KIEL. Wenn Achim Griese auf der Kieler Woche am Steuer der X-35 "Celox" steht, gerät der Hamburger Treuhänder und Segelveteran sofort ins Schwärmen. "Das Schiff muss in enger Abstimmung mit den Segeltrimmern gesteuert werden, sonst fährt es zu unruhig und langsam", erklärt der 54-Jährige, "die Balance auf dem Ruder ist ganz ähnlich wie beim Starboot." Und das Gefühl kennt er noch gut, obwohl der Gewinn der olympischen Silbermedaille von Los Angeles mit Michael Marcour an der Vorschot schon 23 Jahre zurückliegt.

Die Einheitsklasse, in der alle Jachten von der dänischen Werft X-Yachts baugleich geliefert werden, weckt in Griese wieder Ehrgeiz, nachdem er dem Regattasport zuletzt nur sporadisch frönte. "Das Segeln verlernst du nicht", sagt Griese, "nur der Trainingszustand ändert sich." Seit Herbst vergangenen Jahres sind etliche Stunde zusammengekommen, mit denen sich die "Celox"-Crew der Flensburger Eignergemeinschaft Klaus Andresen und Sven Andersen auf den Saisonhöhepunkt vorbereitet hat. Die Leistungskurve zeigt steil nach oben. Durch den Gesamtsieg Anfang Mai bei der Maior-Regatta vor Kiel keimte sogar Hoffnung auf, den international führenden Holländern bei der WM Paroli bieten zu können.

Das Zwischenergebnis spricht eine andere Sprache. Nach fünf Wettfahrten war die "Celox" 17., es führte überlegen die "BRS X" von Cees Wieringa (Niederlande). Zur Halbzeit erkennt Griese neidlos an, dass "die schon besser mit dem neuen Boot zurechtkommen". Vielleicht fehlt der "Celox" auch noch ein gewiefter Mann für die Taktik, die der Steuermann derzeit selbst mitmacht. Der Trend zu einer professionelleren Crew scheint nicht aufzuhalten, da die Dickschiffklasse boomt und die Trauben immer höher hängen. Knapp zwei Jahre nach der Markteinführung segeln bereits 35 Starter aus acht Nationen die WM.

Seit vorgestern kann sich Griese immerhin ganz auf seinen eigenen Einsatz an Bord konzentrieren, denn bis dahin war er im olympischen Teil der Kieler Woche auch als OSA-Vorsitzender gefragt. An der Spitze des DSV-Ausschusses für Olympia kümmert sich er sich um die Belange der Aktiven. "Ich bin kein Funktionärstyp und habe mich nie nach einem Posten gestreckt", sagt Griese, "aber ich weiß noch genau, wo der Schuh bei der Aktiven drückt. Ich will meinen Rat nicht aufdrängen, aber ich helfe gerne."