Der HSV-Leichtathlet Bastian Riese ist mit seinen 18 Jahren einer der jüngsten Läufer am Sonntag in Hamburg.

Hamburg. Er wird am Sonntag die Raute auf der Brust vom Heiligengeistfeld nach Altona, von dort nach Fuhlsbüttel und wieder zurück nach St. Pauli tragen - insgesamt genau 42,195 Kilometer weit. Beim 23. Conergy-Marathon startet Bastian Riese für die Leichtathletikabteilung des Hamburger Sportvereins, als Dauerkartenbesitzer und HSV-Anhänger erfüllt ihn das natürlich mit Stolz. "Na klar, für mich ist es was Besonderes, die Farben des HSV durch Hamburg zu tragen", sagt der 18-Jährige.

Anfang April ist Riese volljährig geworden und damit unter den 21 000 Teilnehmern des Traditionslaufs einer der jüngsten. So jung und dann eine so lange Strecke? "Ich habe einfach Spaß am Laufen, und mit so vielen Leuten wird das bestimmt witzig", erklärt Bastian Riese und lacht.

Er sei schon immer gerne und viel joggen gegangen, doch erst seit Kurzem schnürt er die Laufschuhe unter professioneller Anleitung. Seit eineinhalb Monaten trainiert er beim HSV mit Trainer Oliver Voigt, der Kontakt war über einen Freund zustande gekommen. "Er hat mich letzten August zum Trainingslager nach Spanien eingeladen", erzählt Riese, "und da hat mich das Lauffieber dann endgültig gepackt."

Seitdem trainiert der gebürtige Hamburger fünfmal pro Woche mit der "Langsprintergruppe" des HSV. Im Team hat er neue Freunde gefunden, sowieso seien alle "wie eine kleine Familie". Die Umstellung vom einsamen Waldläufer zum Mannschaftstraining ist Bastian daher auch leicht gefallen. "Die Motivation und der Ansporn sind durch das Team natürlich noch größer, das Training dagegen fällt mir leichter", erklärt er die Vorzüge der Vereinszugehörigkeit.

Die Idee zum Marathonabenteuer kam allerdings von der eigenen Familie. Der Freund seiner Mutter, selbst Ausdauersportler, hat ihm vergangenes Jahr den Vorschlag gemacht. Lange überlegen musste Bastian Riese nicht: "Wieso denn nicht? Das ist eh nur zum Spaß, aber ankommen will ich natürlich schon". Und sei es nur, um die persönlichen Fans zufrieden zu stellen. Am Sonntag werden alle gemeinsam - Eltern, Freunde, Mannschaftskameraden - bei Kilometer 37 stehen und die Startnummer 6530 die letzten Kilometer ins Ziel brüllen.

Glücklicherweise ist Bastian kurz vor dem Marathon volljährig geworden, ansonsten hätte der Elftklässler nämlich gar nicht teilnehmen dürfen. Mit seinen 18 Jahren erfüllt er jetzt das Mindestalter des Deutschen Leichtathletik-Verbandes, jüngeren Sportlern bleibt diese Erfahrung vorbehalten.

"Die Regel existiert aus gesundheitlichen Gründen", erklärt Frank Thaleiser vom Hamburger Leichtathletik-Verband, "für jüngere Sportler wäre insbesondere die trainingsintensive Vorbereitung auf einen Marathon gesundheitsschädigend."

Nicht ohne Grund sind die Topathleten bei nahezu allen Ausdauersportarten wie Triathlon oder eben Marathon schon älter. Julio Rey, der viermalige Hamburg-Sieger, war bei seinem letzten Erfolg 2006 bereits 34 Jahre alt. "Um diese Ausdauerleistung zu erbringen, braucht man mindestens zehn Jahre Training", erklärt Kuno Hottenrott, Professor für Trainingswissenschaft an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, "dieser Belastung hält nur ein erwachsener Körper stand."

Auch Rieses Mutter sieht das Vorhaben des sportlichen Sohnes naturgemäß mit ein wenig Sorge. "Unberechtigt! Ich bin fit und freu mich auf den Lauf", sagt Bastian Riese und strahlt dabei Zuversicht aus. Mit der Raute auf dem Trikot und dem Verein im Rücken sollte das alles auch kein Problem sein.