Fastnet: Vor 25 Jahren starben 15 Menschen bei der Regatta. Danach wurde die Technik verbessert

Die Nacht war so finster wie das Tor zur Hölle. Sie verschluckte Notraketen und Hilferufe. Auf das Glasgehäuse des Leuchtturms von Fastnet prasselte die Gischt noch in 50 Meter Höhe. Mitten in diesem Orkan befand sich eine Flotte von 303 Rennyachten, deren Ziel genau dieser Leuchtturm war: Fastnet Rock, südlich Irland. Als der Morgen anbrach, waren fünf Yachten gesunken und 15 Menschen ertrunken. Die Rettungsflieger der Royal Air Force sprachen von einem "Schlachtfeld" auf See, das Hamburger Abendblatt titelte: "Die Todesregatta".

In der Nacht vom 13. zum 14. August 1979 erlebte der Segelsport die größte Katastrophe. Sieben deutsche Yachten nahmen an der Fastnet-Regatta teil. Alle Crews überlebten.

Wie konnte es zu dieser Katastrophe kommen? Die 303 Yachten wurden vom Orkan überrascht. Aber Opfer wie Retter begingen tödliche Fehler. Eine Expertenkommission stellte fest: Der Wetterdienst der BBC verschlief die Orkanwarnung, viele Crews waren zu unerfahren für das Revier, ihre Boote zu klein, die Rettungsmittel nicht ausreichend. So hatten Segler in Panik ihr Schiff verlassen und sich Flößen aus Gummiwülsten anvertraut, die zerrissen, während die Boote noch schwammen. Berühmt wurde das Foto des Seglers Frank Ferris, der sterbend, senkrecht am Rettungsseil eines Hubschraubers hängt. Seit diesem Tag haben die Boote der "Rettung Schiffbrüchiger" Türen am Rumpf, die eine schonende waagerechte Bergung ermöglichen.

Heute sind elektronische See- und Wetterkarten für jeden Segler zu günstigen Preisen erhältlich, dazu Seenotfunkbojen, verbesserte Rettungsinseln und Notfackeln.

Untersuchungen ergaben, dass zwei Rettungsmittel auf See unverzichtbar sind: die "gute alte" Schwimmweste (ohnmachtsicher) und eine Sicherungsleine. Aus einem einfachen Zwischenfall wird sofort ein echter Notfall, wenn es "Mann über Bord" heißt. Größtes Problem: eine schwimmende Person in der See wiederzufinden und sie dann über die hohe Bordwand zu ziehen. Auch das weiß man: Die meisten Schiffbrüchigen ertrinken nicht, sondern sie sterben an Unterkühlung. Übrigens: Unterkühlung mit Alkohol zu behandeln ist Mord! Heiße Herzkompressen, Wärmen des Rumpfes, Inhalation des Opfers mit Warmluft versprechen am ehesten Hilfe.

Dass ein Unfall wirklich jeden treffen kann, zeigt dieses Beispiel: Am 14. Juni 1998, 30 Seemeilen vor der Küste von Wales und nicht weit von Fastnet entfernt, stürzt der Franzose Eric Tabarly, 66, nachts von Bord seiner Yacht. Das Rettungsmanöver verläuft erfolglos. 36 Tage später finden bretonische Fischer seine Leiche in einem Netz. Tabarly, vielfacher Weltumsegler und in seinem Heimatland ein Nationalheld, galt als der wohl erfahrenste Segler weltweit. Erfahren oder nicht, die See macht keine Unterschiede.