Der Deutsche Handballbund (DHB) und die Europäische Handball-Föderation (IHF) gehen zum ersten Mal Bestechungsversuchen und möglichen Manipulationen gezielt nach.

Hamburg. Der Deutsche Handballbund (DHB) und die Europäische Handball-Föderation (IHF) gehen zum ersten Mal Bestechungsversuchen und möglichen Spielmanipulationen gezielt nach. Der DHB wird alle Schiedsrichter befragen, die in den vergangenen drei Jahren in der Bundesliga gepfiffen haben. Zudem wird ein Sachverständigen-Rat um Bundestrainer Heiner Brand gebildet, der auffällige Spiele analysieren soll. Die EHF will rund 4000 internationale Spiele seit 2005 überprüfen, an denen 300 Schiedsrichter und 150 Delegierte beteiligt waren. Am Dienstag verschickte der Verband an diese Personen Fragebögen. Sie sollen vor allem Bestechungsversuche melden.

In der Vergangenheit scheinen die Verbände alle Verdachtsmomente ignoriert zu haben. "Wir wissen, wie die EHF reagiert hat, wenn ein Bestechungsversuch angezeigt wurde. Die Schiedsrichter wurden aus dem Verkehr gezogen, die Vereine dagegen kamen ungeschoren davon", sagte Bernd Ullrich der "Magdeburger Volksstimme". Ullrich wird mit seinem Partner Frank Lemme beschuldigt, das Europapokalfinale 2006 zwischen Tschechow und Valladolid für 50 000 Dollar zu Gunsten der Russen manipuliert zu haben. Beide bestreiten die Vorwürfe, der DHB hat das Gespann suspendiert.

Zur Darstellung Ullrichs passt die Geschichte der dänischen Schiedsrichter Martin Gjeding und Mads Hansen. Im Sommer 2008 war ihnen je ein Koffer mit 30 000 Euro angeboten worden, um Rumänien im WM-Qualifikationsspiel gegen Montenegro zum Sieg zu pfeifen. Die Dänen lehnten ab - Rumänien gewann trotzdem - und zeigten den Vorfall beim zuständigen Ausschuss des Verbandes an. Bis heute wurde die Angelegenheit nicht verfolgt.

Für den THW Kiel hielt die EHF gestern gute Nachrichten bereit. Die externe Analyse des inkriminierten Champions-League-Finales 2007 gegen die SG Flensburg habe keine Auffälligkeiten ergeben. Die angeblich vom THW bestochenen polnischen Schiedsrichter hätten in den letzten 15 Minuten eher für Flensburg gepfiffen. Aufzuklären hat der Klub jedoch höhere Geldüberweisungen nach Zagreb (Kroatien), deren Sinn sich der Kieler Staatsanwaltschaft bisher nicht erschließt.