KIEL. Mit 25 und 22 Jahren sind sie die absoluten Youngster im Feld der Starbootsegler und neu in der traditionellsten olympischen Bootsklasse zudem. Trotzdem mischen Robert Stanjek und Frithjof Kleen, zwei Berliner, die für den NRV Hamburg starten, bei der Kieler Woche schon in der internationalen Spitzengruppe mit. Nach vier Rennen auf Platz drei, das hätte sich der Nachwuchs kaum träumen lassen.

"Wir sind jung und haben keinen Erwartungsdruck", sagt der Steuermann, "das gibt uns Gelassenheit". Eine Erklärung für den Erfolg ist die internationale Sparringsgemeinschaft mit zwei der besten Segler der Welt. Trainiert wird mit dem Brasilianer Robert Scheidt, der nach zwei olympischen Gold- und einer Silbermedaille im Laser ins Starboot umstieg und, wie sollte es anders sein, auch das Kieler Woche-Klassement anführt.

Auch der Pole Mateusz Kusznierewicz, bisher ein Star im Finn Dingi, gehört zu den Partnern, die sich in Warnemünde zum Tuning zusammengetan haben. Der 33jährige Scheidt, der einen deutschen Vater hat und gut deutsch spricht, gilt als sympathischer Ausnahmesegler, von dem jeder lernen kann.

"Die Arbeit ist immer hochprofessionell, ohne den Spaß aus den Augen zu verlieren", berichtet Stanjek, der selbst vorher Lasersegler war, von den gemeinsamen Trimmschlägen. Gleiches gelte für den Goldmedaillengewinner von 1996, Kusznierewicz. Ein weiterer Pluspunkt sei der dänische Trainer Christian Rasmussen. "Ein Genie", schwärmt Robert Stanjek, der mit dem Coach in diesem Jahr 100 Wassertage eingeplant hat, "um unser Geschwindigkeitspotential zu verbessern".

Bei dem Aufwand muß die Ausbildung schon mal zurückstehen. Stanjek studiert an der Berliner Humboldt-Universität Sportwissenschaft, Kleen in Rostock Politikwissenschaft und Philosophie. Das Ziel ist klar: Olympia 2008 in Qingdao (China). Doch das wollen Marc Pickel und Ingo Borkowski (Kiel/Potsdam) auch, nachdem sie 2004 überraschend die Ausscheidung gegen Altmeister Alex Hagen (NRV) verloren hatten. Bereits beim Bacardi Cup im Winter in Miami (Florida) machten die beiden jedoch in einem internationalen Spitzenfeld mit Rang zwei von sich reden.

"Wir gehen unseren eigenen Weg", sagt Pickel auf die Frage nach den deutschen Mannschaftskollegen, "wir orientieren uns auch international". Seine Geheimwaffe steht noch in einer Halle am Nordostseekanal. Der gelernte Bootsbauer hat aufwendige Strömungsforschungen und -berechnungen betrieben und baut sich aus den Erkenntnissen derzeit sein eigenes Starboot.

Obwohl die Regeln eng gesteckt sind, verspricht sich Pickel davon einen kleinen, aber entscheidenden Vorteil. Im Spätsommer ist Stapellauf, den Zeitpunkt des ersten Wettkampfs verrät er wegen der Konkurrenz nicht. Vielleicht ist es die Europameisterschaft vom 7. bis 12. August während der Rolex Baltic Week vom NRV in Neustadt/Holstein. "Neben der WM im Herbst in San Francisco ist das unser Saisonhöhepunkt", sagen alle. Schließlich sei ein Heimspiel immer auch besonderes Prestige.