Er wirkt etwas mitgenommen. Sein rechter Ellenbogen schmerzt, und er fühlt sich angeschlagen. Die vergangenen WM-Wochen haben Spuren hinterlassen.

Hamburg. Er wirkt etwas mitgenommen. Sein rechter Ellenbogen schmerzt, und er fühlt sich angeschlagen. Die vergangenen WM-Wochen haben Spuren hinterlassen. Doch das Lächeln weicht dem frisch gebackenen Handball-Weltmeister Guillaume Gille vom HSV Hamburg beim Pressetreffen im Fitnessklub Aspria nicht aus dem Gesicht. "Der Titelgewinn ist unglaublich, ein unbeschreibliches Gefühl", sagt er und strahlt bei dem Gedanken daran, Gastgeber Kroatien im Finale am vergangenen Sonntag bezwungen zu haben.

Vier Wochen lang hat der HSV-Kapitän seine Frau und die drei Kinder nicht gesehen, jeden Tag für das ganz große Ziel, den WM-Titel, trainiert. "Im Turnier ist man voller Adrenalin und merkt kaum, wie groß die Belastung von zehn Spielen in 14 Tagen wirklich ist", gesteht der 32-Jährige. Jetzt, da die "Equipe Tricolore" nach Olympiagold auch die Weltmeisterschaft gewonnen und von Frankreichs Staatspräsident Nicolas Sarkozy Glückwünsche entgegengenommen hat, will Gille die "leeren Akkus" so schnell wie möglich wieder aufladen. Denn schon am Mittwoch möchte er die Champions-League-Partie gegen Portland bestreiten. Natürlich nur, wenn der Ellenbogen mitspielt.

"Der Medizincheck wird Gewissheit bringen", sagt er und blickt auf die Goldmedaille. Einen festen Platz in seinem Haus hat er für die neue Trophäe noch nicht bestimmt. "Das Metall ist mir nicht so wichtig. Mir geht es vielmehr um das Gruppenerlebnis", sagt er. Verzichten musste der Franzose in den Stunden seines jüngsten Erfolgs auf Bruder Bertrand, den Kreisläufer des HSV, der sich angesichts der enormen körperlichen Belastungen eine Pause vom Nationalteam genommen hatte. "Er hat mir sehr gefehlt", gesteht der Weltmeister rückblickend.

Umso größer ist nun die Freude, wieder mit ihm zusammenspielen zu können. Die übrigen Vereinskollegen hat Gille nach dem WM-Sieg nur kurz getroffen. Im Finale stand er seinem kroatischen Vereinskameraden Blazenko Lackovic gegenüber. "Er war enttäuscht über die Niederlage", sagt Gille. Doch auf die Stimmung beim HSV werde das keine Auswirkungen haben. "Wir sind ein Team. Von nun an dreht sich alles um Champions League und Bundesliga", meint der WM-Held. Der HSV will sich als Einheit präsentieren. Als homogene Truppe, in die sich auch ein Weltmeister einreihen muss. Motiviert, sagt der Rückraum-Regisseur, sei er, sobald er einen Fuß in die Color-Line-Arena gesetzt habe. Alle Müdigkeit soll dann vergessen sein.