Nach Verdacht droht ihr Verlust von Gold-Medaillen. Beistand für Nils Schumann.

Hamburg. Die Front des Schweigens bröckelt in der neuen Dopingaffäre um die ehemalige Weltmeisterin Grit Breuer (34) und 800-Meter-Olympiasieger Nils Schumann (28), denen "möglicher Besitz von Dopingmitteln" vorgeworfen wird. Breuer nahm über Anwalt Peter-Michael Diestel jetzt erstmals Stellung. Sie sei sehr bestürzt über die Vorwürfe, weise sie aber entschieden zurück und vermute "Sippenhaft". Diestel vertritt auch Breuers wegen Minderjährigen-Dopings im März zu 16 Monaten Freiheitsentzug auf Bewährung verurteilten Lebensgefährten Thomas Springstein (48) und neuerdings Radstar Jan Ullrich.

Unterdessen meldete sich aus seinem Urlaub auf den Kanarischen Inseln auch ihr früherer Manager Jos Hermens zu Wort. "Ich habe nichts Verbotenes getan", erklärte der Niederländer, nachdem der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) gegen ihn Strafanzeige wegen Verdachts des Verstoßes gegen das Arzneimittelgesetz erstattet hatte. Hermens betreut rund 120 Leichtathleten, darunter Nils Schumann (LG Frankfurt).

Ihm und Breuer werden Kontakte zum zwielichtigen spanischen Mediziner Miguel Angel Peraita nachgesagt, gegen den der DLV ebenfalls Strafanzeige stellte. "Ich glaube schon, dass Schumann und Breuer bei Peraita waren", bestätigte Hermens inzwischen. Laut "Süddeutsche Zeitung" soll er ihre Arztrechnungen bezahlt haben. In beiden Fällen sei es aber nicht um Doping gegangen, so Hermens: "Ich tue viel für die Athleten. Aber ich bin kein Manager des Dopings." Belastet wird er indes auch von Amewuh Mensa, Schumanns früherer Lebensgefährtin. Die Hochspringerin war von 2001 bis 2003 wegen Dopings gesperrt. Die verbotenen Mittel soll sie von Peraita bekommen haben, die Vermittlung sei damals über Hermens gelaufen. "Daran bestand nie ein Zweifel", sagte ihr Bonner Anwalt Richard Eimer.

Laut DLV-Präsident Clemens Prokop könnten Breuer gemäß Bestimmungen des Weltverbands IAAF rückwirkend Medaillen für acht Jahre aberkannt werden. Zum Beispiel das EM-Gold von München 2002. In diesem Fall wäre davon die gesamte 4 x 400-Meter-Staffel betroffen. Schumann droht kein Verlust von Medaillen, da er nur zur Zeit seiner Verletzungspause (2003 bis August 2004) bei Springstein trainiert hat. Prokop: "Für Nils Schumann käme die Mindestsperre von zwei Jahren in Betracht, wenn die Vorwürfe bestehen bleiben, sie könnte bei besonderen Umständen bis auf ein Jahr reduziert werden."

Dies würde für Schumann einen herben Rückschlag bedeuten. Der Europameister von 1998 bereitet sein Comeback für 2007 vor und verlängerte Anfang November seinen Vertrag bei der LG Frankfurt. LG-Chef Peter Fischer sicherte Schumann Rückendeckung zu: "Wir werden Nils helfen, die Vorwürfe zu entkräften. Wir leben in einem freien, demokratischen Rechtsstaat, in dem zunächst die Unschuldsvermutung gilt."

Unterdessen ermittelt der DLV noch gegen einen dritten Leichtathleten. Aus verfahrenstechnischen Gründen werde der Name nicht genannt. Es soll sich aber um keinen Topstar handeln. Der Verdacht gegen Breuer und Schumann entstand bei nachträglicher DLV-Sichtung der Prozessakten im Fall Springstein.