Handball: HSV Hamburg - MT Melsungen 35:34. Der Pokalsieger schöpft jetzt auch in der Bundesliga sein Potential aus.

Hamburg. Der HSV Hamburg hat nach dem offensichtlich erlösenden Pokalsieg den Spaß am Sport wiedergefunden - und macht jetzt in der Bundesliga endlich ernst. 5457 Zuschauer in der Color-Line-Arena jedenfalls verfolgten das Handball-Happening beim letztlich souveränen 35:34-(21:15)-Erfolg über MT Melsungen mit Vergnügen. HSV-Trainer Martin Schwalb: "Nur die Schlußphase hat mir nicht gefallen. Da hätten wir unseren Vorsprung fast leichtfertig verworfen."

Den größten Unterhaltungswert hatte das ohnehin muntere Spiel Mitte der ersten Halbzeit, als das Schiedsrichtergespann die überhart einsteigenden Melsunger mit Zwei-Minuten-Zeitstrafen phasenweise bis auf zwei Spieler (ein Feldspieler plus Torhüter) dezimierte und damit die HSV-Fans zu neuen Versen animierte: "Einer geht noch raus!" Dann allerdings hätte die Begegnung abgebrochen werden müssen. So weit ließen es die Unparteiischen nicht kommen. Sie ignorierten einen ebenfalls mit zwei Minuten zu ahndenden Wechselfehler. Sportlich konnten - oder wollten - die Hamburger von ihrer Überzahl indes nur mäßig profitieren. Sie vergrößerten ihren Vorsprung gerade einmal von 9:6 auf 12:7. In den Minuten danach zogen sie dann entscheidend auf 18:10 (25.) davon. Torwart-Talent Tobias Mahncke (21) durfte deshalb in der zweiten Hälfte 16 Minuten ran. Er hielt vier Bälle und einen Siebenmeter.

Für Pascal Hens hatte der Tag weniger fröhliche Momente - und das nicht nur des blauen Auges wegen, das er sich früh im Spiel einhandelte. In der "Sport-Bild" hatte Bundestrainer Heiner Brand ihm und dem Kieler Christian Zeitz mangelnde Einstellung vorgeworfen und beiden mit dem Rauswurf aus dem Nationalteam gedroht. Grund der Brand-Rede: Beim Vierländerturnier über Ostern in Paris hatte sich die deutsche Auswahl mit drei hohen Niederlagen blamiert.

HSV-Sportchef Christian Fitzek will aber mit Brand reden: "Bei allem berechtigtem Ärger sollte Heiner Brand nicht zwei noch junge Spieler zum Sündenbock machen. Pascal ist ein Handballer mit Leidenschaft, der es nicht verdient hat, öffentlich derart abgestraft zu werden."

Tore: HSV: Jansen 7 (1 Siebenmeter), Pungartnik 6, B. Gille 4 (1), Lijewski 4, G. Gille 3, Flohr 3, Knorr 3, Schröder 2, Hens 2, Kokir 1; Melsungen: Kraus 8, Sanikis 7, Hruby 5, Valo 4, Hazl 3 (2), Wöhler 2, Kurtagic 2 (1), Kontic 1, Hock 1, Radcenko 1. - SR: Bernd und Harald Andler (Remseck/Stuttgart). - Z.: 5457. - Zeitstrafen: 8; 10.