Ballack sorgt mit einem Gewaltschuss für die 1:0-Führung und liefert sich dann einen heftigen Disput mit Podolski. Bilder vom Spiel und der Auseinandersetzung.

Cardiff. Eine wichtige Hürde auf dem Weg zur WM in Südafrika ist genommen. Mit dem 2:0 (1:0)-Sieg in Cardiff über Wales bleibt Deutschland mit 16 Punkten unangefochten vor Russland (12 Punkte, allerdings ein Spiel weniger) Tabellenführer der Gruppe 4.

Für mehr Diskussionen als dieser Arbeitssieg wird indes der Krach zwischen Kapitän Michael Ballack und Lukas Podolski sorgen. Es geschah in der 67. Minute: Ballack und Podolski streiten sich lauthals, Podolski wischt sogar mit der rechten Hand in Richtung Ballacks Gesicht. Per Mertesacker, Simon Rolfes und Philipp Lahm eilen herbei, um die beiden Streithähne zu trennen.

"Es ging um taktische Sachen", erklärte der Chelsea-Profi nach dem Abpfiff, "die ich als Kapitän ansprechen muss. Auf dem Platz hat er das zu machen, aber nicht handgreiflich zu werden." Ballack weiter: "Er hat noch viel zu lernen, er ist noch ein junger Spieler." Podolski mochte die Szene nicht kommentierten: "Das bleibt intern." Bundestrainer Joachim Löw kündigte ein Gespräch mit den Beteiligten an und sagte: "Wenn der Michael eine Anweisung gibt, ist das zu akzeptieren."

Der Chef des Teams, dies ist jetzt klarer denn je, ist Michael Ballack. Dass er sportlich unantastbar ist, unterstrich er bereits in der 11. Minute, als er aus 31 Metern mit einem großartigen, 108 Stundenkilometer schnellen Schuss den walisischen Schlussmann Henessey überwand.

Der zweite Sieger im Team hieß Robert Enke. Mehrmals parierte er glänzend. In dieser Form dürfte der Hannoveraner derzeit im Rennen um die Nr. 1 im deutschen Tor die besten Karten haben. Und Mario Gomez? Der zuletzt so stark kritisierte Torjäger durfte sich gestern zumindest als halber Sieger fühlen. Zwar blieb ihm auch im 14. Länderspiel in Folge ein Treffer verwehrt. Symptomatisch für seinen Kampfgeist aber die Szene in der 48. Minute: Einen bereits verlorenen Ball eroberte Gomez wieder zurück. In seine Hereingabe rutschte Williams, der mit einem Eigentor für die Vorentscheidung zugunsten des Löw-Teams sorgte. "Es war ein Tor, egal wie", freute sich Gomez.

Taktisch hatte Löw sein Team vor nur 26 604 Zuschauern umgebaut: Gomez wirkte als einzige Spitze, dahinter im offensiven Mittelfeld Podolski, Ballack und Schweinsteiger. Als "Staubsauger" vor der Abwehr agierten Rolfes und Hitzlsperger vor der Viererkette mit Beck, Mertesacker, Tasci und Lahm. Der grippegeschwächte Hamburger Marcell Jansen war bereits vor dem Anpfiff zurück nach Deutschland gereist. Teamgefährte Piotr Trochowski musste dennoch auf der Ersatzbank Platz nehmen.

Die Schwachstellen im deutschen Team waren unübersehbar. Zu ungenau die Abspiele, zu schlampig das Abwehrverhalten. Vor allem der Stuttgarter Serdar Tasci, dessen spielerische Qualitäten Löw so sehr schätzt, patzte ein ums andere Mal. Als er in der 27. Minute ausrutschte und so seinen Gegenspieler Ledley zu Fall brachte, hatte er großes Glück, dass Schiedsrichter Hauge keinen Elfmeter pfiff. Abwehrkollege Andreas Beck wirkte ebenfalls verunsichert. Auch im Spiel nach vorn war von Souveränität wenig zu spüren. "Spielerisch ist noch Luft nach oben", blieb Ballack denn auch kritisch. So spricht eben ein Chef. Ein guter Chef.


Wales: Hennessey - Collins, Nyatanga (75. Cotterill), Bale - Davies, Ledley, Ricketts (53. Gunter), Ramsey, Williams - Earnshaw, Vokes (62. Evans).

Deutschland: Enke - Beck, Mertesacker, Tasci, Lahm - Rolfes (79. Westermann), Hitzlsperger - Podolski (72. Trochowski), Ballack, Schweinsteiger (86. Helmes) - Gomez.

Tore: 0:1 Ballack (11.), 0:2 Williams (Eigentor, 48.).

Gelb: Rolfes. SR.: Hauge (Norwegen). Z.: 26 604.