Tampa/Florida. Wenn morgen um neun Uhr in Fuhlsbüttel der Lufthansaflug LH 008 andockt, der den gesamten, 63köpfigen Troß der Hamburg Sea Devils anliefert, werden die meisten Spieler und Trainer des hanseatischen Football-Profi-Teams Neuland betreten. Die Ausnahme: Patrick Esume, seines Zeichens National Coach der Seeteufel. Während ein Großteil der Akteure nicht einmal in Europa, geschweige denn in Deutschland oder gar Hamburg war, kehrt der 31jährige Assistenztrainer nach drei Coaching-Wanderjahren bei der Frankfurt Galaxy in seine Heimatstadt zurück.

"Ich freue mich schon sehr darauf", gesteht der einzige nichtamerikanische Trainer im Team der Sea Devils. Esume gilt unter Football-Fans an der Elbe als Markenzeichen. Er begann seine Spielerkarriere als Wide Receiver des Zweitligaklubs Silver Eagles, bevor er als Defensive Back zum Lokalrivalen Blue Devils in die Meisterklasse wechselte. Wenngleich er nach dem Gewinn von drei Euro Bowls und einem German Bowl 1999 als Defensive Backs Coach zu den Wild Huskies ging, dachte Esume damals nicht im Traum daran, später einmal als Profitrainer in seinem Lieblingssport sein Geld zu verdienen.

Er hatte gerade sein Heilpädagogikstudium beendet, als er einen Anruf aus Frankfurt bekam und ein Mann am anderen Ende der Leitung fragte, ob er sich vorstellen könne, in der NFL Europe League (NFLEL) zu coachen. Esume glaubte, jemand wolle ihn auf den Arm nehmen und erklärte: "Das ist doch Quatsch mit Soße, ich kann doch nicht NFLEL trainieren." Nach einem weiteren zweistündigen Telefoninterview, hatte der Hamburger sein Ticket in die Main-Metropole und in die NFLEL in der Tasche. "Die Jahre in Frankfurt haben mich sehr viel weitergebracht in meiner Trainer-Karriere", erzählt Esume, der noch bis heute mit seinem neuen Team beim Frühjahrs-Training in Tampa (Florida) weilt. Der Wechsel von Galaxy, mit der er 2003 die World Bowl gewann, wäre ihm nicht leichtgefallen, aber der Hamburger Jung mußte auch nicht lange überlegen, als er die Chance erhielt, ein Seeteufel zu werden.

Der ehrgeizige National-Trainer, der als Positions-Coach für Running Backs und Special Teams zuständig ist, steht jeden Tag um 4.30 Uhr auf, um sich fit zu halten, bevor er mit dem Team arbeitet. Esume sieht "durchaus Potential" in den Sea Devils und ist begeistert von der Zusammenarbeit mit Chef-Coach Jack Bicknell, Defensive Coordinator Dan Daniels und dessen offensivem Counterpart Vince Martino: "Diese Veteranen haben jahrzehntelange NFL-Erfahrung, da profitiert man als junger Trainer natürlich gewaltig."

Auch wenn er mit seiner Aufgabe bei den Sea Devils erst einmal alle Hände voll zu tun hat, denkt Esume schon an die Zukunft: "Natürlich möchte ich nicht ewig Positions-Coach bleiben." Der sympathische Hamburger ist zuversichtlich, daß er "in fünf Jahren oder so" in der Trainerhierarchie aufgestiegen ist und vielleicht sogar selbst einmal das Kommando bei einem Team der NFL Europe oder gar der NFL in den USA übernimmt.

Wenngleich Esume gesundes Selbstvertrauen besitzt und von Kollegen in der NFLEL nur Bestnoten bekommt, ist er Realist genug um zu wissen, "daß das Leben manchmal ganz anders spielt als man denkt". Das mußte der Trainer erst unlängst schmerzlich erfahren, als seine Schwester starb und er sie in ihren letzten zwei Lebensmonaten in Hamburg umsorgte.