Bei der Neuauflage der Wettfahrt von Newport nach Hamburg im nächsten Jahr ist erstmals eine Frauencrew dabei. Zwölf von 14 Seglerinnen stehen bereits fest. Abendblatt Sonntags stellt das Projekt des Deutschen Hochseesportverbands Hansa vor und wird die Frauen in den nächsten Monaten begleiten.

Hamburg - Unternehmensberaterin Inken Braunschmidt und Petra Kliba-Schmidt aus Kroatien. NDR-Redakteurin Antje Wöhnke und die Berliner Ärztin Melanie Aalburg. Kraft-Foods-Produktmanagerin Frauke Windolph und die Bonnerin Stephanie Edeler. Die Hamburger Grafikerin Madeleine Krüger und die Geschäftsführerin eines Werkzeugbetriebs, Beate Nielhoff. Die Kielerin Maren Gadischke und die Glücksburgerin Sabine Jüttner-Strop. Medizinerin Karin Tinnemeyer und Segellehrerin Dunja Schmidt. Zusammen sind sie die Frauencrew des XX-Sailingteams, die kommenden Sommer eine der wohl härtesten Amateurregatten segelt. Schiffsführerin Inken Braunschmidt will mit 13 Mitseglerinnen (was an Jim Knopf und die Wilde 13 erinnert) vom 16. Juni an erstmalig für den Deutschen Hochseesportverbandes Hansa (DHH) im Rahmen des "HSH Nordbank blue race" von Newport, Rhode Island (USA), nach Hamburg segeln. "Auch wenn wir kräftemäßig benachteiligt sind, wir wollen ganz vorne mitfahren", sagt Schiffsführerin Inken Braunschmidt selbstbewusst.

Und selbstbewusst müssen sie alle sein. Denn auf die zwölf Frauen warten während der Regatta große Herausforderungen. In dem Revier gibt es nicht selten schwere Stürme mit vielen Meter hohen Wellen. Die großen Eisberge des Labrador-Stroms kommen ihnen gefährlich nahe. Und dann gibt es Wale und über Bord gefallene Container, die möglicherweise auf der Strecke schwimmen. An Bord selbst können Verletzungen und Krankheiten die Frauen schwächen. "Doch wir werden uns so gut vorbereiten, dass uns all diese Gefahren nicht schrecken können", so Braunschmidt.

30 Frauen haben sich um die Teilnahme beworben

Gefunden hat sich die Crew nach verschiedensten Tests und Trainings. 30 Frauen hatten sich um eine Mitgliedschaft in dem Team beworben. 14 dürfen mit. Zwölf Mitseglerinnen stehen fest. Zwei Mitglieder sollen in den nächsten Wochen benannt werden. Im Frühjahr 2006 fand das erste Sichtungssegeln statt. Wenige Wochen später starteten zwei Schiffe mit den Bewerberinnen zum "HSH Nordbank pre blue race" rund Skagen. "Allerdings mit männlichen Schiffsführern", so Wibke Borrmann, die die Crew von Land aus betreut. "Eine endgültige Entscheidung über die Skipperin war noch nicht gefallen."

Es folgte ein Trainingswochenende auf der Flensburger Förde. "Dabei wurden Regatten auf Jollen ausgetragen, um das seglerische Können der Bewerberinnen zu beobachten", so Braunschmidt. Zuletzt absolvierten die Frauen im Oktober einen zweiwöchigen Törn auf der Ostsee. "Wir haben es in diesen Tagen geschafft, Skagen und die dänischen Inseln Bornholm und Seeland zu runden", so Frauke Windolph. 1400 Seemeilen haben die Frauen dabei hinter sich gebracht.

Das ist knapp die Hälfte der Strecke, die sie während der Regatta im nächsten Sommer bewältigen müssen. Rund 3500 Seemeilen lang ist die Wettfahrt des "HSH Nordbank blue race". Die Route von Newport über den Atlantik führt nördlich um Großbritannien herum nach Hamburg.

Die Frauen haben ihrem Team für das große Projekt einen ganz besonderen Namen gegeben. Sie nennen sich "XX Sailingteam". Doch der verweist nicht, wie oft angenommen, auf ihr schnelles Schiff, eine X-612, sondern auf die Chromosomenstruktur der Crew. "Immer wieder sprechen uns aber Menschen an, die sich über den Namen wundern", sagt Frauke Win-dolph. "Dabei ist der Ursprung des Namens doch so nahe liegend."

Ihr Schiff ist die knapp 19 Meter lange Yacht "KPMG". Eigner ist der DHH, der die Yacht bereits im Jahr 2003 an dem Rennen über den Atlantik teilnehmen ließ. Vor drei Jahren belegte das Schiff als schnellste deutsche Yacht Platz fünf und bewältigte die 3500 Meilen in nur 19 Tagen. "Unser Ziel ist damit gesteckt. Wir wollen in weniger als 19 Tagen nach Hamburg fahren", so Braunschmidt.

Fitnessstudio und Wetterkunde zur Vorbereitung

Um dieses ehrgeizige Ziel zu erreichen, wollen sich die zwölf Frauen ganz gezielt auf die Regatta vorbereiten. Dazu gehört ein Sicherheitstraining für alle Crewmitglieder. "Mir reicht es nicht, dass nur einige an Bord diesen Kursus absolvieren", so Braunschmidt. Zudem wollen alle ein Wetterkundeseminar besuchen. Jedes einzelne Crewmitglied trainiert bereits seit Wochen im Fitnessstudio. Zu Beginn des kommenden Jahres wollen sie dann noch einmal auf ihrem Schiff zwei Wochen trainieren. "Dieser Punkt bereitet uns aber noch Sorgen, denn unsere Yacht liegt zu der Zeit in der Karibik, und die Kosten für dieses Training sind bisher nicht gedeckt."

Dabei ist Braunschmidt diese Trainingseinheit besonders wichtig. "Wir müssen noch mehr auf der "KPMG" segeln, damit wir alle jede Ecke des Schiffes kennenlernen und mit den Bewegungen, Reaktionen und Kräften der Yacht genau vertraut sind", sagt die Skipperin. Zudem müsse sich das Team selbst noch besser einspielen. "Es ist wichtig, dass wir uns alle ganz genau kennen. Dass wir ein richtig eingespieltes Team werden."

Als Hauptsponsor finanziert die KPMG das Projekt

Denn Braunschmidt will die Regatta im nächsten Sommer anders angehen als alle anderen Crews. "Wir müssen wegen unserer Kräfte eine besondere Taktik entwickeln." Dazu gehöre es beispielsweise, dass man die Segel nicht so oft wechseln könne. "Deshalb müssen wir alle ein besonderes Gespür für das Schiff bekommen." Um die fehlenden Kräfte an anderer Stelle wieder wettmachen zu können.

Um die Finanzierung ihres Projekts müssen sich die jungen Seglerinnen nicht mehr sorgen. Denn seit etwa zwei Wochen haben sie mit der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft KPMG jetzt einen Hauptsponsor. Zudem unterstützt die Eberhardt-Wienholt-Stiftung die Crew. "Damit ist das Projekt gesichert, jetzt suchen wir noch Kosponsoren, die uns bei der Ausrüstung helfen", so Braunschmidt. Da sei technisches Gerät, wie ein Wasseraufbereiter, das noch fehle. Oder die Segelkleidung für die Mannschaft. "Doch noch haben wir ja Zeit, um diese Details zu klären."

Viel wichtiger sei es da gewesen, dass die Arbeitgeber der Seglerinnen das Projekt unterstützen. Die Frauen arbeiten in den verschiedensten Berufen. So war es beinahe die größte Herausforderung, alle Arbeitgeber von ihrem Projekt zu überzeugen. "Schließlich werden wir mehr Urlaub benötigen. Und wahrscheinlich nach der Ankunft auch nicht sofort wieder voll einsatzfähig sein", sagt Windolph. Doch alle hätten von ihren Unternehmen große Unterstützung bekommen. "Sie haben verstanden, dass das eine einzigartige Chance ist, die im Leben so schnell nicht wiederkommt."