Er gilt als Trainer für besondere Fälle. Eine Spitzen-Mannschaft hat Hans Meyer noch nie trainiert. Allerdings hat er auch noch nie eine solche...

Mönchengladbach. Er gilt als Trainer für besondere Fälle. Eine Spitzen-Mannschaft hat Hans Meyer noch nie trainiert. Allerdings hat er auch noch nie eine solche Aufgabe gehabt, wie die bei Borussia Mönchengladbach. Der 66 Jahre alte Coach ist seit dem 18. Oktober 2008 damit beschäftigt, einen Traditionsklub zu retten, aber die Borussen sind immer noch Tabellenletzter. Vier Siege, vier Unentschieden, 14 Niederlagen. Meyer gibt zu: "Das ist die schwierigste Aufgabe meiner Karriere."

Er hat einige Vereine vor dem Untergang bewahrt, zum Beispiel Nürnberg, zum Beispiel Hertha. "Aber hier ist alles anders. Als ich kam, hatte die Mannschaft sechs von acht Spielen verloren, die psychische Situation, in der sich die Spieler befanden, so etwas hatte ich noch nie mitgemacht", sagt Hans Meyer, "alle Maßnahmen, die wir getroffen haben, fruchteten nicht. Es gibt zwar immer mal positive Anzeichen, aber das reicht nicht, wir müssen den Kopf frei bekommen und Erfolge einfahren. Aber leider habe ich das Gefühl, dass sich im Umfeld einige freuen, wenn es Fehler gibt..."

Dabei spielt die Borussia jetzt besser als 2008, aber sie kommt nicht voran. Meyer: "Es wäre blauäugig von uns zu sagen, wenn wir vier oder fünf Siege schaffen würden, könnten wir an der Konkurrenz vorbeiziehen. Es ist alles schon sehr kompliziert." Da aber das letzte Drittel der Tabelle noch relativ eng beieinander ist, sei "die Hoffnung noch vorhanden".

Und nun geht es gegen den HSV, den Tabellenzweiten. Ist die Schere zwischen oben und unten größer geworden? Hans Meyer: "Rein von der Tabelle könnte man das meinen. Wir sind die Blinden der Nation. Von der Statistik her stimmt das, aber zuletzt, bei Hertha, gab es keinen Unterschied zwischen dem Ersten und dem Letzten. Das lässt hoffen." Auch gegen den HSV.

Seinen Hamburger Kollegen Martin Jol hat Hans Meyer einst in den Niederlanden kennengelernt. Der Gladbacher spricht mit Hochachtung von Jol: "Als ihn der HSV verpflichtete, habe ich gleich gesagt, dass das die richtige Entscheidung ist." Meyer weiter: "Jol ist kein typisch niederländischer Trainer, er denkt im Job an Disziplin und Organisation, aber auch an den Spaß beim Spiel. Er weiß alles über Fußball, hat große Freude an seinem Job, aber er hat nie vergessen, dass man vor allem Resultate im Auge behalten muss."

Beim HSV stimmen die Ergebnisse - bei Gladbach nicht. Wenn aber die Klasse gehalten werden soll, müsste schon diesen Sonnabend eine Erfolgsserie gestartet werden. Gegen einen von ganz oben.