HAMBURG. Zehn, neun, acht, . . . !" Nie fiel ein Countdown bei einer deutschen Hockey-Endrunde so laut aus wie an jenem 13. Februar 1994. Und das nicht nur beim Harvestehuder THC. Dessen Herren gewannen erstmals einen Titel für ihren dank der Damen um Greta Blunck erfolgsverwöhnten Klub. 9:8 besiegten ihr Sohn "Büdi", Torwart Andreas Arntzen, Torjäger Stefan Saliger, Abwehr-Ass Michael Green und Co. in der Sporthalle Hamburg den Dürkheimer HC - nach 4:8-Rückstand! 4300 Besucher standen auf den Sitzen, Hockey-Hamburg stand Kopf und vereint hinter dem HTHC.

Wenn am Wochenende in der Alsterdorfer Arena erstmals eine Endrunde der Damen und Herren, das "Adidas Final Four", in Hamburg stattfindet, sind Erinnerungen ans Meisterstück des HTHC unvermeidlich. "Die Stimmung war einmalig", meint Dr. Green (34), Feldhockey-Weltmeister 2002. Dabei verlor der heutige Chirurg nach einem Stockschlag eineinhalb Zähne, blutete wie ein Boxer am Rande des K. o., - und erzielte dennoch das 6:8-Anschlusstor.

Damals kam die Kugel richtig ins Rollen, wurde Hallenhockey erstmals als Event inszeniert. Die Spieler liefen zu Beginn einzeln in die abgedunkelte Halle, nach den zahlreichen Treffern wurden von DJs Tor-Jingles eingespielt, zwei schwarz-gelbe HTHC-Harlekine fungierten für die sonst eher zurückhaltende hanseatische Krummstock-Familie als Einpeitscher.

Die Idee zu dem unvergesslichen Hockey-Karneval hatte die Mini-Agentur M+T: Jo Mahn, damals Kapitän und heute Trainer der Alster-Herren, sowie Christian Toetzke, heute Vorstand der Agentur upsolut (Cyclassics, City Man etc.). "Meine Wohnung diente als Büro", erinnert sich Mahn. "Wir hatten das Glück, frühzeitig eine Versicherung als Hauptsponsor zu gewinnen." Dadurch konnte die Endrunde massiv mit Plakaten und Rundfunkspots beworben werden.

Der Erfolg gab den Machern recht (Im Vorverkauf wurden 6000 Karten abgesetzt, die Halle war zweimal restlos ausverkauft.), wäre aber ohne das ehrenamtliche Engagement der Alster-Damen und -Herren nicht möglich gewesen. Der Lokalrivale bereitete dem HTHC sprichwörtlich den Boden, damals für 250 000 D-Mark von der Stadt angeschafft. Toetzke und Mahn ("Meine Bude musste danach komplett renoviert werden . . . ") machten dank einer Party vom Halbfinal- auf den Finaltag mit der Endrunde nur einen kleinen Gewinn, hatten jedoch die Gewissheit, "etwas Bahnbrechendes" geleistet zu haben. Der Maßstab! 1997 versuchte der HTHC als Ausrichter der bisher letzten Endrunde in Alsterdorf dieses Konzept zu kopieren, zog sportlich mit 6:7 im Endspiel gegen Dürkheim den Kürzeren.

Diesmal teilen sich die Agenturen dha und Null vier null Events das Risiko des Etats von knapp 100 000 Euro; 96 Ehrenamtliche helfen mit. Weil sich kein Hamburger Herrenteam qualifizieren konnte, verringerten die Veranstalter die Kapazität von 4300 auf 3800 Plätze pro Tag. Und geblieben ist das Problem, dass das rasante Hallenhockey bundesweit im Fernsehen kein Forum findet, allenfalls regional.

Adidas Final Four: Halbfinals: Sa., ab 12 Uhr; Finale, Damen: So., 11.30 Uhr; Herren: 14.30 Uhr. Tages- (25/ermäßigt 15 Euro) und Dauerkarten (38/ermäßigt 25 Euro) ab 11 und 10.30 Uhr, Krochmannstraße 55.