MELBOURNE. In der ersten Saison ohne die Lichtgestalt Michael Schumacher will das neu formierte deutsche Fahrerquartett in der Formel 1 für Glanzpunkte sorgen. Bruder Ralf Schumacher aus Kerpen hofft auf seinen ersten Sieg im Toyota, Nick Heidfeld aus Mönchengladbach träumt im BMW von seiner besten WM-Platzierung und Nico Rosberg aus Wiesbaden will im Williams auf jeden Fall besser sein als in seinem Premieren-Jahr.

Für Adrian Sutil aus Gräfelfing dient die Debütsaison indes erst einmal der Erfahrung. Eines steht für alle vier aber vor dem ersten Rennen an diesem Sonntag (4 Uhr/RTL und Premiere live) im australischen Melbourne gleichermaßen fest: Ferrari, erstmals ohne Schumacher, bleibt auch für die deutschen Fahrer klarer WM-Favorit.

In den Kampf um die Krone wird Ralf Schumacher mit Toyota vorerst kaum eingreifen können. Dafür soll endlich der erste Sieg im japanischen Boliden her. "Grundsätzlich habe ich mir vorgenommen, 2007 mein erstes Rennen für Toyota zu gewinnen", sagte er vor seinem 164. Formel-1-Rennen. Bislang hat der Wahl-Salzburger sechs Grand-Prix-Siege auf seinem Konto. Der neue Toyota TF107 sei sicherlich eine gute Basis, "aber wir müssen noch einen Tick schneller werden". Der 31-Jährige ist jedoch zuversichtlich, dass er mit Beginn der Europa-Rennen ab Mai an der Spitze mitfahren und mit den Top-Teams Ferrari, McLaren-Mercedes und Renault mithalten kann.

Landsmann Nick Heidfeld, der sich am Dienstag bei einem Tennis-Wohltätigkeitsturnier in Melbourne auf den Saisonauftakt einstimmte, hat sich ein konkretes Ziel gesetzt. "Ich will meine bisher beste Platzierung in der Fahrer-WM mindestens egalisieren und am liebsten überbieten." Das bedeutet Rang acht - diese Platzierung schaffte er vor sechs Jahren - oder besser. In den neuen BMW hat der 29-Jährige großes Vertrauen. "Der F1.07 war sofort schnell". Allerdings gab es bei Testfahrten "noch zu viele Defekte". Doch Heidfeld ist optimistisch vor seinem 115. Grand Prix: "Diese Probleme können wir hoffentlich bis zum Rennen in Melbourne lösen."

Einfach nur besser fahren als in seinem ersten Formel-1-Jahr möchte Nico Rosberg. Der Williams-Pilot hofft auf ein "standfesteres Auto". Der 21-Jährige möchte "persönlich gesehen" mit seiner Leistung zufrieden sein und sich kontinuierlich steigern.

Sein "Bestes geben" will Sutil in seiner ersten Saison. Für den 24-Jährigen, der sich unter anderem mit American Football auf das erste Kräftemessen vorbereitete, geht es erst einmal darum, im Spyker viele Erfahrungen zu sammeln. "Ich kenne nur sechs der 17 Grand-Prix-Strecken und muss mich im Formel-Zirkus auch erst mal einleben."

Sein Tipp für die kommende Saison heißt indes - ebenso wie bei Rosberg und Heidfeld - Kimi Räikkönen (Finnland) oder Felipe Massa (Brasilien), die beiden Ferrari-Piloten. "Einer von denen wird es machen", sagte Sutil, während sich Ralf Schumacher in punkto Fahrer-Titel nicht festlegen wollte. "Ich denke, dass es eine ganz spannende WM wird", sagte er. Einigkeit herrscht derzeit darüber, welches Team den Marken-Titel gewinnen wird: "Ich würde im Moment auf Ferrai tippen", sagte Rosberg.

Davon, dass das Fehlen des nunmehr als Berater für die Scuderia tätigen Rekordchampions Michael Schumacher Auswirkungen auf die Formel 1 hat, geht auch das deutsche Quartett aus. "Ich rechne mit einem Rückgang, aber nicht mit einem dauerhaften Einbruch des Interesses", meinte Heidfeld. "Anfangs wird es sicher eine Lücke in Deutschland geben, aber das sollte sich im Laufe des Jahres legen", sagte Sutil. "Es gibt jetzt vier starke, deutsche Formel-1-Fahrer, daher wird es für die Fans sehr spannend", meinte Ralf Schumacher.