Eishockey: Freezers heute (19.30 Uhr) gegen Nürnberg Ice Tigers. Wie Stürmer Björn Bombis über seine derzeitige Situation in Hamburg denkt.

Hamburg. Wenn seine Kollegen heute zum DEL-Punktspiel gegen seinen Exklub Nürnberg Ice Tigers auflaufen, dann ist es wieder da, dieses Schamgefühl. Freezers-Stürmer Björn Bombis wird wieder auf der Ersatzbank sitzen und die Gedanken im Kopf rotieren lassen. "Es ist peinlich, wenn man gegen seinen alten Verein draußen sitzt und spürt, daß die früheren Kollegen denken: ,Der Bombi ist ja total abgemeldet. Der Wechsel hat ja gar nichts gebracht.'"

Schaut man auf die Punkte- und Eiszeitstatistik, muß man zu dem Schluß kommen, daß die Kollegen von einst richtig liegen. Der Wechsel des gebürtigen Berliners, der vor der Saison in Hamburg als "deutscher Hoffnungsträger" vorgestellt wurde, hat sich bislang nicht gelohnt. Mit dem Versprechen, nicht mehr - wie in Nürnberg - als Vierte-Reihe-Stürmer eingesetzt zu werden, war Bombis zu den Freezers gelockt worden. "Man hat mir gesagt, ich wäre für die ersten drei Reihen gesetzt, und vor allem bezahlt man mir auch ein solches Gehalt", sagt der 23jährige. "Aber ich habe wohl unterschätzt, daß in Hamburg genug Kohle vorhanden ist."

Dabei war der Start in die Saison für Bombis verheißungsvoll. In der Vorbereitung harmonierte er gut mit den anderen jungen Deutschen. Doch als Trainer Mike Schmidt nach dem schwachen Auftakt auf ein extrem defensives System umstellte, war Bombis außen vor. "Björn ist ein talentierter Spieler, der hart arbeitet. Aber im Defensivbereich hat er Schwächen", sagt Schmidt. Bombis weiß, daß er nur bedingt abwehrbereit ist. Aber er will nicht einsehen, daß seine offensiven Qualitäten nicht ausreichen sollen, um wenigstens fest in der dritten Reihe spielen zu können. "In Nürnberg waren neun andere stärker, da konnte ich mich nicht beschweren. Aber in Hamburg gehöre ich in die dritte Reihe", sagt er. Die Statistik gibt ihm recht. Zwei Tore und drei Assists sind nicht berauschend, aber mit fünf Punkten ist er immerhin noch siebtbester Freezers-Stürmer.

Nachdem ihm zuletzt aber sogar die Förderlizenz-Spieler vorgezogen wurden, platzte Bombis der Kragen. Er beauftragte seinen Manager, ihm einen neuen Klub zu suchen. Als in der vergangenen Woche jedoch ein konkretes Angebot von den Hannover Scorpions vorlag, untersagten die Freezers mit Hinweis auf die angespannte personelle Lage einen Wechsel. "Darüber war ich sauer. Ein Wechsel wäre für alle besser. Die Freezers wären einen unzufriedenen Spieler los, und meine Entwicklung würde nicht gehemmt", sagt Bombis, der betont, nur aus sportlichen Gründen weggehen zu wollen. "Das Team ist intakt, die Stadt ist super. Aber was nützt das, wenn ich mich nicht als Teil des Erfolgs fühle und die Stadt nicht genießen kann, weil ich nach den Spielen häufig angefressen nach Hause gehe?"

Er habe zwar das Image eines Sonnyboys, "aber das bin ich gar nicht. Ich sehe meine Situation sehr verbissen", sagt er. Eishockey sei die Nummer eins in seinem Leben, "nur wenn es da läuft, geht auch alles andere locker". Derzeit schaut er dreimal pro Tag auf die Homepage der DEL. "Wenn ich da sehe, wie die anderen Deutschen in meinem Alter punkten, fühle ich mich noch schlechter." Trotzdem braucht er den Klick ins Internet, auch zur Entspannung, die er zudem bei Videofilmen oder einem guten Essen mit seiner Freundin findet. "Ich versuche, die Probleme auf dem Eis zu lassen, aber es gelingt mir nicht immer", gibt er zu.

Bombis' Vertrag endet nach dieser Saison. Zwar haben beide Seiten bis Jahresende eine Verlängerungsoption. Der Stürmer jedoch nur bei Erreichen einer festen Anzahl von Toren und Assists, "die ich niemals erreichen werde." Daß der Klub die Option zieht, glaubt nicht nur Bombis nicht. So läuft es spätestens im Sommer auf eine Trennung hinaus. Bis dahin jedoch will Bombis in jedem Training und in jeder Spielminute, die er bekommt, alles geben. Er will sich nicht auch noch nachsagen lassen, ein Absahner zu sein. Das Schamgefühl ist jetzt schon groß genug.