Traben: Jürgen Hunke schließt die Akte “reicher Investor aus Kanada“.

Hamburg. Am Donnerstag erhielt Jürgen Hunke Post aus Toronto. Der Inhalt des halbseitigen Fax versetzte Hamburgs Traber-Präsidenten in Erstaunen und bestärkte ihn noch einmal in seinem Vorsatz, die geschäftlichen Verbindungen zur Victory Park AG schnellstmöglich zu beenden.

Der kanadische Investor Friedrich Karl Gruehl, der vor fast zwei Jahren vollmundig erklärt hatte, er wolle aus der Trabrennbahn in Bahrenfeld einen modernen Sportpark machen und in dieses Projekt bis zu 25 Millionen Euro investieren, teilte Hunke in dem Fax mit, daß er zuerst mit den Investitionen beginnen wolle, bevor er die "versprochenen Gelder" überweisen könne.

Das schlug dem Faß den Boden aus - die Hinhaltetaktik des zahlungsunwilligen (oder -unfähigen) Deutschkanadiers ist jetzt für Hunke offenkundig. Unbegreiflich: Gruehl überwies bisher 700 000 Euro an die Hamburger Sportpark AG, deren Verwaltungsratsvorsitzender Jürgen Hunke ist, die restlichen 800 000 Euro sind überfällig.

"Um es klarzustellen: Bei dieser Gesamtsumme handelt es sich um von beiden Seiten unterzeichnete Verträge und nicht um von Herrn Gruehl versprochene Gelder", sagt Jürgen Hunke.

Ihm ist jetzt der Kragen geplatzt. Heute will er seiner Hausbank einen Scheck über 500 000 Euro präsentieren. Das von Gruehl unterschriebene Papier, ausgestellt auf eine namhafte Bank in Hannover, hatte ihm der Investor seinerzeit bei Vertragsabschluß übergeben - als zusätzliche Sicherheit.

Daß dieser Scheck möglicherweise nicht gedeckt ist, könnte sich in kürzester Zeit herausstellen. Gestern sickerte durch, daß die Victory Park Management GmbH, die eigens für Gruehls Hamburger Geschäfte und Aktivitäten gegründet wurde, vor dem Konkurs steht.

Gruehls Mitarbeiter in Hamburg, unter ihnen Projektleiter Stephan Meise-Blumberger, haben ebenfalls Probleme mit ihrem Arbeitgeber aus Kanada. Der mag seinen Angestellten auch übelgenommen haben, daß sie für das (von der Stadt nicht genehmigte) Abholzen von Bäumen auf der Rennbahn 30 000 Euro Bußgeld zahlen mußte.

Endgültig den Knockout versetzt hat der Victory Park GmbH wohl ein Ultimatum des Gebäudeausrüsters Imtech. Die Hamburger Konzern-Filiale hatte einen Facilitymanagement-Vertrag mit Victory Park geschlossen und in dessen Rahmen umfangreiche Reparaturarbeiten in der Tribüne vorgenommen. Allein die Instandsetzung der maroden Heizungsanlage kostete 14 000 Euro. Der Forderungsbestand betrug per 28. Februar insgesamt 121 166,83 Euro brutto - Bezahlung Fehlanzeige.

"Das Thema Victory Park hat sich erledigt", sagt Jürgen Hunke. "Der Trabrennsport lebt dennoch weiter. Hamburg wird die letzte Rennbahn in Deutschland sein, die untergeht."