HAMBURG. HAMURG - Als sie es endlich in den Händen hielt, dieses rote Trikot, da spürte Lilli Lafeld ihre innere Zerrissenheit. Sie, die sich einst geschworen hatte, auf dem Hockeyplatz niemals andere Farben zu tragen als die ihres Stammvereins Großflottbek, sollte sich nun das Leibchen des Clubs an der Alster überstreifen? "Ich hatte echt Schiss vor dieser Situation", gesteht die 23-Jährige. Doch es dauerte nur wenige Momente, bis sich in die Angst ein größeres, intensiveres Gefühl mischte, das ihr die Richtigkeit ihrer Entscheidung verdeutlichte: Stolz war es, der Lilli Lafeld erfüllte, und so kann sie nun, nach den ersten Wochen mit ihrem neuen Team, entspannt über ihr neues Hockeyleben reden.

Lilli Lafeld hatte vor fünf Jahren für Aufsehen in der Krummstock-Gemeinde gesorgt, als sie gemeinsam mit ihren Schwestern Rike (25) und Kim (28) für Großflottbek als einziges Geschwister-Trio in der Bundesliga auflief. Eine große sportliche Zukunft hatten Experten vor allem ihr vorausgesagt. Doch dann kam es so, wie es im Hockey, wo die Akteure nicht vom Geld geleitet sind, sondern aus Lust am Sport und purem Idealismus der kleinen Kugel hinterherhetzen, so oft kommt. Berufliche Ziele nahmen dem Trio die Zeit für den Sport. Kim konzentrierte sich auf ihre Arbeit als Redakteurin bei der Johannes-B.-Kerner-Show, Rike begann eine Ausbildung zur Hotelfachfrau, und Lilli verschlug es an den Bodensee, wo sie sich zur Fotografin ausbilden ließ. "Ich hatte einfach das Gefühl, mal aus Hamburg raus zu müssen", sagt sie.

Lange hielt sie die Abstinenz jedoch nicht aus. Nach nur einem Jahr brach sie die Ausbildung ab und machte sich als Freie Fotografin in Hamburg selbstständig. Über ihre Website (www.lilli-lafeld.de) bietet sie Portrait- und Lifestyle-Fotografie an. Dazu arbeitet sie als Bookerin in einer Modelagentur. "Doch der Drang, mich zu bewegen, hat nie nachgelassen", sagt sie. Deshalb begann sie vor eineinhalb Jahren bei Flottbeks Zweiten Damen wieder mit dem Hockey - ohne große Ambitionen. Die kamen erst auf, als sie mit ihrer Freundin Silja Lorenzen, die vor einem Jahr von Flottbek zu Alster gewechselt war, einen möglichen Wechsel erörterte. Von da an ging alles ganz schnell. Übel genommen hat ihr den Wechsel keine der alten Teamkameradinnen. "Die haben sich für mich gefreut", sagt Lilli, und man sieht ihr an, wie wichtig ihr diese Reaktion gewesen ist.

Am Sonntag (15 Uhr, Am Pfeilshof) steht mit dem Derby gegen den Uhlenhorster HC nun ihr erstes Heimspiel für Alster an. Für mehr als einen Kurzeinsatz reicht es derzeit noch nicht, aber die Defensivspielerin ist zufrieden damit. "Mir reicht nach meiner langen Pause vom Leistungssport schon, nur dabei zu sein und dem Team von der Bank aus zu helfen. Ich will einfach Hockey spielen, weil es mir unheimlich viel gibt", sagt sie. Insgeheim hegt sie aber doch noch einen großen Traum: Sie möchte irgendwann noch einmal mit ihren Schwestern gemeinsam in der Bundesliga spielen. Ob sie die beiden überreden kann, noch einmal anzufangen, und vor allem, auch das rote Trikot des ehemaligen "Klassenfeindes" anzuziehen, weiß sie nicht. Aber einen ersten Etappensieg kann sie schon verbuchen. Beide haben versprochen, bald mal zum Zuschauen zu kommen.