Nach der Finalniederlage im Juni will der deutsche Superstar Dallas zum ersten Titel der Vereinsgeschichte werfen. Trainer Avery Johnson sagt: “Das Team ist gereift.“

Dallas. Dirk Nowitzki und die Dallas Mavericks planen den großen Coup: Zum heutigen Saisonbeginn der nordamerikanischen Profiliga NBA hat Deutschlands bester Basketballer den letzten Schritt seiner sportlichen Reifeprüfung angekündigt: "Die Finalniederlage in der vergangenen Saison war eine sehr schmerzhafte, aber auch lehrreiche Erfahrung. Der Sommer war verdammt lang. Wir hatten viel Zeit zum Nachdenken. Diesmal wollen wir die Sache richtig machen und uns den Meisterring holen." Es wäre der erste der Vereinsgeschichte. Mit 26,6 Punkten und neun Rebounds im Durchschnitt war Nowitzki der überragende Spieler der Mavericks - und einer der besten der Liga.

Nach der vermeidbaren Finalpleite im Juni gegen die Miami Heat - 2:4 nach 2:0-Führung - sind die Ansprüche der Texaner noch einmal gestiegen. Für das Unternehmen Titelgewinn hat Klub-Eigentümer Mark Cuban, ein Internet-Milliardär, in der Sommerpause 180 Millionen Dollar allein für das Halten seiner Führungskräfte Nowitzki, Spielmacher Jason Terry und Trainer Avery Johnson ausgegeben. Die Neuzugänge Devean George, Anthony Johnson, Austin Croshere und Greg Buckner gelten als solide Verstärkung des Kaders. Nowitzki verlängerte seinen Vertrag um drei Jahre für garantierte 60 Millionen Dollar und wird jetzt bis zum Ende der Saison 2010/2011 in Dallas bleiben. Sein Jahresgehalt erhöht sich damit von der Saison 2008/2009 von 15 auf 20 Millionen Dollar. Der Druck, der auf dem 28-Jährigen lastet, nimmt mit dem lukrativen Deal zu. Dabei war seine Saisonvorbereitung nicht ideal. Wegen seiner Teilnahme mit der deutschen Nationalmannschaft an der Basketball-WM in Japan (Platz acht) fehlen ihm drei Wochen Erholung. Zudem war die Spielzeit 2005/2006 durch das Erreichen der Play-off-Endspiele mit insgesamt 105 Spielen extrem lang.

"Ich mache mir um Dirk keine Sorgen. Er ist unser Boss, und Niederlagen machen große Spieler nur noch besser. Wir sind als Mannschaft gereift", sagte Coach Avery Johnson. Auch wenn die General Manager der 30 NBA-Teams in einer Umfrage die San Antonio Spurs als Titelkandidat favorisieren, traut der legendäre Michael Jordan den Mavericks die Meisterschaft zu: "Natürlich waren die Endspiele am Ende ein Desaster, aber Nowitzki hat für mich nicht versagt. Ohne ihn wäre Dallas gar nicht so weit gekommen. Keine Mannschaft ist in dieser Saison so heiß wie die Mavericks." Auch Boris Becker, in seiner Funktion als Teilzeit-TV-Reporter am vergangenen Wochenende in Dallas, ist längst zum Nowitzki-Fan geworden. "Dirk ist ein Super-Typ. Wenn einer vor zehn Jahren aus Deutschland nach Dallas kommt und einer der besten Spieler der NBA wird, ist das eine unglaubliche Geschichte", meinte der dreimalige Wimbledonsieger.

Nowitzkis Aufstieg zu einem der Vorzeigeprofis der NBA passt zur zunehmenden Dominanz ausländischer Spieler. 82 Spieler aus 38 Ländern haben das Gesicht der Liga gewaltig verändert. Bei der Spieler-Draft talentierter Nachwuchskräfte wurde sogar erstmals ein Europäer als erster Akteur gezogen. Der 21 Jahre alte Italiener Andrea Bargnani wird die Toronto Raptors verstärken und in seinem ersten Profi-Jahr maximal 980 000 US-Dollar verdienen.

Die größte Neuheit der 61. NBA-Saison ist das Spielgerät. Erstmals seit 35 Jahren wird ein Ball eingeführt, dessen Oberfläche nicht mehr aus Leder, sondern einer synthetischen Mikrofaser-Komposition besteht. "Ich höre immer nur bessere Griffigkeit. Von wegen", jammerte Miamis Center Shaquille O'Neal, "das Ding fühlt sich an wie ein Billigball aus dem Supermarkt."