Frankfurt. "Ich werde mich nicht bewerben." Sagt Bundeskanzler Gerhard Schröder. Er will also nicht Bundestrainer werden. Wer aber dann? Gibt es überhaupt einen Kandidaten, der will? Auch für den Dänen Morten Olsen spricht nicht mehr viel, denn der dänische Verbandssekretär Jim Stjerne sagte nun: "Es gibt nicht die geringsten Anzeichen, dass Olsen nach Deutschland will. Das ist ein unrealistisches Wunschdenken auf der Basis von Gerüchten in der Bundesrepublik."

Olsen also auch nicht? Dafür gibt der Niederländer Guus Hiddink nun zu, dass es Kontakte zum Deutschen Fußball-Bund gibt. Gegenüber dem "Algemeen Dagblad" bestätigte der Coach des PSV Eindhoven konkrete Verhandlungen. Nach Informationen des Blattes hat der 57-Jährige seinen Arbeitgeber, bei dem er als Trainer und Sportdirektor bis 2007 unter Vertrag steht, darüber informiert, dass die Trainerfindungskommission des DFB an ihn herangetreten ist.

Der ehemalige Bondscoach und südkoreanische Nationaltrainer soll in seinem Kontrakt allerdings eine Klausel haben, die es ihm erlaubt, als Nebenbeschäftigung eine Nationalelf zu betreuen. Diese Regelung war aber nur bei einem Job als Coach einer sogenannten kleinen Fußball-Nation vorgesehen.

Die Findungskommission hält sich zu allem bedeckt, oberflächlich herrscht Ruhe um den DFB. Aber in Wirklichkeit schwelt es leicht. So fordert der Welt- und Europameister Jürgen Klinsmann radikale Reformen im deutschen Fußball. Der ehemalige Nationalspieler übte scharfe Kritik an den Strukturen im DFB. "Im Prinzip muss man den ganzen Laden auseinander nehmen", sagte der 39-Jährige der "Süddeutschen Zeitung".

Klinsmann befürwortet einen Manager für die Nationalelf und sprach sich dabei für seinen früheren Teamkollegen Oliver Bierhoff aus: "Eine solche Position ist überfällig, aber das wäre auch nur der erste Schritt. Man muss eine gesamte Umstrukturierung in Gang bringen."

Seiner Ansicht nach muss man ein Team mit Fachleuten für jeden Bereich aufbauen, aber zuvor eine Bestandsaufnahme vornehmen. Er nannte dabei den FC Bayern als Vorbild: "Uli Hoeneß hat mal den Club von einer Unternehmensberatung ansehen lassen, um herauszufinden, was man besser machen kann. So muss es jetzt beim DFB auch sein. Man schaut, wo es nicht passt, und dann muss man Leute suchen, die das ändern können."

Klinsmann befürwortet auch eine Altersbegrenzung. Seiner Ansicht nach hätten viele beim DFB die Einstellung: "Hauptsache, ich bin bei der WM 2006 noch im Boot. Danach bekommen wir für mindestens 30 Jahre ohnehin keine Großveranstaltung mehr." Das Bild des deutschen Fußballs sei international "sehr schlecht" zurzeit: "Der DFB muss auf den Prüfstand, es müssen radikale Reformen her."