HAMBURG. Wenn die Volleyball-Frauen der NA Hamburg am Sonntag im Spitzenspiel der Bundesliga gegen Meister und Pokalsieger Schweriner SC schmettern und blocken (15 Uhr, Neumoorstück), wird Michael Schöps (49) wieder auf seinem Stuhl herumrutschen, die Arme hochwerfen, verzweifelt in die Zuschauerränge gucken und die Fans zum Anfeuern auffordern. "Auf diesem Stuhl sitzen zu müssen, das ist eine Strafe", erklärt der so genannte "Zweite Trainer" der Fischbekerinnen. Nur Cheftrainer Helmut von Soosten darf am Spielfeldrand umherlaufen.

Der Titel umschreibt auch das Dilemma des Volleyball-Lehrers Schöps, der als Chefcoach dreimal mit den Schwerinerinnen Deutscher Meister geworden war, bei seinem letzten Klub, den Roten Raben Vilsbiburg, jeweils den zweiten Platz in der Liga-Endabrechnung eingefahren hatte. Zwei zusätzliche Pokalsiege machten aus dem gebürtigen Bonner einen der erfolgreichsten Frauen-Trainer Deutschlands.

"Von der Einstellung her fühle ich mich immer noch als erster Trainer", beschreibt er. Das hat auch nichts mit Loyalität zu tun, die ist in der Zusammenarbeit mit Helmut von Soosten absolut gegeben. Die gemeinsame Arbeit sei fruchtbar und vertrauensvoll, versichern beide unisono und glaubhaft. Nach Hamburg hatte es den Meistertrainer verschlagen, da er hier nur zwei Autostunden von seiner Familie mit Ehefrau Kathleen und den Zwillingen Benjamin und Tabea (4) entfernt ist, die in Seehof in der Nähe von Schwerin auf einem 800 Quadratmeter großem Grundstück ihr Haus besitzt.

Doch es kribbelt Schöps nach mehr als 20 Jahren im Trainergeschäft wieder in den Fingern. Von NA-H-Manager Horst Lüders hat er in dieser Woche das Angebot erhalten, den bisherigen Vertrag zu fast unveränderten Bedingungen verlängern zu können. "Ich muss mich bis Mitte April entscheiden, ob ich es annehme", so Schöps. "Wir wollen ihm bis dahin die Möglichkeit geben, sich ohne Probleme verändern zu können", erklärt Lüders. Da von Soostens Vertrag gerade um zwei Jahre verlängert worden ist, müsste Schöps in Hamburg weiter sitzen bleiben.