Zweitliga-Schlusslicht war kein ernsthafter Prüfstein. Ein Eigentor sowie ein Treffer von Mladen Petric sichern den Erfolg. Aber am Ende musste der HSV doch noch zittern. Bilder vom Spiel.

Hamburg. Das Begrüßungs-Transparent der Fans war voller Pathos: "Ihr habt es in der Hand - unsere Wünsche, unsere Träume." Eine Aufforderung, die die HSV-Profis an diesem Abend in der Nordbank-Arena nur zu gern erfüllten. Ein souveräner Auftritt im ersten Durchgang sowie eine sehr durchwachsene zweite Halbzeit reichten, um sich mit einem 2:1 (2:0)-Sieg gegen Wehen-Wiesbaden für das Halbfinale zu qualifizieren. Damit fehlen nur noch 90 Minuten (bei Verlängerung 120 Minuten) bis zum ersehnten Finaleinzug nach Berlin. Der Gegner im Halbfinale wird allerdings von anderer Qualität sein: Im Lostopf sind neben Schalke-Bezwinger Mainz 05 noch Werder Bremen (5:2-Sieg beim VfL Wolfsburg) sowie Bayer Leverkusen (4:2-Erfolg über Bayern München). "Über einen Wunschgegner reden wir nicht, wichtig wäre mir aber ein Heimspiel", brummte ein sichtlich zufriedener Trainer Martin Jol.

Der Tabellenletzte der Zweiten Liga war gestern auf dem Hamburger Weg nach Berlin zunächst kein wirklicher Prüfstein. Die Gäste hatten sich zwar seit Sonntag auf das Viertelfinale in Hamburg vorbereitet, waren dem Favoriten allerdings im ersten Durchgang in allen Belangen unterlegen.

Von Beginn an ließ das Jol-Team kein Zweifel daran, die 1:3-Heimniederlage gegen Wolfsburg vergessen zu lassen. Auch ohne die angeschlagenen Demel (Muskelfaserriss), Gravgaard (Finger-Operation) und Silva (Adduktoren-Probleme) bestimmte der HSV von Beginn das Geschehen. Jerome Boateng, der als Innenverteidiger ins Team rückte, hatte einen entspannten Abend. Im ersten Durchgang hatte Wehen nur eine Chance.

Für Mladen Petric war der krasse Außenseiter nach seinem Frust über sein Reservisten-Dasein gegen Wolfsburg ("Wenn ich auf der Bank sitze, nervt das") genau der richtige Aufbaugegner. Die Führung erzielte der Kroate in Koproduktion mit Gegenspieler Kopilas (der Treffer wurde später als Eigentor gewertet), das 2:0 besorgte er nach feiner Vorarbeit des erneut überzeugenden Marcell Jansen ganz allein. Petric reklamierte indes auch den ersten Treffer für sich: "Ich war als Erster dran. Und der Ball wäre so oder so reingegangen."

Imponierend auch der Auftritt von David Jarolim. Trotz einer Bänderdehnung im Knöchel war der Kapitän einmal mehr das große kämpferische Vorbild des HSV. Piotr Trochowski saß dagegen nur auf der Bank.

Großes Manko im Spiel des Hamburger: die Chancenverwertung. Reihenweise ließen die HSV-Stars beste Möglichkeiten aus - auch Olic, der nach dem Wechsel für Petric kam, scheiterte mehrmals. Gegen einen stärkeren Gegner hätte sich dies rächen können. Denn ab der 60. Minute gaben die Hamburger das Spiel aus der Hand. "Das war grob fahrlässig. Es darf nicht sein, dass wir nach zwei Auswechslungen völlig die Ordnung verlieren", kritisierte Petric. Gemeint waren die Joker Ndjeng und Rincon. So kam Wehen immer stärker auf, profitierte beim 1:2-Anschlusstreffer indes auch von einem Fehler von Frank Rost. "Damit habe ich die Mannschaft zumindest geweckt", grollte der HSV-Torwart. Und fügte an: "So eine Leistung reicht vielleicht für Wehen. Das ist absolut enttäuschend." Keine Frage: Auf dem Weg nach Berlin werden sich die Hamburger steigern müssen. Die Fans machten dennoch Party. Und riefen: "Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin"

HSV: Rost - Benjamin, Mathijsen, Boateng, Aogo - Tavares - Pitroipa, Jarolim (62. Rincon), Jansen (73. Ndjeng) - Guerrero, Petric (46. Olic).

Wehen: Walke - Simac, Kopilas, Glibo (46. Barc), Kokot - Panandetiguiri, Hollmann (50. Amstätter), Schwarz, Schönheim (70. Diakite) - Ziemer - König.

Tore: 1:0 Kopilas (17./Eigentor), 2:0 (36. Petric), 2:1 Schwarz (85.). Schiedsrichter: Stark (Ergolding). Zuschauer: 35 378. Gelb: Schwarz