Berlin. Ein mögliches Daviscup-Comeback von Boris Becker stößt auch beim Präsidenten des Deutschen Tennis Bundes (DTB), Georg von Waldenfels, auf wenig Gegenliebe. "Wenn die Mannschaft, auf die wir in Zukunft setzen, das rundweg ablehnt, kann ich mir das nicht vorstellen. Das ganze Produkt Tennis wird dadurch belastet", sagte Waldenfels am Donnerstag. "Ich denke, dass Michael Stich meine Meinung kennt." Daviscup-Teamchef Stich hatte am Mittwoch angedeutet, dass er sich einen Einsatz des 34-jährigen Becker im Doppel des Weltgruppen-Abstiegsspiels gegen Venezuela vorstellen könne (Abendblatt berichtete). Für diesen Fall hatte Spitzenspieler Thomas Haas angekündigt, gegen die international unbekannten Südamerikaner eventuell nicht anzutreten. Darin sei er sich mit Rainer Schüttler, der deutschen Nummer zwei, einig. Waldenfels betonte mit Blick auf die Partie vom 20. bis 22. September in Karlsruhe, die Geschlossenheit der Mannschaft sei wichtig. Etwas anderes könne auch nicht im Sinn von Becker sein. "Er wird ja wohl nicht gegen die anderen antreten wollen", erklärte der DTB-Chef. Verbands-Sportwart Rolf Schmid befürchtete in der "Südwest-Presse" sogar: "Wenn es so weiter geht, wächst sich das Ganze zu einer echten Krise aus. Becker gehört nicht mehr zu den vier besten Spielern in Deutschland und hat deshalb in der Mannschaft nichts verloren. Boris im Doppel - das wäre ein publikumswirksamer Gag, aber sportlich ein Problem." Dass Stich plötzlich von seinem Konzept abweiche, sich im Nachwuchsbereich zu engagieren, irritiere ihn gewaltig. Unmittelbar nach einem gemeinsamen Schaukampf am 25. August in Berlin hatte Stich eine Nominierung von Becker noch ausgeschlossen. "Es ist eine Idee, die aus dem Wunsch des Fernsehens heraus entstand. Ich bin offen genug, alle Möglichkeiten auszuloten, dem deutschen Tennis wieder mehr positive Aufmerksamkeit zukommen zu lassen. Das ist eine der Möglichkeiten", sagte er jetzt. Und weiter: "Es wäre gut fürs deutsche Tennis, wenn Boris spielt."