Kiel. Eine Bilanz zwischen Hoffen und Bangen zog der Deutsche Segler-Verband (DSV) gestern zum Ende der 120. Kieler Woche. Hoffen auf die guten Ansätze vieler alter und neuer Namen; Bangen um den dauerhaften Anschluss an die Weltspitze in mehreren anderen Bootsklassen. Mit zwei Gesamtsiegen in der paralympischen 2.4mR-Klasse durch den alle überragenden Kieler Heiko Kröger (7 Tagessiege!) und die Berliner Yngling-Crew um Steuerfrau Ulrike Schümann sowie vier weitere Medaillen in zwölf Disziplinen waren die Platzierungen durchaus positiv. Allerdings ging zwei Jahre vor den Olympischen Spielen von Athen nicht die gesamte Weltelite an den Start. Das soll nächstes Jahr anders werden, notfalls mittels persönlicher Einladung an die Cracks. "Wir wollen 2004 in allen Klassen einen Starter nach Griechenland schicken", sagte DSV-Präsident Dierk Thomsen. Ob das auch bei den in Deutschland weit verbreiteten Lasern klappt, scheint ungewiss: Weit und breit ist kein Spitzensegler in Sicht. Ein neuer Trainer, Albin Molnar aus Bayern, soll es richten. Apropos Trainer: Die ersten DSV-Nominierungen für Athen könnte es bereits nächstes Jahr geben, ganz ohne Ausscheidungsregatten - wenn es der jeweilige Klassencoach mit seinen Schützlingen denn so will. "Nach Savannah 96 haben wir auf Wunsch der Segler die Trainerposition gestärkt", erklärte Olympia-Segelausschuss-Vorsitzender Axel Güpner. Von einer Qualifikation ohne harte numerische Fakten hält Tornado- und 49er-Bundestrainer Roland Gäbler gar nichts. "Wir zählen im Frühjahr 2004 drei Serien", erklärt der Wahl-Däne, "und die Besten daraus kriegen die Fahrkarten." Der viermalige Teilnehmer weiß nur zu gut, wie die Aktiven ihren Olympia-Starter finden wollen. Bei Finn-Solist Michael Fellmann ist das allerdings anders, er wird wohl 2003 gesetzt. "Er ist so einsam an der deutschen Spitze wie einst Jochen Schümann im Soling", meinte Güpner, "nur dass noch eine Olympiamedaille fehlt." In Kiel überzeugte der Soldat durch einen zweiten Rang. Auch Surferin Amelie Lux (Kiel) gilt nach Olympiasilber in Sydney das Bangen des DSV, denn die Regeneration nach langer Krankheit wird Zeit brauchen. Bei einem Tagessieg blitzte das Können schon wieder auf, am Ende stand Platz elf. Zufrieden zeigten sich Marc Pickel und Weltumsegler Tony Kolb: Sie waren bei ihrer ersten Regatta im Starboot auf Rang neun gleich beste Deutsche.