HAMBURG. An den Mikrofonen kommt Shawn Mayer nach den Spielen der Hamburg Sea Devils meistens ungefragt vorbei. Er ist zu lange im Geschäft, um sich darüber zu wundern. Eigentlich ist es ihm sogar ganz recht, dass andere im Mittelpunkt stehen. Casey Bramlet zum Beispiel: Der ist als Quarterback schon von Amts wegen ein beliebter Gesprächspartner. Shawn Mayer, der Abwehrchef, hält sich gern im Hintergrund, so wie auf dem Spielfeld, wo er als Safety eine Art letzter Mann ist. Es sei denn, der Mann aus New Jersey hat etwas wirklich Wichtiges zu sagen.

Gestern Vormittag war einer dieser Momente. Die Mannschaft hatte sich zum ersten Training in der Frankfurter Commerzbank-Arena versammelt, in der sie am Sonnabend (19 Uhr) gegen die ortsansässige Galaxy die Yello Strom World Bowl XV ausspielt. Unter den Profis grummelte es. Einige fühlten sich von der NFL Europa schikaniert, weil die Sea Devils, obwohl als Tabellenführer offiziell Gastgeber der Partie, in den weißen Auswärtstrikots auflaufen müssen. Andere, weil im Mannschaftshotel zunächst nicht ausreichend Betten zur Verfügung gestanden hatten.

Also ergriff Mayer als Captain das Wort und ermahnte seine Mitspieler, sich gefälligst zusammenzureißen: "Konzentriert euch aufs Wesentliche! Wir sind hier, um einen Titel zu gewinnen." Wie das geht, weiß bei den Sea Devils keiner so gut wie er. Die World Bowl ist Mayers drittes großes Finale und nicht einmal das größte. 2004 stand der Passverteidiger in der Super Bowl für die siegreichen New England Patriots auf dem Feld. Schon mit seinem Highschool-Team, in dem er sich auch als Quarterback und Passempfänger versuchte, schaffte er es ins Endspiel.

"Trotzdem ist es für mich nicht Routine", versichert Mayer. Lieber spricht der 28-Jährige von einer "großen Chance für dieses Team". Mayer hat alle drei Spielzeiten mitgemacht, aber nie war er so wertvoll wie in diesem Jahr. 69-mal stoppte er einen ballführenden Gegenspieler, das gelang zuvor noch keinem "Meeresteufel". Mayer ist es auch, der per Kommando die Abwehrreihen sortiert. "Ich kenne unser System natürlich besser als die meisten anderen", sagt der Glatzkopf, der mit den schwarz geschminkten Balken unter den Augen immer ein bisschen bedrohlich aussieht.

Die Autorität bezieht Mayer allerdings aus seinem bedingungslosen Einsatz. "Mein Führungsstil ist, dass ich vorlebe, was ich für richtig halte." Es noch einmal in die große National Football League zu schaffen ist sein Traum, ein College-Abschluss in Justizverwaltung seine Lebensversicherung. Inzwischen kann er sich sogar vorstellen, in Hamburg heimisch zu werden. "Ich bin eigentlich kein Stadtmensch, aber Hamburg ist wunderschön." Und da wäre noch ein guter Grund zurückzukehren: Mit einer Hamburgerin hat sich Mayer besonders eng angefreundet.