Die HSV Stealers starten mit zwei Neuzugängen aus Übersee in die Saison.

Hamburg. Das bunte Treiben im Alsterpavillon gefällt ihm sichtlich. Immer wieder suchen seine Blicke die Umgebung ab, die Augen arbeiten wie Scanner. Etwas komplizierter als in den USA seien die jungen Frauen in Deutschland. Kompliziert, dafür aber verdammt süß. Dann stoppt Kody Hightower seine Ausführungen über das weibliche Geschlecht, steht auf und steuert zielstrebig auf eine hübsche, blonde Mitzwanzigerin zu.

Stattliche 188 Zentimeter Körpergröße, athletische Erscheinung, gepflegter Unterlippenbart. Der 23-Jährige schindet Eindruck und zieht als Joker mehrere Eintrittskarten für den Heimspielauftakt der HSV Stealers am Ostersonnabend gegen die Pulheim Gophers (12 Uhr) aus der Tasche - Werbung in eigener Sache. Seit seiner frühen Kindheit spielt Hightower Baseball - und seit dieser Saison für das Bundesligateam der Hansestadt.

Ob die junge Blondine den US-Amerikaner aus South Carolina verstanden hat und am Sonnabend unter den erwarteten 1000 Zuschauern sein wird? Hightower jedenfalls wirkt optimistisch, als er wieder an den Tisch zurückkehrt. Jon Adamec quittiert die PR-Aktion seines Teamkollegen mit einem Grinsen. Adamec, ebenfalls 23 Jahre jung, ist der zweite Stealers-Neuzugang aus Übersee.

Vor zweieinhalb Wochen betraten beide erstmals europäischen Boden und sollen nun entscheidenden Anteil daran haben, dass die Stealers anders als in der letzten Saison die Play-offs erreichen. Vor allem Hightower, der als Pitcher, Catcher oder auf der Shortstop-Position eingesetzt werden kann, könnte zu einem der Top-Stars der Bundesliga avancieren. Nur knapp verpasste der Student bei den Try-Outs der Philadelphia Phillies den Sprung in die US-Profiliga MLB. "Der Traum ist noch nicht ausgeträumt", sagt er selbstbewusst, "doch in diesem Sommer zählen nur die Stealers."

Während Hightower das halbe Jahr in Deutschland als Praktikum für sein Sportmanagementstudium geltend macht, betrachtet Adamec die Deutschlandreise in erster Linie als spannendes Abenteuer. "Eine wunderbare Erfahrung. Mir fiel die Entscheidung sehr leicht", sagt er, "zumal ich im Internet bereits gesehen hatte, dass auch hier richtig gutes Baseball gespielt wird."

Bei den zwei Niederlagen zum Saisonauftakt in Solingen reichte es für den Finanzanalysten aus New York, der als schlagkräftiger Outfielder für einige Hits sorgen soll, allerdings nur zu einem Kurzeinsatz. Kein Problem für Adamec, der in seiner Freizeit gerne schreibt. Überhaupt gilt er als der ruhigere, besonnenere Part des neuen Stealers-Duos, das zwischen den sechs eigenen wöchentlichen Trainingseinheiten auch die Jugendteams mit betreut.

Die Freizeit verbringen Adamec, der in Quickborn bei einem Mannschaftskollegen wohnt, und der Neu-Eimsbütteler Hightower meist gemeinsam. "Wir hatten anfangs einige Probleme mit dem öffentlichen Nahverkehr. Aber die Leute hier sind wirklich sehr hilfsbereit. Ganz anders als in New York. Ich fühle mich sehr wohl", sagt Adamec. Am Sonnabend wollen sie den Hamburgern etwas zurückgeben. "Ich lade alle ein, zu unseren Spielen zu kommen. Es gibt Bier und Burger", sagt Hightower betont laut in Richtung der Blondine, während Adamec nickt: "Und dazu den erfolgreichen Start auf dem Weg in die Play-offs."