Der Stress musste weggespült werden. Nach dem fast neunstündigen Versammlungsmarathon und der anschließenden ersten Aufsichtsratssitzung enterte...

Hamburg. Der Stress musste weggespült werden. Nach dem fast neunstündigen Versammlungsmarathon und der anschließenden ersten Aufsichtsratssitzung enterte Horst Becker mit einigen Kollegen, Vorstandsmitgliedern und Mitarbeitern ein Lokal in Eppendorf.

Am Sonntag war der bisherige Aufsichtsratsvorsitzende mit einer deutlichen Mehrheit wiedergewählt worden. 3040 der 4186 gültigen Stimmen entfielen auf den 67-Jährigen, also rund 72 Prozent. Ein überragendes Ergebnis, das angesichts vieler kritischer Stimmen im Vorfeld kaum jemand für möglich gehalten hätte.

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Die Atmosphäre bei der konstituierenden Sitzung - Becker wurde einstimmig als Vorsitzender bestätigt - beschrieb er als "entspannt und zielorientiert". Für den HSV geht es laut Becker nun darum, trotz der Finanzkrise wirtschaftlich erfolgreich zu sein. Dabei hofft er auch auf Impulse der neuen Räte: "Im Grunde haben wir in den vergangenen Jahren fast Inzucht betrieben. Jetzt haben wir viele Leute von außen mit neuen Ideen dazubekommen."

Mit sieben neuen Kontrolleuren wurde auch ohne Supporters ein Umbruch vollzogen, dem nach nur zwei Jahren ein neuer folgen könnte, wenn sich Ronald Wulff, Bernd Enge, Sergej Barbarez, Peter Becker sowie die Delegierten Björn Floberg (Förderer/Supporters Club) und Eckart Westphalen (Amateure) zur Wiederwahl stellen müssen. Die anderen sechs Räte sind für vier Jahre eingesetzt.

Becker und seine Kollegen haben sich vorgenommen, "mehr miteinander zu reden, auch mit den Gremien". Ausdrücklich nannte der seit 1996 amtierende Aufsichtsrat auch die Supporters-Abteilung, deren vier Kandidaten am Sonntag scheiterten.

Abteilungsleiter Ralf Bednarek betrieb gestern Ursachenforschung: "Uns wurde nachgesagt, dass wir den Vorstand stürzen wollten. Obwohl es gar nicht darum ging, hatte sich offenbar bei vielen Mitgliedern diese Meinung festgesetzt. Wir haben es nicht geschafft, diese Wahrnehmung zu kippen. Es gab eine Menge Vorurteile, wir wurden in gewissen Bereichen diskreditiert."

Dass die Supporters nun im neuen Aufsichtsrat nicht entsprechend ihrer Größe gewürdigt werden, befürchtet Bednarek nicht: "Der Aufsichtsrat ist keine Interessensvertretung. Ich habe nach der Wahl mit den Gewählten gesprochen. Alle haben zum Ausdruck gebracht, dass sie einen engen Kontakt suchen. Ich glaube nicht, dass dies nur Lippenbekenntnisse waren."

Apropos Lippen - diese sollen bei den meisten Mitgliedern des neuen Aufsichtsrats geschlossen bleiben. Das Sprachrohr der Kontrolleure soll, so der erste interne Beschluss, Horst Becker sein. In sportlichen Dingen darf sich aber auch Sergej Barbarez zu Wort melden: "Das wird in der Praxis nicht ganz zu vermeiden sein", sagte Becker, "wir werden uns aber eng abstimmen. Sergej wird in direktem Kontakt zu Dietmar Beiersdorfer stehen."

Einen Sportausschuss wird es im neuen Aufsichtsrat allerdings nicht mehr geben - er wurde abgeschafft. Als Vorsitzender des Finanzausschusses wurde Bernd Enge gewählt, weitere Mitglieder sind Handwerkskammer-Präsident Peter Becker, Björn Floberg sowie Eckart Westphalen.

Der "Personalausschuss", der beispielsweise Trainer-Verpflichtungen vorbereitend begleiten soll, setzt sich aus Horst Becker, seinen Stellvertretern Alexander Otto und Ernst Otto Rieckhoff sowie Enge zusammen.