Profiboxen: Die Leidensgeschichte eines jungen Schwergewichts-Talents

HAMBURG. Die Wette war durchaus ernst gemeint. "Egon Roth wird mehr Quote machen als die Klitschkos", hatte Klaus-Peter Kohl, Chef der Hamburger Universum Box-Promotion, gegenüber einem zweifelnden Boxexperten einen optimistischen Ausblick auf die Karriere eines der hoffnungsvollsten deutschen Schwergewichts-Talente gewagt.

Gemeinsam mit seinem drei Jahre jüngeren Bruder Dieter, der ebenfalls beim Hamburger Spotlight-Stall von Kohls Schwiegersohn Dietmar Poszwa unter Vertrag steht, sollte der 26-Jährige die darbende Königsklasse des Berufsboxens aufmischen und für Rekord-Einschaltquoten sorgen. Da die Brüder ansprechendes Aussehen, Geradlinigkeit und sportliches Talent in sich vereinen, gelten sie als perfekt zu vermarkten. Egon Roth war im Mai vergangenen Jahres im ZDF bereits als zweiter Hauptkämpfer einer Universum-Gala in Braunschweig präsentiert worden.

Doch nun müssen Kohl und Poszwa darum bangen, dass ihr Hoffnungsträger überhaupt noch einmal in den Ring zurückkehren kann. Roth, der am 16. September auf der mittlerweile abgesagten Universum-Gala in Stuttgart gegen den Gießener Altmeister Andreas Sidon boxen sollte, begann gestern nahe seiner Heimat Frankenthal wegen anhaltender Rückenprobleme eine dreiwöchige Reha-Phase, an deren Ende er eine Entscheidung über die Fortsetzung seiner Laufbahn fällen muss. Ein leichter Bandscheibenvorfall, vor allem aber eine Instabilität der Rückenmuskulatur, die fünf Wirbel in Mitleidenschaft gezogen hat, sorgt für ständige Schmerzen. "Ich war bei fünf verschiedenen Ärzten, alle haben mir gesagt, dass ich eine Reha brauche. Reparieren kann man den Schaden nicht, nur so eindämmen, dass ich problemlos trainieren und boxen kann. Im Moment glaube ich natürlich daran, dass alles gut wird", sagt Roth. Doch der Zweifel klingt in seiner Stimme überdeutlich mit.

Das ist bei Roths Vergangenheit auch kaum verwunderlich. Seit er im September 2003 als Gründungsmitglied bei Spotlight anheuerte, war sein härtester Gegner der eigene Körper. Mittelhandbruch, Sehnenriss in der Hand, Muskelfaserriss im Oberschenkel, Mandeloperation und nun seit Februar anhaltende Rückenprobleme - diese Krankenakte schlägt Roth aufs Gemüt. "Ich komme einfach nicht in die Gänge, mache mir jeden Abend Gedanken, woran es liegt. Ich hatte einige schlaflose Nächte in den vergangenen Wochen", sagt er. Die Zukunftsangst, was aus ihm wird, falls der Körper nicht mehr mitspielt, nagt ebenso an der Psyche wie die Befürchtung, man könnte ihn für einen Simulanten halten. "Ich werde alles daransetzen, dass ich zurückkomme", verspricht er, "aber wenn ich immer unter Schmerzen trainieren oder noch ein- oder zweimal länger pausieren muss, werde ich aufhören. Die Gesundheit geht vor."

GEWINNSPIEL

Wer Egon Roths Bruder Dieter und acht weitere Kämpfer aus dem Hamburger Spotlight-Stall einmal hautnah erleben möchte, der hat am 22. August Gelegenheit dazu. Das Abendblatt verlost fünfmal zwei Eintrittskarten für die Spotlight-Gala im Universum-Gym an der Walddörferstraße (Beginn 18 Uhr, Eurosport live ab 21 Uhr). Schicken Sie bis morgen, 12 Uhr, ein Fax mit dem Kennwort "Boxen faustnah" an 040 - 34 72 64 56. Wer kein Glück hat: Karten gibt es im Internet (www.boxing.de) oder unter Tel. 040 - 69 65 59 59.