Handball: HSV gegen Magdeburg (Mi.)

HAMBURG. Am Ende geriet Andreas Rastner doch noch in Bedrängnis. Begeisterte Fans stürmten nach dem Pokalspiel gegen Nordhorn am vergangenen Mittwoch in der Sporthalle Hamburg auf den HSV-Handballer ein, um ein Autogramm zu ergattern oder ihm nur einmal auf die Schulter zu klopfen für das, was er zum 32:31-Sieg beigetragen hatte. Für den Kreisläufer gab es kaum ein Entrinnen.

Rastners Gegenspielern war es zuvor in 60 Minuten nicht gelungen, seinen Bewegungsspielraum entscheidend einzugrenzen. Zwölfmal hatte Rastner seine fast 100 Kilogramm entschlossen in den Nordhorner Kreis gewuchtet, neun der Wurfversuche landeten im Netz. Damit war der 37jährige auch in seinem dritten Spiel für die Hamburger wieder bester Torschütze seiner neuen Mannschaft. "Dieses Team ist einfach toll", meinte Rastner später, "es hat mich großartig integriert."

Das alles ist schwer zu fassen, wenn man bedenkt, daß er vor wenigen Wochen noch in der Regionalliga seine Tore warf. Beim TV Petterweil war Rastner nach eineinhalb Jahrzehnten Profihandball in Altersteilzeit gegangen, um sich auf eine berufliche Zukunft im Sportmarketing konzentrieren zu können. Daß er nun so schnell wieder den Anschluß zu den Besten seines Fachs finden würde, ist für Rastner selbst allerdings kein Wunder, eher schon folgerichtig. "Die fünf Monate in der Regionalliga haben mir gutgetan. Ich habe die Zeit gebraucht, um körperlich und mental zu regenerieren."

Auf sein physisches Befinden hat Rastner schon immer mehr Wert gelegt als andere. "Andreas ist ein Phänomen. Wenn ich frühstücke, ist er schon um die Alster gelaufen", sagt HSV-Trainer Martin Schwalb, der seinem langjährigen Weggefährten aus Wallauer Tagen die Fitness eines 25jährigen bescheinigte: "Schon beim ersten Training in Alsterdorf wußte er sofort, wo der Kraftraum ist." Als Rastner nach dem Nordhorn-Spiel Ingrid Unkelbach, die Leiterin des Olympiastützpunkts am Dulsbergbad, traf, erkundigte er sich als erstes nach einem Trainingstermin.

"Ich habe mehr Kraft denn je", sagt Rastner selbstbewußt. Weil er zudem nichts an Beweglichkeit und Durchsetzungsvermögen eingebüßt hat, ist er mehr als nur eine Alternative zu HSV-Weltstar Bertrand Gille - selbst wenn der Franzose nicht verletzt wäre. Für Schwalb ist Rastner ohnehin von jeher "der zweitbeste deutsche Kreisläufer hinter Christian Schwarzer". Zu einer Nationalmannschafts-Nominierung sei es nur deshalb nie gekommen, weil Rastner sich mit der Reservistenrolle nicht abfinden mochte.

Dennoch: Nach bisheriger Planung ist am Saisonende für ihn Schluß beim HSV. "Was nächste Saison passiert, ist für mich noch keine Überlegung", sagt Schwalb. Rastner will "frühestens im März neu nachdenken". Einstweilen konzentriert er sich auf die sportlichen Aufgaben. Am Mittwoch (20 Uhr) kommt der SC Magdeburg in die Color-Line-Arena. Den drohenden Familienzwist hat Rastner bereits im Vorwege beilegen können. Seine hochschwangere Freundin Susi Brandt, die aus Magdeburg stammt, hat versprochen, ausnahmsweise dem HSV die Daumen zu drücken.