Position wohl.

Hamburg. "Gut." Mit seinem siebten deutschen Wort (nach: raus, schieß, lass, Druck, Aus und Hintermann ) beschreibt Alex Silva kurz und bündig seine Nacht nach dem gelungenen Auftritt gegen den VfB Stuttgart. "Ich habe deutlich besser geschlafen als nach dem Hoffenheim-Spiel", lässt der Brasilianer übersetzen, "und ich danke Dietmar Beiersdorfer sowie Marinus Bester dafür." Denn sowohl der Sportchef als auch der Teammanager hatten sich in Silvas Namen um Deutschunterricht gekümmert. Und obwohl dieser bislang ein eher überschaubares Vokabular eingebracht hat, war er doch maßgeblich für die sportliche Ankunft des Defensivspielers beim HSV. Von der ersten Minute an dirigierte der Brasilianer seine Mitspieler gegen Stuttgart mit wenigen Worten und vielen Gesten, setzte so die von Trainer Martin Jol eingeforderte "Persönlichkeitsentwicklung" um. "Er war sehr präsent", lobte der Übungsleiter auch einen Tag nach dem 2:0-Sieg, "obwohl ihm die Zeit auf der Bank als brasilianischer Nationalspieler sehr schwer gefallen sein muss."

Nach schwachen 90 Minuten im Uefa-Cup in Urziceni am 18. September feierte der 1,92 Meter große Rechtsfuß seine Bundesliga-Premiere drei Tage später in Wolfsburg - mit einem 0:3 wurde sie ein Desaster. Die Folge: Silva spielte gegen Gladbach nur eine Minute und schmorte anschließend auf der Bank - bis zur Partie in Hoffenheim. "Er hat auch da nicht schlecht gespielt", nimmt Torwart Frank Rost den Neuzugang in Schutz, "aber er war zum falschen Zeitpunkt am richtigen Ort. Umso mehr freuen wir uns, dass er gegen Stuttgart endlich sein verdientes Erfolgserlebnis hatte." Silva, der im Sommer für 6,5 Millionen vom FC Sao Paulo nach Hamburg gewechselt war, ist nicht nur für sich, sondern auch bei der Mannschaft angekommen. "Er ist ein lustiger Typ, bringt alle zum Lachen", beschreibt Beiersdorfer den 23-Jährigen, "er war schnell integriert, genießt hohe Akzeptanz."

Damit Silvas Landsmann Thiago Neves Gleiches widerfährt, ist übrigens Silva da. Hintergrund: Silva soll mit seiner Ruhe und sachlichen Berufsauffassung den in Brasilien als extravagant geltenden Neves führen. "Das war ein kleiner Hintergedanke", gibt Beiersdorfer zu, "einen Brasilianer allein hätten wir uns hier etwas verloren vorgestellt. Und Alex bringt die Seriosität mit."

Zumal der Inhaber einer kleinen Firma in Brasilien früh lernte, Verantwortung zu übernehmen. 2006 und 2007 wurde Silva mit dem FC Sao Paulo brasilianischer Meister, spielte dort seit seinem 20. Lebensjahr und war beim "FC Bayern München Brasiliens" (O-Ton Beiersdorfer) unumstrittener Stammspieler. Im vergangenen Jahr folgte auch noch der Sieg in der Copa America mit der Nationalmannschaft.

"Ich war immer einer, der auf dem Platz gesprochen und Verantwortung übernommen hat", so Silva, der den Sieg gegen Stuttgart ebenso als "Mission" sieht wie das Lernen der deutschen Sprache, das ab kommender Woche in intensivierten Privatunterricht übergehen soll. Denn noch reicht sein Vokabular nicht für Unterhaltungen in der Kabine - doch das benötigt ein angehender Führungsspieler.