Wenn Freezers-Profi Richard Mueller mit seiner Freundin Erica durch Niendorf schlendert, fühlt er sich zu Hause. Der 26-Jährige lebt seit sechs...

Hannover/Hamburg. Wenn Freezers-Profi Richard Mueller mit seiner Freundin Erica durch Niendorf schlendert, fühlt er sich zu Hause. Der 26-Jährige lebt seit sechs Monaten im Hamburger Nordwesten. Er schätzt die Sauberkeit der Hansestadt, die Freundlichkeit ihrer Bewohner. "Sie sind Ausländern gegenüber sehr hilfsbereit", meint der Eishockeyprofi. Mueller weiß, wovon er immer noch lieber auf Englisch spricht.

Seit Sommer 2007 ist der in Kanada geborene, pfeilschnelle Außenstürmer zwar formal Deutscher, doch mit der Sprache hapert es noch etwas. "Ich glaube, ich spinne", gehört zu seinen Lieblingssätzen, weil die Phrase wörtlich ins Englische übertragen einen ungewollt komischen Sinn ergibt. Mueller ist ein fröhlicher Mensch, der gerne lacht. Seinen deutschen Pass hat er seinem Vater zu verdanken, der einst aus der Nähe von Augsburg nach Nordamerika auswanderte und das "ü" im Namen in ein "ue" verwandelte.

Im Alter von 21 Jahren wählte sein Sohn den umgekehrten Weg über den großen Teich und heuerte bei den Eisbären Berlin an. In Kanada wäre er nur eins von Tausenden Talenten gewesen, in Deutschland erhoffte er sich den Durchbruch. Obwohl er 2006 und 2008 mit den Eisbären deutscher Meister wurde, gelang ihm dieser erst mit dem Wechsel zu den Freezers.

Dank eines guten Starts in die Saison wurde auch Bundestrainer Uwe Krupp auf den 1,79 Meter großen Angreifer aufmerksam. Im November schoss Mueller dann sein erstes Tor für Deutschland, passenderweise beim 3:0 in einem Testspiel gegen das Team Kanada - eine zusammengewürfelte Truppe von Spielern aus der Deutschen Eishockey-Liga. Die echte kanadische Nationalmannschaft hatte im Mai noch 10:1 gegen die deutsche Auswahl gewonnen und so dazu beigetragen, dass diese die vorzeitige Qualifikation für die Olympischen Spiele in Vancouver 2010 verpasste.

Die Deutschen müssen sich nun ab heute bei einem Qualifikationsturnier in Hannover ihr Ticket nachträglich sichern. Mueller will alles dafür geben, dass dies gelingt. Schließlich finden die Spiele quasi vor der Haustür seiner Eltern statt. "Für mich wäre es fantastisch, wenn ich vor meiner Familie und meinen Freunden bei Olympia spielen könnte", sagt der in Richmond, nur 20 Autominuten südlich von Vancouver geborene Unterzahlspezialist. Drei Spiele trennen ihn und das deutsche Team noch von der Erfüllung des Traums. Heute (19.30 Uhr) geht es zunächst gegen Japan, am Sonnabend (15.30 Uhr/DSF live) gegen Österreich und am Sonntag (17 Uhr/DSF live) gegen Slowenien.

"Es wird nicht leicht, aber wir haben die Qualität, es zu schaffen", meint Mueller, der zwar die Nationalhymne noch nicht mitsingen kann, trotzdem aber stolz darauf ist, für Deutschland zu spielen. Letzteres gilt auch für die vier weiteren Mitglieder der deutsch-kanadischen Fraktion im Nationalteam, zu der mit John Tripp ein weiterer Hamburger gehört. Als dritter Freezer steht Alexander Barta im Kader für das Qualifikationsturnier. "Dass wir zu dritt dabei sind, macht es natürlich einfacher", meint Mueller, der seine unglaubliche Leichtfüßigkeit einer Vergangenheit als Leichtathlet und dem Training mit einer Eiskunstlauflehrerin zu verdanken hat.

Eine Kostprobe seiner Schnelligkeit gibt Mueller im Erfolgsfall gerne auch nach den Spielen. Dann flitzt der von der Boulevard-Presse "Super Richie" getaufte Wirbelwind in einem atemberaubenden Tempo über das Eis und lässt sich bei seiner Ehrenrunde feiern. Ein Showelement, das sicher auch in Kanada gut ankommen würde. Alle seine Freunde würden in jedem Fall für ihn schreien, meint der Auswanderer. Für ihn und Deutschland, sein "home away from home".