HAMBURG. Die Enttäuschung klingt bei Hans-Jürgen Jessen immer noch nach: "Wir waren ganz nah dran, so nah wie nie." Seit fünf Jahren will der Eventmanager Spitzenbasketball nach Hamburg holen. Diesmal schien er am Ziel. Die Bremen Roosters, die sich für die neue eingleisige Zweite Liga qualifiziert haben, wollten zur nächsten Saison nach Hamburg wechseln. Der Rückzug vom Umzug erfolgte in letzter Minute. "Wir bleiben in Bremen", entschied Roosters-Geschäftsführer Burak Canboy vergangene Woche. Der Softwareunternehmer ist zugleich wichtigster Geldgeber der Bremer Basketballer (Etat: 350 000 Euro).

Jessen hatte alles vorbereitet. Die Roosters hatten Ende Juni bei der Arbeitsgemeinschaft Zweite Liga eine Spielortverlegung von Bremen nach Hamburg oder München beantragt. Auch der FC Bayern hatte Interesse an dem Team. Mit einer verbindlichen Erklärung Canboys in Händen, nach Hamburg ziehen zu wollen, regelte Jessen Anfang Juli mit Sportstaatsrat Andreas Ernst, Rainer Hansen (Sportamt) und Dieter Bock (Bezirksamt Nord) in zwei Tagen die Rahmenbedingungen. Die Mannschaft hätte in der Sporthalle Hamburg in Alsterdorf gespielt, 15 Termine waren geblockt.

Canboy sagte trotz der Vorleistungen ab. Die Stadt Bremen hatte ihm im letzten Augenblick die geforderte zweitligataugliche Halle zugesagt. Weil die meisten Sponsoren der Roosters lokale sind, scheute er den Schritt nach Hamburg. Vorerst. "Das war alles zu kurzfristig. Die Pläne sind aber nur für den Moment ad acta gelegt", sagte Canboy dem Abendblatt. Er könne sich vorstellen, in der nächsten Saison die Roosters zum Test einige Male in Hamburg spielen zu lassen.

Die Basketball-Bundesliga hätte die Bremer in Hamburg begrüßt. Sie unterstützt seit drei Jahren alle Anstrengungen, hier ein Topteam anzusiedeln. 2005 lag für den Hamburger Basketball-Verband eine Wildcard für die Erste Liga bereit. Der Crew um Verbandspräsident Boris Schmidt gelang es jedoch nicht, Sponsoren für das Projekt (Etat: 1,5 Millionen Euro) zu finden.

Jetzt steht für die Erstklassigkeit wohl nur der Umweg über Liga zwei offen. Jessen: "Wir werden es nicht schaffen, eine Mannschaft in Hamburg aufzubauen, die von der vierten in die erste Klasse aufsteigt. Wir sind darauf angewiesen, dass ein Team aus der Ersten oder Zweiten Liga nach Hamburg will. Daran arbeiten wir weiter."