“Es ist sehr gut vorstellbar, dass wir einsteigen“, sagte der Cousin des Emirs im Hotel Atlantic zum Abendblatt.

Hamburg. Das BMW 139. Deutsche Derby am Sonntag bringt nicht nur eine sportlich richtungweisende Entscheidung: Mit dem Wüstenstaat Katar steht ein wirtschaftlich und politisch hochkarätiger Partner am Start. Einen erstklassigen Verlauf sowie die traditionell famose Atmosphäre auf dem Hippodrom vorausgesetzt, sind die Chancen für ein Derby 2009 unter dem Patronat des Wüstenstaates groß.

"Sehr gut vorstellbar, dass wir einsteigen", sagte Scheich Mohamed bin Faleh al-Thani (46) gestern in einem Gespräch mit dem Hamburger Abendblatt. "Hamburg bietet den idealen Rahmen, unseren Sport und unser Land europaweit zu präsentieren."

Zudem erwägt der pferdesportbegeisterte Scheich, Mitglied der Herrscherfamilie Katars, die Einführung eines hoch dotierten Rennens als dritten Höhepunkt neben dem Katar Derby und dem Deutschen Derby. "Deutschland ist ein großartiges Land", ergänzte Mohamed bin Faleh al-Thani, "und Hamburg eine faszinierende Stadt." Er fühle sich "wie zu Hause".

Indirekt besiegelte er diese Aussage mit seiner Unterschrift: Gemeinsam mit Hamburgs Renn-Club-Bossen Eugen-Andreas Wahler und Albert Darboven unterzeichnete Scheich Mohamed einen Vertrag über die Durchführung zweier Araberrennen in Horn am Sonnabend und Sonntag.

Das Preisgeld in Höhe von 80 000 sowie 20 000 Euro wird aus Katars Hauptstadt Doha (900 000 Einwohner) überwiesen - durch den Renn- und Zuchtverband des arabischen Staates, der hinter Russland und dem Iran Nummer drei der Erdgas exportierenden Länder der Welt ist. Auch Tariq A. Siddiqi vom Qatar Racing & Equestrian Club und Samir Awad, Sprecher der Katar-Botschaft in Berlin, sowie Christian Erbprinz zu Fürstenberg für den Deutschen Araberverband waren präsent.

"Auf den Beginn einer exzellenten Zusammenarbeit", sagte Renn-Club-Präsident Wahler in einem kurzen Toast, und Darboven befand: "Sportereignisse bringen Länder zusammen. Dies ist der Start einer großen Freundschaft." "His Highness" nickte zustimmend.

Das Staats-Appartement in der dritten Etage des Hotels Atlantic bot einen würdigen Rahmen für die Zeremonie. In der mit Kronleuchtern, edlen Teppichen und antikem Mobiliar gediegen eingerichteten Suite, in der schon Wladimir Putin und andere Staatsoberhäupter konferierten, kam man sich auf diplomatischem Parkett menschlich sehr nahe. Der Scheich beeindruckte durch sein bescheidenes, bodenständiges und herzliches Auftreten. Gereicht wurden Obst, Wasser, Erdbeersaft und Kaffee.

"Ich mag diese Stadt", sagte Mohamed bin Faleh al-Thani, aus dem Fenster auf das Panorama mit Außenalster und Segelschiffen weisend. Der Derbybesuch im Vorjahr habe sich angenehm in seiner Erinnerung verankert: 45 000 Zuschauer trotz mäßigen Wetters, attraktiver Sport, starke Stimmung, gute Organisation. "Das war ein begeisterndes Erlebnis", so sein Fazit.

Gut für Hamburgs Derbymacher, dass sich der Scheich seit April ausschließlich auf den Turf konzentrieren kann. In seiner Funktion als Tennismanager sponserte er ein großes Damenturnier in Berlin und organisierte eine 25-prozentige Beteiligung an der Rothenbaum-Veranstaltung. Neben seinen Wohnsitzen in Doha und London legte er sich eine Villa in Berlin-Grunewald zu.

Er selbst besitzt gut 50 rassige Pferde, sein Verwandter, Katars Staatsoberhaupt Emir Scheich Hamad bin Khalifa al-Thani, nennt sogar mehr als hundert sprintstarke Vierbeiner sein Eigen. Beseelt von der Vision Olympischer Sommerspiele eines Tages in Katar ("Warum nicht ausnahmsweise im Oktober, dann ist es nicht so heiß"), wollen die Scheichs ihre Sportbegeisterung exportieren.

Die Türen in Hamburg stehen offen: Nach dem Derby will der Renn-Club mit Sponsor BMW über eine Fortführung des alljährlich auslaufenden Vertrages verhandeln.

Derweil wird Scheich Mohamed die Atmosphäre der Hansestadt inhalieren. Mit seinen Söhnen Abdullah (13), Nasser (19) und Faleh (22) unternahm er eine Rundfahrt inklusive Fischmarkt und Gokart-Bahn.

Heute geht es auf die Rennbahn. Dort ließ Scheich Mohamed bin Faleh al-Thani für seine Corona ein weißes Zelt aufstellen.