HAMBURG. Ich hoffe auf Ihre Unterstützung", schreibt Jürgen Hunke. In einem offenen Brief an 400 Traber-Züchter, Besitzer, Trainer und Aktive aus dem norddeutschen Raum appelliert Hamburgs Traber-Präsident an Fairness und Hilfsbereitschaft. Am 1. September nimmt die Deutsche Traberliga (DTL), deren Vizepräsident Hunke ist, ihren Betrieb als zweite Aufsichtsorganisation und Züchtervereinigung des deutschen Trabrennsports neben dem Dachverband HVT auf. Nach der Aufforderung des HVT-Vorsitzenden Max Stadler (München), künftig die Veranstaltungen der DTL-Rennvereine Hamburg, Berlin-Karlshorst und Pfaffenhofen zu boykottieren, stehen Probleme ins Haus.

Schon am vergangenen Freitag bahnte sich eine Eskalation des Streits an. Im Gasthof Sohre in Wilhelmsburg trafen sich 110 Traber-Besitzer und Züchter aus Norddeutschland zu einer Informationsveranstaltung. Auch Günter Herz und Sohn Christian waren anwesend. Der Tchibo-Kaffeeerbe, sonst eher ein Mann im Hintergrund, stellte sich als Besitzer des Gestüts Lasbek vor. Nach einer kurzen Rede ließ er sich auf ein heftiges Wortgefecht mit Hamburgs Traber-Geschäftsführer Friedrich Willms ein und verließ den Saal nach einer halben Stunde. Herz wird dem HVT-Lager zugeordnet.

Der HVT mit den Rennvereinen Berlin-Mariendorf, Gelsenkirchen, München-Daglfing und Dinslaken wirft dem ungeliebten Konkurrenten Knüppel zwischen die Beine. Er fordert Ausfuhrgebühren, wenn beim HVT registrierte Pferde auf Traberliga-Bahnen laufen und zurückkehren, er droht mit dem Wegfall von Züchterprämien und weiteren Maßnahmen. Jüngstes Beispiel: Eine Bitte um Genehmigung der Bildübertragungsrechte für zwei Sonnabend-Renntage in Hamburg wurde abgeschmettert. Begründung der zuständigen Trabrennsport AG (TRS): Der TV-Übertragungsplan für 2007 sei verabschiedet und werde nicht verändert. Insider meinen, HVT und TRS ziehen an einem Strang.

DTL-Vorsitzender Dimitrios Vergos (Karlshorst) sagt: "Der HVT will den Rennsport in Deutschland auf seinen vier oder fünf Bahnen konzentrieren. Wir mussten uns auf eigene Füße stellen." Die DTL hat von der Rechtsanwältin Monika Götz (Wuppertal) ein Kurzgutachten über die vom HVT angekündigten Sanktionen erstellen lassen. Darin heißt es: "Es handelt sich um eine willkürliche und unhaltbare Auslegung der Zuchtbuchordnung." Schließen sich am Montag alle Besitzer und Züchter von Trabrennpferden Stadlers Boykott-Aufruf an, dann kann Hamburg am 6. September nicht veranstalten. Willms ist nicht so pessimistisch: "In Pfaffenhofen wurden für den 1. September 65 Pferde genannt. Von Boykott keine Spur. Ich bin zuversichtlich, dass das in Hamburg auch so sein wird."