Abendblatt:

Herr Abboud, Sie sind seit 9. April Präsident des Hamburger Amateurbox-Verbandes (HABV). Warum waren Sie mit dem alten Vorstand um Olaf Jessen nicht zufrieden?

Jimmy Jamal Abboud:

Mein Team und ich, wir hatten das Gefühl, dass sich der alte Vorstand von der Basis zu weit entfernt hatte. Er hat nicht auf den Trend reagiert, den wir in Hamburg - und ganz Deutschland - verzeichnen, nämlich, dass es mehr Vereine gibt und in diesen auch mehr Mitglieder. Diese wollen sich in Wettkämpfen messen, die der Verband nicht angeboten hat. Wir wollen - gemeinsam mit den Vereinen - wieder mehr Veranstaltungen machen und den Boxsport an die Basis zurückbringen.



Abendblatt:

Der alte Vorstand hat die Hamburger Meisterschaften zu einem Event gemacht, er hat dem Boxen generell wieder zu einem guten Standing auch über Hamburgs Grenzen hinaus verholfen. Sind die Vereine nicht ein wenig undankbar?

Abboud:

Ganz klar, Olaf Jessen und sein Team haben gute Arbeit geleistet und sich sehr engagiert. Aber die Szene hat sich verjüngt und will Innovationen, und die hat der Vorstand nicht geboten. Sie haben zu sehr an andere Projekte gedacht und dabei die Basis vernachlässigt.



Abendblatt:

Sie meinen das Schulprojekt "Box Out", um das es Ärger gab, weil Jessen vorgeworfen wurde, er hätte Verbandsgelder veruntreut.

Abboud:

Es gab fehlende Transparenz im finanziellen Bereich, das ist richtig. Der Vorstand hat anfangs nicht ausreichend klar gemacht, dass die Gelder ordnungsgemäß verwendet worden sind. Das ist mittlerweile jedoch vollständig aufgeklärt. "Box Out" ist auch nicht das Problem, ich finde das Projekt gut, weil es den Vereinen hilft, und will es auch weiter unterstützen. Das Problem war vielmehr, dass der alte Vorstand Projekte wie Schachboxen oder Managerboxen forcieren wollte und die Vereine vor der Wahl vor vollendete Tatsachen gestellt hat.



Abendblatt:

Aber sind nicht genau das die Innovationen, die auch Sie im Kopf haben, wenn Sie eine Verjüngung der Szene wollen?

Abboud:

Nein, denn uns geht es nur ums Boxen. Der Fußball-Verband versucht ja auch nicht, Tischfußball nach vorn zu bringen, sondern er konzentriert sich darauf, Wettkämpfe anzubieten.



Abendblatt:

Was also planen Sie?

Abboud:

Wir wollen, dass jeden ersten Sonntag im Monat eine Veranstaltung in Hamburg stattfindet. Wir wollen Städte- und Ländervergleiche machen, damit unsere Boxer wissen, wo sie stehen. Verhandlungen mit Kaliningrad und einer türkischen Stadt laufen bereits. Und wir wollen die Sporthalle am Braamkamp übernehmen, damit wir wieder Verbandstraining anbieten können, denn die Verbesserung der Qualität unserer Boxer ist ein weiteres Hauptanliegen. Wir wollen wieder deutsche und internationale Meister und Olympiateilnehmer aus Hamburg haben.