Hamburg. Er war ein wenig das Nesthäkchen beim HSV, wurde von seinen Mitspielern im Training nicht mit voller Härte angegangen, von Trainer Toppmöller am meisten gelobt und Sportchef Beiersdorfer als "wichtige Stütze" des neuen HSV - ohne ein Spiel absolviert zu haben - gefeiert. "Inzwischen geht es", so Benjamin Lauth, "ich glaube, ich brauche keine Schonung mehr."

Vier Monate hat der Nationalspieler, der vom Absteiger 1860 München nach Hamburg wechselte, pausiert. "Ich bin noch nicht so weit, wie ich es sein will", so der eher schüchtern wirkende Angreifer, "aber jedes Spiel und jedes Training bringen mich meinem Ziel näher." So auch der 3:0-Testspielsieg gestern gegen eine Mannschaft aus Amateuren und A-Jugend (Tore: David Jarolim, Eren Sen, Bastian Reinhardt).

Dabei wirkte Lauth, der mit hohem Erwartungsdruck beim DFB-Pokalspiel am Sonnabend in Paderborn startet, noch wie ein Fremdkörper. Eher selten klappte das Kombinationsspiel mit seinen neuen Kameraden. Und wenn, dann war es meist er, der mit öffnenden Pässen für gekonnte Angriffe sorgte. Ob er vielleicht in die Rolle des Kreativen schlüpfen könnte, nachdem der Transfer von Thomas Gravesen (FC Everton) gescheitert ist? "Ich bin als Stürmer geholt worden und werde auch als Stürmer spielen", antwort Benny, wie Lauth von Fans und Freunden gerufen wird, bestimmt. Schließlich will er sich als Angreifer für die WM 2006 empfehlen. Ob der Druck, der ihn stetig begleitet, zu hoch ist? "Ach, ich sehe das als Kompliment. Die Erwartungen sind ja an etwas geknüpft, was man von mir kennt - nämlich Tore." Ob er nervös sei? Ein Lächeln, ein Achselzucken. "Nö."

Die fast stoische Ruhe des 1,79-Meter-Manns wirkt nicht aufgesetzt. Aufgewachsen im beschaulichen, ruhigen Fischbachau im Leitzachtal (70 Kilometer von München entfernt), wirkt der 23-Jährige sehr ausgeglichen. "Ich brauche kein Theater, aber ich mache mir schon Gedanken - ohne mich verrückt zu machen", so Lauth, der seine neue Heimat im Stadtteil Hamburg-Winterhude gefunden hat. Entspannung holt sich der Mädchen- und Frauenschwarm in Clubs - oder allein. "Ich bin sehr gern allein", so der Ski-Fan und bekennende "Anti-Koch". Ob er eine Freundin hat? "Ist doch egal", so Lauth ruhig, "das war in München leider oft ein überstrapaziertes Thema verschiedener Boulevardblätter . . . "

Dennoch, während Lauth sich um nichts zu sorgen scheint - in Sachen Neuzugänge ist dem nicht so. "Die können ja nicht den besten Verteidiger verkaufen ohne nachzurüsten" so Lauth, "dafür ist unser Kader zu klein." Auch deshalb erklärte Trainer Klaus Toppmöller gestern, an einem defensiven Mittelfeldmann "ganz nah dran" zu sein. Toppmöller: "Ich gehe davon aus, dass wir bis Transferschluss am 31. August noch ein, zwei Neue präsentieren." Einer davon ist aller Wahrscheinlichkeit nach Razundara Tjikuzu von Hansa Rostock.