Es ist egal, welchen Experten man fragt. Wer wissen will, welcher Boxprofi aus dem Hamburger Spotlight-Stall die größten Chancen hat, bald Weltmeister zu sein, bekommt als Antwort immer einen Namen zu hören: Alexander Alekseev.

Hamburg. Es ist egal, welchen Experten man fragt. Wer wissen will, welcher Boxprofi aus dem Hamburger Spotlight-Stall die größten Chancen hat, bald Weltmeister zu sein, bekommt als Antwort immer einen Namen zu hören: Alexander Alekseev. Der russische Cruisergewichtler ist schon lange kein Geheimtipp mehr, denn jeder, der einen seiner bislang 16 Kämpfe gesehen hat, der weiß: Dieser 27 Jahre alte Russe ist ein Weltklasse-Athlet, der durch seine Präzision, Schlaghärte und Gelassenheit beeindruckt.

An diesem Sonnabend (22 Uhr, ZDF live) trifft Alekseev, der in Usbekistan aufwuchs, mit zwölf Jahren ins russische Samara zog, dort mit dem Boxen begann und 2005 als frischgebackener Amateur-Weltmeister ins Profilager wechselte, im Düsseldorfer Burg Wächter Castello im Duell um die Interims-WM des Weltverbandes WBO auf Victor Emilio Ramirez aus Argentinien. Nach nur drei Jahren bekommt der hochtalentierte Schützling von Weltmeister-Macher Fritz Sdunek, der an Alekseev besonders dessen "Besessenheit, Neues zu lernen und nie mit sich zufrieden zu sein" schätzt, also bereits die Chance, seinen Lebenstraum zu verwirklichen. Doch wer glaubt, diese Gelegenheit würde den 188 cm großen Athleten um den Schlaf bringen, täuscht sich. "Natürlich ist es ein besonderer Kampf. Ich freue mich einfach, dass die Leute mir viel zutrauen", sagt er.

Kühl bis ins Mark, aber trotz seines großen Selbstbewusstseins immer bescheiden tritt der studierte Rechtsanwalt, der alle Vertragsverhandlungen allein führt, in der Öffentlichkeit auf. Was ihn von vielen seiner in Hamburg boxenden Landsleute unterscheidet, ist der unbedingte Wille, die deutsche Sprache zu beherrschen. Seine Wortwahl ist schon fast so präzise wie seine Körperhaken. "Ich möchte Hauptkämpfer im deutschen Fernsehen werden", sagt er, "denn ich lebe zehn Monate des Jahres hier und möchte deshalb auch hier bekannt werden."

Dafür muss der passionierte Billardspieler, der mit seiner Frau Elena und dem zwei Jahre alten Sohn Vyatcheslav nahe des Trainingsgyms in Wandsbek lebt, zunächst jedoch Ramirez besiegen. Der 24-Jährige war in den vergangenen Tagen vom Jetlag gezeichnet, dennoch weiß Alekseev, was auf ihn wartet. "Argentinier sind alle gleich, sie machen viel Druck und sind sehr aggressiv. Aber ich denke, dass wir eine Menge Spaß haben werden", sagt er. Ob Ramirez das am Sonnabend genauso sieht, wird sich zeigen.