Nach langer Pause feierte der 33-Jährige gegen Wien sein Comeback. Trotzdem könnte im Sommer bereits Schluss sein.

Aiya Napa. Der Kaffee ist noch warm, der Pool erfrischend kalt. Thomas Meggle sitzt auf der Hotelterrasse, guckt auf das türkisfarbene Wasser und nippt an seinem Milchkaffee, den ihm Mitspieler Florian Bruns gebracht hat. Gibt es für einen Fußballer noch Schöneres? Klare Antwort: Nein. Je länger man sich mit St. Paulis defensivem Mittelfeldmann unterhält, desto mehr entsteht der Eindruck, dass der Familienvater durchaus zu schätzen weiß, was für ein Glück er doch hat. Besonders, weil er nach seiner langen Verletzungspause am Vortag im Testspiel gegen Rapid Wien sein Comeback auf dem Fußballplatz feierte. Acht Monate hatte Meggle pausieren müssen. Das verflixte Kreuzband war Schuld. Doch nun ist er zurück. Und er will noch mal angreifen, will sich einen Stammplatz erkämpfen, will noch mal im ausverkauften Millerntor spielen.

Doch was kommt danach? Meggle ist 33 Jahre alt, die grauen Haare nehmen zu - da muss man zwangläufig über ein mögliches Karriereende nachdenken. "Natürlich habe ich mich damit beschäftigt", gibt der Kiezkicker offen zu. Besonders in den Monaten, in denen er täglich im Kraftraum für sein Comeback schuftete, kam ein ums andere Mal der Gedanke auf, ob sich der ganze Aufwand auch lohne. "Man darf sich aber nicht zermürben lassen", sagt der gebürtige Bayer.

Aber weil Meggle keiner ist, der von der Hand in den Mund lebt, hat er sich für den Fall der Fälle gerüstet. Bereits seit einem Jahr gibt er ganz nebenbei die wöchentliche Sportzeitung "Fußball Hamburg" heraus, kann sich sowohl eine Karriere nach der Karriere im Profifußball als auch abseits des runden Leders vorstellen: "Beide Optionen will ich in den nächsten Monaten mit meiner Familie besprechen."

Wer Meggle genau zuhört, der merkt schnell, dass bei St. Paulis dienstältestem Profi alles ganz schnell gehen kann. Es amüsierte ihn zwar, wie Boulevardzeitungen bereits über sein Karriereende in großen Buchstaben spekulierten, doch er selbst gibt unter der Sonne Zyperns zu, dass er auf der Insel der Götter möglicherweise sein letztes Trainingslager bestreitet. Insgesamt 16 Mal ist er mit dem Kiezklub in ein Vorbereitungscamp gereist, hat sechs verschiedene Trainer erlebt. Er war auf Kreta, in La Manga, in Leogang und in Schneverdingen. Jetzt ist er auf Zypern, Holger Stanislawski sein Trainer - und irgendwann eben Schluss.

Nur Stanislawski will von etwaigen Abschiedsgedanken seines Leitwolfs nichts hören. Noch nicht. "Meggi soll erst mal in Ruhe wieder richtig fit werden, dann sehen wir mal weiter", sagt er. Aber natürlich weiß auch Stanislawski, dass sein früherer Mitspieler nicht ewig Fußball spielen kann. So hat Meggle beim Comeback gegen Wien bereits beim ersten Sprint einen Schmerz in der Wade gespürt, muss nun erneut ein paar Tage pausieren. Aber man darf sich ja nicht zermürben lassen. Der Pool ist noch kühl und mittlerweile auch der Kaffee kalt. Eine letzte Frage: Kommt langsam Wehmut auf? Meggle zögert. "Ich zähle noch nicht die Tage bis zum Ende. Aber wir sind schon eine geile Truppe." Und auch wenn es keine direkte Antwort auf die Frage ist, ist es doch eine Antwort.