VALENCIA. In einem packenden Matchrace gegen die Spanier siegten die fehlerfreien Schweden gestern beim "Louis Vuitton Cup" der Americas Cup-Herausforderer mit sieben Sekunden und erhielten sich die Chance auf den vierten Halbfinalplatz. Die Germany I blieb in der Halle, denn das deutsche Segelteam hatte ein Freilos. Vor den beiden letzten Duellen heute gegen die Franzosen und morgen gegen +39 aus Italien hofft es nur noch auf einen Achtungserfolg. Denn nachdem die Italiener überraschend gegen Südafrika gewannen, dürfte Deutschland bei seiner Cup-Premiere am Ende Vorletzter bleiben.

"Wir wünschen uns nichts sehnlicher als endlich ein Sieg", sagte der Hamburger Grinder Henning Sohn. Obwohl die Mannschaft seit drei Wochen durcharbeitet, verzichtete sie erneut auf die notwendige Freizeit. Umfangreiche Wartungsarbeiten und Materialchecks standen auf dem Programm. Und in den Büros wurde hinter verschlossenen Türen erneut beraten, wie es mit der Kampagne weitergehen soll. Syndikatschef Michael Scheeren sucht verzweifelt nach einem tragfähigen Konzept, das Team des Webmilliardärs Ralph Dommermuth in eine erfolgreichere Zukunft beim nächsten Americas Cup zu führen.

Die Zeit läuft ihm schon wieder davon, denn gegen Ende der Vorrunde werden bereits die Weichen für die 33. Cup-Auflage gestellt. Vorverträge für die schnellsten Gebrauchtboote sind unterschrieben, und der Transfermarkt unter den Designern, Technikern und Seglern eröffnet. "Wenn zwei, drei neue Leute kommen", deutet Scheeren auf die Frage nach der Position des Skippers zaghaft an, "überlegen zu müssen, wie es weitergeht, wenn eine andere Konstellation Erfolg versprechender wäre".

Das klingt nicht wirklich nach einem Neuanfang. Immer klarer wird jedoch, dass Skipper Jesper Bank nicht nur die Verantwortung für das desolate Abschneiden mit 16 klaren Niederlagen in 18 Zweikämpfen zu tragen hat. Der Däne steht offenbar auch namhaften Neuzugängen im Weg. "Jesper ist verbrannt, unter ihm will doch kein Guter mehr segeln", sprechen nicht nur Karol Jablonski, deutsch-polnischer Steuermann bei den Spaniern, und der Hamburger Cockpitmann der Südafrikaner, Tim Kröger, offen aus, was viele denken.

Selbst im eigenen Team stehen nur noch seine engsten Mitstreiter zu Bank, so sehr hat er das Gros der deutschen Cup-Novizen, aber auch die erfahrenen ausländischen Kräfte verärgert. Der umworbene dreimalige Olympiasieger Jochen Schümann, Sportdirektor beim Cupverteidiger Alinghi (Schweiz) ist aus reinem Selbstschutz zunächst auf Tauchstation gegangen.

Etwas unfreiwillig, aber umso ehrlicher goss Deutschlands Segel-Legende Willy Kuhweide Öl ins Feuer. Die ARD wollte in ihrer vorerst letzten Liveübertragung aus Valencia vom Kommodore des Deutschen Challenger Yacht Clubs, dem offiziellen Herausforderer, spontan wissen, ob er sich Bank und Schümann künftig in einem Boot vorstellen könne. Kuhweide, bis 2006 noch Berater im Team Germany, aber dann wie viele andere von Bank ausgebootet, verneinte.