U-18-Story: Fabiano (13) ist die Überraschung des Hamburger Schachfestivals

HAMBURG. Es ist noch kein Großmeister vom Himmel gefallen. Oder doch? Im Alter von zehn Jahren schlug Fabiano Caruana als jüngster Schachspieler aller Zeiten einen Großmeister (GM) auf amerikanischem Boden. Sogar die renommierte "New York Times" sah sich veranlaßt, über das neue Wunderkind zu berichten. "Einige seiner Pokale sind größer als er", schrieben die Kollegen über Fabiano. Daran hat sich auch mehr als zwei Jahre danach nicht viel geändert.

Der Junge mit dem lockigen Haar und dem scheuen Blick hinter seiner Brille wirkt klein und zerbrechlich, wie er da zur Zeit hinter seinem Schachbrett in der Alsterdorfer Sporthalle zu beobachten ist. Zu Wochenbeginn besiegte der mittlerweile Dreizehnjährige erneut einen GM: Lubomir Ftacnik vom Hamburger Schachklub. Der Bundesligaverein feiert in diesem Jahr sein 175jähriges Bestehen und lud ein hochkarätiges Teilnehmerfeld zum am Sonntag endenden Hamburger Schachfestival an die 64 Spieltische in die Halle.

"Mein bisher größter Sieg", sagt Fabiano über das Spiel gegen den 35 Jahre älteren Slowaken. In seiner Altersklasse mangelt es ihm seit geraumer Zeit an ernsthafter Konkurrenz. Zweimal in Folge sicherte er sich die Goldmedaille bei der Panamerika-Meisterschaft, die Weltrangliste führt er vor seinen überwiegend osteuropäischen Alterskameraden an. Das soll aber nicht das Ende sein. "Ich will erst Großmeister und dann Weltmeister werden", sagt der Junge, dessen Großeltern aus Italien stammen.

Geboren wurde Fabiano in Miami. 1996 zog die Familie nach Park Slope in Brooklyn, New York. Genau dort startete US-Schachgenie Bobby Fischer, dem es als einem der wenigen gelang, die Übermacht der Russen zu brechen, in den 1950er Jahren seine Karriere. Auch Fabiano begann in New York mit dem Schachspielen. Gerade fünf Jahre alt und erst seit wenigen Wochen dabei wurde der Junge von Bruce Pandolfini, dem Autor etlicher Schachratgeber, entdeckt.

"Ihr Sohn hat ein Talent, wie ich es seit vielen Jahren nicht gesehen habe", sagte Fabianos späterer Mentor damals zu Vater Lou Caruana. Seitdem ist Schach der alles bestimmende Faktor im Leben des stillen Jungen. Der besseren Turnier- und Trainingsbedingungen wegen sind die Caruanas vor einem Jahr nach Madrid gezogen. Allein das spanische Essen bereitet ihm noch Probleme. Eine deutsche Ochsenschwanzsuppe gefiele ihm da schon besser, sagt er und lächelt schüchtern.