Am Sonntag steigt im CCH die viel diskutierte Aufsichtsratswahl des HSV. 20 Kandidaten stehen bereit. Frank Mackerodt ist nach acht Jahren im Kontrollgremium nicht mehr dabei. Er spricht im Abendblatt.

Hamburg. Die Abstimmung im Internet (www.abendblatt.de) läuft auf Hochtouren: Wer soll am 25. Januar im neuen Aufsichtsrat vertreten sein? Über 3000 Leser haben schon teilgenommen. 20 Kandidaten stellen sich - der frühere Volleyball-Nationalspieler Frank Mackerodt hört nach acht Jahren auf.


Abendblatt:

Herr Mackerodt, warum kandidieren Sie nicht mehr für den Aufsichtsrat?

Frank Mackerodt:

Der Hauptgrund ist, dass ich mehr Zeit für private und berufliche Dinge haben möchte. Zweitens konnte ich bei Hintergrundgesprächen im Verein heraushören, dass sich der Aufsichtsrat keiner großen Wertschätzung erfreut.



Abendblatt:

Sind Sie denn zufrieden mit der Arbeit?

Mackerodt:

Jeder Aufsichtsrat muss sich an Ergebnissen messen lassen. Wir haben eine hervorragende Bilanz vorzuweisen. Auch wenn einige von uns zu gefühlten 80 Prozent gegen alles gestimmt haben, während andere zu nah am Vorstand waren, haben wir unterm Strich die wesentlichen Punkte zur Verbesserung der Struktur des HSV entschieden.



Abendblatt:

Das klingt aber nicht nach Harmonie pur.

Mackerodt:

Es gab drei Lager: Eine Gruppe war grundsätzlich kritisch, die zweite nicht distanziert genug und die dritte neutral. Ich hätte mir gewünscht, dass bei den Abstimmungen zu Vorstandsprojekten Persönliches keine Rolle gespielt hätte.



Abendblatt:

Wird der Aufsichtsrat in der Wahrnehmung überschätzt?

Mackerodt:

Eindeutig ja. Der Erfolg der letzten Jahre ist zu 95 Prozent dem Vorstand zuzuschreiben. Andererseits kann ein Aufsichtsrat auch vieles kaputt machen.



Abendblatt:

War der Rat ein Gremium der Abnicker?

Mackerodt:

Auch wenn ich zu 90, 95 Prozent dem Vorstand gefolgt bin, wehre ich mich gegen diesen Vorwurf. Ich habe immer Distanz gewahrt, die einzelnen Vorlagen der Projekte haben mich jeweils überzeugt. Beispielsweise hätte ich einer vorzeitigen Vertragsverlängerung mit Sportfive nie zugestimmt.



Abendblatt:

War der Rat stets gut informiert?

Mackerodt:

Anfangs phasenweise nicht, weil alles immer sofort nach außen drang. Nach acht Jahren Aufsichtsrat habe ich die Hoffnung aufgegeben, dass es keine undichten Stellen mehr gibt.



Abendblatt:

Vielfach wurde, Stichwort Supporters, über die Macht im Klub diskutiert.

Mackerodt:

Wer nach einer so erfolgreichen Phase vier eigene Kandidaten aufstellt und diese massiv fördert, schreit nach mehr Macht und einer anderen Politik.



Abendblatt:

Für Schlagzeilen sorgte die Frage, ob Aufsichtsräte vor der Vertragsverlängerung von Bernd Hoffmann unter Druck gesetzt wurden.

Mackerodt:

In den gesamten vier Jahren hat es immer wieder Gespräche gegeben, so auch vor der Verlängerung. Um das klar zu sagen: Es hat nie eine starke Einflussnahme oder Erpressung gegeben. Aus den Gesprächen wurde allerdings klar, gegen wen die Supporters sind. Der Inhalt wird heute unterschiedlich bewertet. Für mich ist schon verblüffend, wie wenig Hoffmann-Kritiker es im Augenblick gibt.



Abendblatt:

Sie erwarten am Sonntag also eine stark politisch geprägte Wahl.

Mackerodt:

Hundertprozentig. Wobei sich nach meinen Informationen nicht nur die Supporters, sondern auch die Spitzen der Amateure und der Senioren zusammengesetzt haben und dabei der klare Wille vorherrschte, eine neue Struktur und eine andere Kultur im Aufsichtsrat herzustellen.



Abendblatt:

Ist die Aufsichtsratswahl also in Wahrheit eine Hoffmann-Wahl?

Mackerodt:

Es ist eine zukunftsweisende Wahl. Hoffmann strebt an, den HSV in die Top 20 Europas zu führen und ist auf einem sehr guten Weg. Die Frage ist, ob man weiter diese Zielsetzung mit all den Begleiterscheinungen verfolgen will. Insofern ist es eine indirekte Abstimmung über den künftigen Kurs.