HAMBURG. Für Familie Papovic war es ein Schock. Beim Spielen wurden die Schwestern Lejla und Amela von einer Horde älterer Mädchen in Wilhelmsburg überfallen. "Wir waren damals etwa acht und zehn Jahre alt. Sie zogen uns an den Haaren, schlugen uns gegen den Kopf. Zum Glück konnten wir weglaufen", berichten die beiden Abiturientinnen.

Eine solch schlimme Erfahrung wollten die Schwestern nicht noch einmal machen. Sie meldeten sich zum Taekwondo-Training an, lernten sich nach koreanischer Tradition und Philosophie im Kampf selbst zu verteidigen. Heute konzentrieren sie sich auf die Technik. Zusammen mit Alida Tuli (28) bilden Lejla (20) und Amela (18) ein erfolgreiches Team im Synchron-Taekwondo.

Ihre Bewegungen sind ausdrucksstark, die Mimik läßt jeden imaginären Kontrahenten wissen: "Mit uns ist nicht zu spaßen!" "Es ist eben ein Kampfsport und soll auch danach aussehen", sagt Lejla. Technik, Kraft, Dynamik und Körperbeherrschung sind bei der im Gegensatz zum Vollkontakt-Taekwondo nichtolympischen Synchron-Variante entscheidend.

Eine Verbeugung zur Fläche, eine weitere zu den Kampfrichtern. Dann geht es los. Keine der drei jungen Frauen gibt ein ersichtliches Kommando, und doch führen sie alle Bewegungen gleichzeitig aus. "Man läuft einfach das ab, was man gespeichert hat", erklärt Alida, die Erfahrenste des Teams.

Etliche Turniererfolge feierte die Sportstudentin in der Vergangenheit bereits im Vollkontaktbereich. Doch eine Erfolgsserie wie im vergangenen Jahr mit den Papovic-Schwestern im Synchron hatte auch sie noch nicht erlebt. Dem Trio gelangen nicht nur Siege bei den deutschen und internationalen deutschen Meisterschaften, sondern auch der Triumph bei der EM in Finnland.

Zurück in der Heimat wurden die Europameisterinnen von Familienangehörigen und Freunden auf dem Flughafen sogar mit einem roten Teppich empfangen. Abendblatt-Leser wollen ihnen diesen nun ein weiteres Mal ausrollen und nominierten die Kampfsportlerinnen als beste Mannschaft 2005. Ein toller Start in ein Jahr, in dem die Papovic-Tuli-Kombo die Kontrahentinnen auch bei der WM das Fürchten lehren will.