Es ist das Thema der Liga: Nach dem 5:1 über Bayern München ist der VfL Wolfsburg plötzlich ganz heißer Titelkandidat. Schuld daran ist vor allem einer: Edinaldo Batista Libanio - oder einfach nur Grafite. Sein zweiter Treffer gegen die Bayern ist schon jetzt das Tor des Jahres. Das Tor des Jahres in Bildern.

Erst stürmt Grafite rechts an Ottl vorbei, dann lässt er Lell stehen, den herausstürzenden Rensing düpiert er, Breno kommt nicht mehr ran, Lahm kann nur zusehen, alles in höchstem Tempo und unwiderstehlich - und dann kommt die Hacke zum Einsatz. Provozierend langsam trudelt der Ball vorbei an Breno und Lell ins Tor. Der Treffer des Jahres und typisch für die Partie: Die großen Bayern auf dem falschen Fuß erwischt, vernascht, düpiert und gedemütigt.

Der Brasilianer hat sich mit seinem Doppelpack beim 5: 1-Triumph der "Wölfe" und dem Sprung an die Tabellenspitze allein an die Spitze der Torjägerliste gesetzt. Ein Meister der Effektivität, in 1400 Spielminuten und nur 17 Partien traf er bereits 20-mal, also alle 70 Minuten durchschnittlich. Damit hat der 30-Jährige derzeit die Bestmarke von Gerd Müller übertroffen, der in seiner Rekordsaison 1971/72 im Schnitt alle 76,5 Minuten traf und am Ende 40 Tore erzielte.

Noch in der Halbzeitpause vor seinem großen Auftritt musste sich Grafite von Trainer Felix Magath anraunzen lassen. Er solle keine Schiedsrichterpfiffe provozieren, sondern sich im Strafraum durchsetzen. Hat der 30-Jährige dann gemacht. "Dass er das sofort umsetzt, zeigt seine Qualität", sagte Magath. Im Sommer 2007 hat Magath ihn in Frankreich in Le Mans entdeckt und 7,5 Millionen Euro für den weitgehend unbekannten Stürmer ausgegeben. "Man muss Geld auch richtig investieren", sagt der Wölfe-Chef inzwischen voller Stolz.

Grafite ist der robuste Teil des "Magischen Dreiecks" mit dem besten Rückrundentorschützen, Edin Dzeko, und dem besten Torvorbereiter der Liga, Zvjezdan Misimovic. Der bullige Angreifer bildet die ideale Ergänzung zu seinem schnellen und kopfballstarken Sturmpartner und dem feinen Passgeber aus dem Mittelfeld. "Ohne die Mannschaft könnte ich nicht erfolgreich sein", erklärt der bescheidene Brasilianer immer wieder, "und am Ende ist es egal, wer die Tore schießt".

Voll des Lobes war auch DFB-Sportdirektor Matthias Sammer für das Wolfsburger Angriffsdreieck: "Das Trio mit Grafite, Dzeko und Misimovic, das auch in diesem Spiel wieder an allen Toren beteiligt war, ist außergewöhnlich. Ihre Quote ist unheimlich. Riesenkompliment."

Fest steht: Mit einem Grafite in dieser Form, kann der VfL Wolfsburg in dieser Saison den ganz großen Coup schaffen. Auch wenn beim VfL das Wort "Meisterschaft" weiterhin tabu bleibt ...