HAMBURG. Moderne Kleidung, die neueste Musik oder auch mal ein Buch - im Internet bekommt man heutzutage fast alles. Per Mausklick haben sich auch Denis Tyagunow und Denise Herber kennengelernt. Die 16 Jahre alte Norderstedterin war auf der Suche nach einem neuen Tanzpartner und fand den 18 Jahre alten Moskauer unter dem Link www.dancesportinfo.net im Chat. Der erste Kontakt wurde in Englisch hergestellt, im Februar kam Denis dann nach Deutschland. Untergebracht ist der Neu-Hamburger bei Denise. Ein eigenes Zimmer hat er auch. "Wir tanzen ja nur zusammen", betont Denise.

Während die Zehntklässlerin morgens aus dem Haus geht, um die Schulbank auf dem Gymnasium Harksheide zu drücken, geht Denis zur Volkshochschule und büffelt Deutsch. In zwei Jahren will er sein Sprachdiplom in der Tasche haben, danach könnte er in Deutschland studieren. So lange unterstützen ihn seine Familie und die Gasteltern finanziell. Seine Aufenthaltsgenehmigung gilt erst einmal bis September und soll dann verlängert werden.

Zurzeit wird beim täglichen Training im Tanzsaal des Hamburger SV noch viel mit Händen und Füßen kommuniziert. "Ich bin ganz froh, dass sich die beiden noch nicht so viel unterhalten können. Sie sind nämlich dadurch nicht so abgelenkt, sondern ruhiger und konzentrierter", sagt Stanislaw Massold (24). Der gebürtige Kasache betreut das Duo zusammen mit HSV-Cheftrainer Asis Khadjeh-Nouri und ist außerdem der Dolmetscher.

Dass Denis mehr als 2000 Kilometer von seinem zu Hause in Moskau entfernt lebt, fällt ihm nicht immer leicht. "Ich habe schon ein bisschen Heimweh und denke an meine Familie, vor allem an meine kleine neunjährige Schwester Valeria. Aber ich hoffe, hier gut Deutsch zu lernen und später auch mit dem Tanzen Geld zu verdienen, vielleicht als Tanzlehrer", erzählt der 18-Jährige.

Schon mit fünf Jahren wurde Denis, der in Krasnoyarsk (Sibirien) geboren wurde, von seinen Eltern zum Tanzen angemeldet. Das ist in Russland nichts besonderes. Dort macht das fast jedes Kind", berichtet er. Während der Nachwuchs in Deutschland lieber Fußball oder Handball spielt oder zum Kinderturnen geht, stehen junge Russen ganz früh auf dem Parkett. Kein Wunder also, dass die Tänzerinnen und Tänzer aus Osteuropa schon in ihrer Jugend international sehr erfolgreich sind und deshalb als Partner überall "heiß begehrt" sind.

Denise und Denis eilen mittlerweile von Erfolg zu Erfolg. Ihren ersten Triumph feierten die beiden beim "Blauen Band der Spree" mit einem Sieg in der Hauptgruppe A Latein in Berlin. Richtig abgeräumt hat das Paar jetzt bei "Hessen tanzt" in Frankfurt, einem der größten Turniere in Deutschland. Dreimal stand das Paar ganz oben auf dem Siegertreppchen in der Hauptgruppe A und das nächste Ziel, der Aufstieg in die höchste deutsche Tanzkategorie, die S-Klasse, ist nur noch eine Frage der Zeit.