Lisa Küfer ist mit fünf Toren die gefährlichste Angreiferin der Bundesliga.

Hamburg. Wer sich vor der Saison die Kaderliste der Bundesliga-Hockeydamen des Clubs an der Alster angeschaut hat, dem dürfte besonders die Offensivkraft des Teams von Jens George aufgefallen sein. Mit Katharina Scholz, Anneke Böhmert und Rebecca Landshut stehen aktuelle und ehemalige Nationalstürmerinnen zur Verfügung, die in jeder Mannschaft zur ersten Wahl gehören würden. Nach sechs Spieltagen ist Alster, das am Sonnabend (17 Uhr) beim Klipper THC und am Sonntag (17 Uhr) beim Harvestehuder THC antreten muss, Tabellenführer und hat 16 Treffer erzielt. Doch in der Torjägerliste steht ein Name ganz oben, der überrascht: Lisa Küfer.

Fünf Tore hat die gebürtige Kielerin, die im Sommer vom Zweitligaklub Leverkusen nach Hamburg gewechselt war, schon erzielt, und ist damit beste Torjägerin der Liga. Für ihren unerwarteten Erfolg hat die Physiotherapeutin, die im Epi-Zentrum von Uwe Eplinius, dem medizinischen Teamleiter des HSV, arbeitet, eine sehr einfache Erklärung: "Ich habe wieder Spaß am Hockey!" Grund dafür ist eine halbjährige Auszeit, während der die 24-Jährige bis Mai dieses Jahres eine Weltreise machte. "Als ich zurückkam, spürte ich richtig große Lust auf meinen Sport", sagt die passionierte Skifahrerin, die einst auch Tennis, Fußball und Golf im Verein ausprobierte.

Hockey war jedoch eine Familienangelegenheit, und die Familie spielt im Leben der Torjägerin, die eine noch sehr frische Fernbeziehung mit ihrem in Köln lebenden Freund Michael führt, die wichtigste Rolle. Und eine tragische zudem, denn vor sieben Jahren starben ihr Vater Wolfgang und die drei Jahre jüngere Schwester Susanne in Kroatien bei einem Autounfall. Die jüngste Schwester Mareike (17) saß mit im Auto, überlebte unverletzt - und spielt heute für den Lokalrivalen Uhlenhorster HC. Lisa erhielt die Nachricht während eines Junioren-Turniers in England. Viel darüber sprechen möchte sie heute nicht mehr.

Die Familie rückte durch das Unglück noch näher zusammen. Während ihrer sechs Jahre in Leverkusen lebte Lisa zeitweilig mit ihrer älteren Schwester Annika (28), einer angehenden Kinderärztin, zusammen, mit der sie später eine gemeinsame Praxis eröffnen will. Der Umzug in den Norden hat den Vorteil, dass sie näher bei der in Kiel lebenden Mutter Barbara sein kann. Zudem teilt sie sich ihre Winterhuder Wohnung mit Cousin Nico Sonnenschein, ebenfalls Alster-Stürmer. Weil sie auch in der "Alster-Familie" schnell heimisch wurde, dürfte ihr Name in dieser Saison noch oft in die Torjägerliste eingetragen werden.