Seit 11 Uhr steigt die Mitgliederversammlung des HSV. Ein neuer Aufsichtsrat wurde gewählt, das zwölfköpfige Kontrollgremium des HSV-Vorstandes. Noch nie schlug eine Wahl im Vorfeld ähnlich hohe Wellen. Abendblatt.de berichtet live von der Veranstaltung im CCH.

Hamburg. Seit 11 Uhr bittet der HSV seine Mitglieder auf der Mitgliederversammlung um die Abgabe ihrer Stimmen. Ein neuer Aufsichtsrat soll gewählt werden, das zwölfköpfige Kontrollgremium des HSV-Vorstandes. Vier Delegierte standen bereits vorher fest: Gerd Krug (Senioren), Björn Floberg (Förderer/Supporters Club), Ernst Otto Rieckhoff (Ochsenzoll) und Eckart Westphalen (Amateure). Noch nie schlug eine Wahl im Vorfeld ähnlich hohe Wellen.

Wie geht es weiter mit dem HSV? Abendblatt.de berichtet live von der Veranstaltung im CCH.

19.40 Uhr: Horst Becker schließt die Versammlung.

19.32 Uhr: Dem Antrag des Mitglieds Dirk Bobsin zur Änderung der Satzung, um in Zukunft Mitgliederversammlungen innerhalb des Kalenderjahres des betreffenden Geschäftsjahres stattfinden zu lassen, wird nicht zugestimmt.

19.19 Uhr: Dem Antrag des Mitglieds Peter Müller zur Veränderung der Preisgestaltung der Eintrittskarten, speziell für Rentner (25 Prozent Rabatt), wird nicht zugestimmt.

19.10 Uhr: Veranstaltungsleiter Peters, gleichzeitig Mitglied des Ehrenrates, hält seinen Bericht sehr kurz - 25 Sekunden. Anschließend folgt der Bericht der Supporters/Fördernde Mitglieder, der ebenfalls extrem kurz ausfällt. Der Amateurvorstand und der Vorstand der Abteilung Fördernde Mitglieder/Supporters werden ebenso entlastet wie die Mitglieder des Ehrenrates.

19.03 Uhr: Peter Gottschalk tritt zum Bericht des Seniorenrates an. Mittlerweile sind nur noch weniger hundert Mitglieder anwesend. Nach acht Stunden Veranstaltungszeit ist Müdigkeit im Saal spürbar.

19.01 Uhr: Während die Amateurabteilung ihren Jahresbericht abliefert, kommt es im Saal H zur "Massenflucht". Der Großteil der Mitglieder verabschiedet sich.

19.00 Uhr: Christian Reichert wird für die Bereiche der Mitglieder für das vergangene Geschäftsjahr entlastet. Der weitere Vorstand (Hoffmann, Beiersdorfer, Kraus) wird ebenfalls mit überwältigender Mehrheit entlastet.

18.46 Uhr: Der ehemalige Vorstand Christian Reichert zieht seine Bilanz des Geschäftsjahres und eine kleine persönliche Bilanz seines Wirkens. Er skizziert die Schwierigkeiten in der Zusammenarbeit mit dem Vorstand, insbesondere mit Bernd Hoffmann, die letztlich auch zur freiwilligen Beendigung seiner Tätigkeit geführt haben. Reichert wird mit Applaus von der Bühne verabschiedet.

18.42 Uhr: Hoffmann spricht seine Wünsche für die Zukunft aus. Er wünscht sich die Realisierung des Masterplans Ochsenzoll, mehr als 10.000 aktive Mitglieder, den Durchbruch der 100.000-Mitglieder-Marke. Dann fügt er noch ganz besondere Wünsche hinzu: "Dass wir die Bayern jagen und - das sage ich ganz leise - Pokalsieger werden..."

18.39 Uhr: Hoffmann entschuldigt sich bei den Mitgliedern für die Preisgestaltung der Eintrittskarten beim Nordderby gegen Werder Bremen: "97 Euro, ja, das war daneben - kommt nicht wieder vor."

18.26 Uhr: Bernd Hoffmann, erkennbar eloquenter als bei vergangenen Mitgliederversammlungen, umreißt die aktuelle Witschaftslage und die sportliche Situation des HSV. Er setzt einige Pointen, betont noch einmal die mittelfristigen Ziele des Klubs und sagt: "Wir sind kein Selbstbedienungsladen für europäische Topklubs." Der Fall de Jong sei aus wirtschaftlichen Gründen unabdingbar gewesen. Hoffmann spricht ein Extralob für Sportchef Dietmar Beiersdorfer aus, das in einen donnernden Applaus der Mitglieder mündet.

18.15 Uhr: Ein sichtlich gelöster und zufriedener Vorstandschef Bernd Hoffmann kündigt eine kurze Rede zum Vorstandsbericht an, beschränkt auf die wichtigsten Details. Er sagt angesichts der überwältigenden Zahl von anwesenden Mitgliedern: "Ich bin stolz, dass ich dieser Gemeinschaft vorstehen darf." Hoffmann bezieht auch die Supporters in seine "Einheits"-Rede mit ein: "Ich wünsche mir, dass wir uns hier wieder die Hände reichen. Wir wissen, dass die Supporters unser größtes Kapital sind."

18.00 Uhr: Das neue Gremium präsentiert sich den Fotografen und Kamerateams zum neuen Mannschaftsfoto. Vorstandschef Bernd Hoffmann, für den die Wahl eine Art "Wunschergebnis" sein dürfte, gibt Interviews. Die Räte verabreden sich noch für diesen Abend zu einer ersten wichtigen Sitzung. Es herrscht Einigkeit, dass eine konstituierende Versammlung der neuen Räte in Kürze erfolgen muss, um die Handlungsfähigkeit gerade in Sachen Transferpolitik in den kommenden Tagen zu gewährleisten. Als großer Verlierer der Wahl wird von den meisten anwesenden Mitgliedern der vereinsintern engagierte Part der "Supporters" betrachtet, da sich keiner der vier zur Wahl aufgestellten Kandidaten durchsetzen konnte. Der ehemalige Aufsichtsratschef Udo Bandow erhält sogar einige Glückwünsche, weil "sein" Quartett komplett ins Gremium eingezogen ist.

17.55 Uhr: Der zweite Wahlgang ist ausgewertet. Peters präsentiert das Ergebnis, es herrscht fast greifbare Hochspannung: 1. Sergej Barbarez (1865 von 3722 Stimmen), 2. Peter Becker (1536), 3. Marek Erhardt (1348), 4. Johannes Liebnau (1262), 5. Willi Schulz (726). Damit ziehen Barbarez (begleitet von Unmutsäußerungen und Beifall in der Halle) und Peter Becker auch in den Aufsichtsrat ein, der damit komplett ist. Das Kontrollorgan im Überblick: Horst Becker, Alexander Otto, Prof. Dr. Jörg Debatin, Ian Karan, Ronald Wulff, Bernd Enge, Sergej Barbarez, Peter Becker, Gerd Krug, Björn Floberg, Ernst Otto Rieckhoff, Eckart Westphalen. Die Halle leert sich im Eiltempo, obwohl noch mehrere Tagesordnungspunkte abzuarbeiten sind.

17.25 Uhr: Der zweite Wahlgang läuft. Die Mitglieder und auch viele Kandidaten diskutieren über das bisherige Ergebnis, das auch als Bekundung für die Politik Hoffmanns zu werten ist. Die bereits im ersten Durchgang ausgeschiedenen Kandidaten Hunke (1249 Stimmen), Ertel (1054), Thiel (997), Stäcker (846), Ernst (777), Sattelmair (500), Krüger (376), Köhler (47) und Nicklaß (36) stehen plötzlich nicht mehr im Fokus der Kameras. Besonders das Votum gegen Hunke sorgt für Gesprächsstoff, aber auch Schulz' knapper Einzug in Wahlgang zwei wird kontrovers besprochen. Horst Becker werden indes nicht nur wegen seines überwältigenden Resultats die größten Chancen eingeräumt, eine weitere Amtsperiode als Vorsitzender des Kontrollgremiums anzutreten. Einige Mitglieder lassen sich die Amtszeiten der Räte noch einmal erklären: Die ersten vier Gewählten - Horst Becker, Alexander Otto, Jörg Debatin und Ian Karan - sind für vier Jahre gewählt, die weiteren vier (darunter Wulff und Enge) zunächst nur für zwei Jahre.

17.18 Uhr: Versammmlungsleiter Peters verkündet das Ergebnis des ersten Wahldurchgangs. 4186 gültige Wahlzettel wurden abgegeben, sechs Kandidaten erreichten die absolute Mehrheit und sind damit neue Kontrolleure: Horst Becker (3040 Stimmen), Alexander Otto (2839), Professor Dr. Jörg Debatin (2776), Ian Karan (2574), Ronald Wulff (2549) und Bernd Enge (2218). Sergej Barbarez (2055), Peter Becker (1865), Marek Erhardt (1757), Johannes Liebnau (1460) und Willi Schulz (1397) müssen noch auf den zweiten Wahlgang hoffen, bei dem aus fünf Kandidaten zwei für das Gremium gewählt werden - nach einfacher Mehrheit der Stimmen. Die übrigen Kandidaten, darunter auch Jürgen Hunke und Manfred Ertel, sind komplett aus dem Rennen. Vorstandsboss Bernd Hoffmann gratuliert den ersten Wahlsiegern und lächelt zufrieden.

17.07 Uhr: Momentan gibt es keine Neuigkeiten aus dem CCH. Die anwesenden Mitglieder müssen sich in Geduld üben, die Wahl verzögert sich um einige Minuten.

16.28 Uhr: Die Kandidaten werden per Fotoshow noch einmal an die Leinwand geworfen und rufen vereinzelt spontane Bekundungen der Mitglieder hervor. Die Stimmungslage in der nach wie vor prall gefüllten Halle H des CCH ist weiterhin schwer einzuschätzen. Von den so genannten "Supporters"-Kandidaten dürfte Liebnau die besten Karten haben, der sich sehr offensiv positionierte. Aus der Vier-Mann-Crew, die der ehemalige Aufsichtsratsvorsitzende Udo Bandow für eine Kandidatur gewinnen konnte, hinterließen Ian Karan, Alexander Otto und Prof. Dr. Jörg Debatin den besten Eindruck. Sergej Barbarez erhielt mit den lautesten Beifall, bei ihm wurden im Laufe der anschließenden Fragestellungen aber auch die größten Bedenken in Sachen Kompetenz laut. Peters verkündet, dass er die ersten Ergebnisse zwischen 16.45 Uhr und 17 Uhr erwarte. Von den Kandidaten, die fast alle hypernervös wirkten, fällt nun sichtlich die erste Anspannung ab. Acht Kandidaten? Nicht einmal auf zwölf Favoriten können sich die Anwesenden einigen. Einigkeit herrscht aber in einem anderen Bereich: Die gesamte Veranstaltung läuft auf einem sehr hohen Niveau ab.

16.23 Uhr: Ende der Vorstellung. Versammlungsleiter Peters erklärt das Wahlprozedere noch einmal.

16.16 Uhr: Bernd Enge geht als 20. und letzter Kandidat auf das Podest. Das Mitglied des jüngsten Kontrollgremiums sagt zur Leistung des Gremiums: "Wir haben hervorragend gearbeitet und kontrolliert." Er untermauert das mit dem wirtschaftlichen und sportlichen Aufwärtstrend der vergangenen Jahre. Enge, dessen Rede im Publikum gut ankommt, sagt: "Vor Jahren waren wir ein Bummelzug mit Holzbänken, jetzt sind wir ein ICE mit jeglichem Komfort. Ich kann verstehen, dass jetzt viele in den Speisewagen einsteigen wollen!" Und er wagt einen Blick in die sportliche Zukunft: "Unser Traum wird in Erfüllung gehen." Reaktion: lauter Beifall.

16.14 Uhr: Bei den Fragen an den Kandidaten Liebnau kommt es zum humorvollen Highlight der Versammlung. Ein Mitglied, namentlich ausgewiesen als "Rainer", sagt: "Die Stimmung im Stadion ist echt super!" Auf Ermahnung des Versammlungsleiters, doch bitte die Frage zu formulieren, sagt Rainer: "Wirklich super die Stimmung." Ein Gelächter erfüllt die Halle.

16.03 Uhr: Johannes "Jojo" Liebnau ist an der Reihe, bezieht zunächst Stellung zu den Vorwürfen, er sei ein gewaltverherrlichender Fan-Einpeitscher und "Vollidiot". Liebnau erklärt, dass er auch im Falle einer Wahl weiter als "Capo" in der Kurve aktiv sein wolle. Er betont, dass "97 Prozent aller Fangesänge nicht gegen andere Klubs gerichtet" seien, und die übrigen drei Prozent "solle man nicht wortwörtlich nehmen". Der Supporter: "Es ist nicht wirklich so, dass wir jeden Bremer Bürger zu Fischkroketten verarbeiten wollen..." Liebnau steht für eine "jugendliche Bereicherung" des Kontrollgremiums und für den Kontakt zur Basis. Reaktion: lauter Applaus.

16.01 Uhr: Oliver Köhler hält die kürzeste aller Reden, er steht knapp 45 Sekunden lang auf dem Podest. Er trage den HSV im Herzen, darauf beschränkt sich der 40-Jährige. Reaktion: kaum Beifall.

15.58 Uhr: Andreas Ernst bezeichnet seine Kandidatur als "neutral, aus der Mitte kommend". Der ehemalige Staatsrat: "Der Aufsichtsrat trägt eine gewaltige Verantwortung." Er sieht das Risiko einer Lagerbildung, die blockierende Wirkung bei der Entwicklung des HSV haben könnte. "Wir brauchen eine Atmosphäre des Miteinanders", sagt er und fordert einen kritischen, aber fairen Umgang miteinander. Er spricht sich gegen eine Ausgliederung der Lizenzspielabteilung aus. Reaktion: normaler Applaus.

15.49 Uhr: Handwerkskammer-Präsident Peter Becker präsentiert sich nüchtern-sachlich, gelegentlich etwas farblos, inhaltlich aber sehr strikt und wertvoll. "Wir müssen die Eintracht im Verein stärken und wieder herstellen", sagt er. Er betont, dass es ein vertrauliches Miteinander mit dem Vorstand geben müsse - mit der notwendigen Distanz. Es dürfe nicht zur Kumpanei verkommen. Reaktion: normaler Applaus.

15.36 Uhr: Der 15. Kandidat, Marek Erhardt, tritt auf das Podest. Der Schauspieler und Radio-Moderator, ehemaliger Stadionsprecher in der Nordbank-Arena, erläutert seine fachlichen Kompetenzen und betont: "Nur gemeinsam kann man sich gut ergänzen." Er sagt emotional: "Wir müssen Vertrauen zum Vorstand haben. Ich stehe für eine Neustrukturierung des Aufsichtsrates, der sich nicht mehr in der Öffentlichkeit zu äußern hat. Wir brauchen eine interne Geschlossenheit im Aufsichtsrat. Wir müssen in diesem Universalsportverein kontrovers diskutieren. Wir müssen alle wieder an einem Strang ziehen. Es muss ein Ohr an der Mitgliedschaft geben." Der erfahrene Sprecher Erhardt wirkt professionell, kommt aufgrund der zeitlichen Begrenzung aber nicht ganz zum Ende seiner Ausführungen. Reaktion: normaler Beifall.

15.27 Uhr: SPIEGEL-Journalist Manfred Ertel tritt als dritter Supporters-Vertreter auf die Bühne und sagt ironisch: "Ich bin einer der so genannten Totengräber!" Er appelliert an die Vernunft der Mitglieder, mahnt zur sachlichen Betrachtung der Kandidaten. "Wir sind der HSV!", sagt er und erreicht viele der anwesenden Mitglieder mit einer inhaltlich wertvollen Rede. Man muss nicht auf dem gesellschaftlichen Parkett zuhause sein, so Ertel, man müsse Kompetenz und Leidenschaft einbringen. "Wir brauchen eine ernsthaftere Kontrolle", fordert er. Reaktion: wohlwollender Applaus.

15.24 Uhr: Anja Stäcker fordert, dass "unterschiedliche Persönlichkeiten" in den Rat gehören. Die Supporters-Vertreterin kandidierte vor vier Jahren schon einmal für das Amt - erfolglos. Die Bankkauffrau präsentiert sich etwas farblos. Reaktion: verhaltener Beifall.

15.16 Uhr: Sergej Barbarez wird mit Beifall begrüßt, er trägt ein dunkles Sakko mit lila Einstecktuch. Er sagt: "Ich bin sehr nervös. Lieber würde ich mit Euch Fußball spielen und ein bisschen reden." Hier zu kandidieren ist das Mindeste, was ich dem Verein zurückgeben kann. Ich habe diesen Verein ins Herz geschlossen." Der Ex-Profi betont seine fußballerische Kompetenz: "Das ist das Plus, was ich vorweisen kann." Er könne zwar nicht viel mit Bilanzen anfangen, aber dafür stünden ja eine Menge anderer Kandidaten. Er entschuldigt sich für "nur einen gewonnen Ligapokal mit mir" - er hoffe aber, einen Beitrag für weitere Titel leisten zu können. Seine Abschlussparole: "Nur der HSV". Reaktion: großer Applaus.

15.12 Uhr: Thomas Krüger betont von Beginn an seine Unabhängigkeit. "Ich bin zu keiner Gruppe oder Gruppierung zu zählen", sagt der Fachanwalt für Steuerrecht. Er stimmt gegen den Supporters-Claim "Change". Er möchte berufliche Kompetenzen einbringen, loyal und verschwiegen auftreten. Krüger: "Es geht auch darum, Fronten aufzuweichen." Reaktion: verhaltener Applaus.

15.08 Uhr: Werner K. Nicklaß tritt mit einer nostalgisch-wertvollen HSV-Krawatte auf die Bühne. Seine Rede ist die kürzeste, inhaltlich schwächste. Der Schwabe sagt: "Ich habe die Raute, die Raute im Herzen!" Reaktion: schwacher Applaus.

15.00 Uhr: Katrin E. Sattelmair, frühere Präsidentin des HTHC, beginnt mit einer amüsanten Kurzpräsentation ("Ich bin ein bisschen stolz darauf, dass mein Panini-Album der WM 2006 vollständig ist..."). Sie steht für Ausgewogenheit. "Es kommt auf die richtige Dosierung an. Ich weiß, wie stark und wie wertvoll das Wir-Gefühl eines Vereins ist", sagt Sattelmair. Sie bezeichnet sich als "Überzeugungstäterin". "Ich werde mit kühlem Kopf abwägen", sagt die Notarin. Sie gehöre keinem Lager an und sei daher nur ihrem Gewissen und dem HSV verpflichtet, betont sie. Reaktion: verhaltener Beifall.

14.52 Uhr: Ingo Thiel, der erste der vier Supporters-Kandidaten, präsentiert sich. Nach einer nervös wirkenden Kurzvorstellung seiner Person skizziert er seine Vorzüge: "Ich stehe für eine konstruktive Balance und eine konsequente Kontrolle. Ich werde auch unbequeme Fragen stellen." Er plädiert für Werterhaltungen und sagt: "Fußball muss bezahlbar sein." Seines Erachtens müsse der Aufsichtsrat auch den Kontakt zur Basis halten, also zu Fanclubs, Mitgliedern. Thiel: "Der HSV ist mehr als Fußball, mehr als ein Kontoauszug. Wir alle sind der HSV, und das unterscheidet uns von seelenlosen Aktiengesellschaften, GmbH und Co KGs." Reaktion: verhaltener Applaus.

14.43 Uhr: Willi Schulz ist auf der Bühne, er untermauert seine Rolle als sportlich kompetentes Mitglied des zweithöchsten Vereinsorgans. Der ehemalige Profi und Nationalspieler liest seine Rede komplett ab. Er fordert eine Wahl derer, die den Verein "wirklich nach vorne bringen". Schulz: "Was wir nicht brauchen sind Leute, die den Aufsichtsrat als eine Spielweise und Befriedigung für persönliche Eitelkeiten betrachten, ansonsten nur stören. Wir können auch keine externen Investoren gebrauchen." Reaktion: verhaltener Beifall.

14.38 Uhr: Als sechster Kandidat tritt Horst Becker ans Mikrofon. Der Banker sagt: "Mein Beruf und meine Berufung sind der HSV!" Der Vorsitzende des scheidenden Kontrollgremiums sagt, er stehe für Verlässlichkeit, Verschwiegenheit, Kompetenz und Erfahrung. "No change und: Yes, i can, bitte gebt mir eure Stimme!", sagt Becker. Reaktion: verhaltener Beifall.

14.30 Uhr: Ian Karan (Capital Intermodal) hat die Lacher auf seiner Seite, als er seine Lebensgeschichte anreißt ("Ich kam 1970 her, ohne Geld, ohne Freunde...und ohne ein Wort Deutsch."). Der Unternehmer unterstreicht seine Rolle als Kaufmann und unterhält das Publikum. Beweis gefällig? "Ich hatte das Glück, mein letztes Unternehmen ein Jahr vor der Finanzkrise zu verkaufen. Ja, ich hatte Glück." Dem Raunen im Publikum lässt er folgen: "Ja, ich hatte Glück, fragen Sie mal den Käufer..." Er mahnt die Zerrissenheit im Verein an, die er ausgemacht hat, und appelliert an die Vernunft der Mitglieder bei der Auswahl ihrer Kandidaten. Reaktion: der bislang größte Beifallssturm.

14.22 Uhr: Professor Dr. Jörg Debatin tritt als vierer Kandidat auf die Bühne. Sein Angebot: "Als Aufsichtsrat werde ich mich einzig und allein der Kontrollfunktion verpflichtet fühlen." Er unterstreicht seine Grundsätze: 1. Sicherung der finanziellen Solidität, 2. Sportlicher Erfolg, 3. 100 Prozent Selbstbestimmung des Vereins, also keine Ausgliederung. Tosenden Applaus erhält er, als er sein primäres sportliches Ziel verkündet, unter anderem stets besser als Werder Bremen abzuschneiden. Debatins Vorstellung der Amtsausübung: "Stille, besonnene Kontrolle im Hintergrund." Reaktion: tosender Applaus.

14.16 Uhr: Ronald Wulff ist dritter Redner. Sein Wunsch zum heutigen 64. Geburtstag: "Wenn wir hier und heute als vereinter Verein aus der Halle gehen, wäre das das schönste Geschenk." Der ehemalige Klubboss spricht sich für den Breitensport (Ochsenzoll) aus und sagt: "Sollte ich gewählt werden, werde ich an deiner Seite, Ernst Otto Rieckhoff, dafür kämpfen!" Reaktion der Mitglieder: großer Beifall.

14.09 Uhr: Zweiter ausgeloster Kandidat ist Jürgen Hunke, der mit einigen Buh-Rufen empfangen wird. Der ehemalige Präsident und ausgewiesene Kritiker von Vorstandschef Bernd Hoffmann sagt, er müsse angesichts der Redezeit zwei Drittel seiner geplanten Inhalte zusammenstreichen. Er wiederholt seine Ambition, immer die Sicherheit des HSV als höchste Prämisse anzusehen und zu verfolgen. "Ich bin für die Kontrollierten sicher nicht immer bequem", sagt er. "Wir müssen auf Krisen vorbereitet sein. Fußball muss immer bezahlbar sein, auch für die Fans. Und Transparenz ist notwendig", schließt er ab. Reaktion der Mitgliedschaft: Applaus, aber verhaltener als bei Otto.

14.02 Uhr: Alexander Otto, Geschäftsführer der ECE-Gruppe, tritt als erster Kandidat in Jeans und Sakko auf die Präsentationsbühne. Er redet frei und unterstreicht sein Streben pro Universalsport, unterstreicht dies mit Beispielen. Otto sagt: "Ich habe die Raute nicht nur im Herzen, sondern häufig auch im Kopf!" Und er sagt: "Ich bin ein absolut unabhäniger Kandidat!" Nach seiner sehr guten Rede erntet er viel Beifall.

13.55 Uhr: Es gibt keine weiteren Wortbeiträge mehr, was der souveräne Versammlungsleiter Peters amüsant verkündet und einen Beifallssturm hervorruft. Die Sprecherauslosung ergibt: ECE-Chef Alexander Otto muss als erster ans Rednerpult.

13.45 Uhr: Die umfangreichen Wortbeiträge zur anstehenden Wahl halten an. Es entwickelt sich mehr und mehr zu einer Diskussion um die Fragen: Geht es hier um eine Blockwahl? Sind die Supporters-Kandidaten machtgierig? Warum werden die Supporters als "Viererbande" wahrgenommen? Es mehren sich die Forderungen, eine gewisse Ausgewogenheit ins Gremium einziehen zu lassen.

13.10 Uhr: Die Redebeiträge zur anstehenden Aufsichtsratswahl sind vielfältig. Die Sitzreihen in Halle H lichten sich allerdings. Grund: Viele Mitglieder wollen die Zeit vor den Präsentationen zu einem kleinen Mittag und Getränk nutzen. In der riesigen "HSV-Kantine" treffen sich Verantwortliche, einfache Mitglieder, Ratskandidaten und ehemalige Kontrolleure. Thema Nummer eins in den Diskussionen: Welche Kandidaten haben nun die besten Chancen? Tendenz: völlig offen.

13.06 Uhr: Peters erklärt das Prozedere der Aufsichtsratswahl. Jeder Kandidat hat drei bis fünf Minuten Redezeit, die Reihenfolge der Präsentatoren wird ausgelost. Dr. Peter Krohn mahnt in seinem zweiten Beitrag zu fairem Umgang mit den Kandidaten und erklärt: "Ich mache von meinem Recht Gebrauch, acht Kandidaten zu wählen."

13.00 Uhr: Der amtierende Aufsichtsrat wird entlastet. Interessant: Einer der Kandidaten für das neue Kontrollgremium, Manfred Ertel, stimmt gegen die Entlastung.

12.57 Uhr: Nach dem Bericht des Rechnungsprüfers Klaus Manal übergibt Horst Becker das Wort an den Versammlungsleiter Dr. Andreas Peters. Die Rechnungsprüfer werden entlastet.

12.32 Uhr: Becker antwortet direkt auf Runges Vorwürfe. Er sagt: "Mein Bericht ist allen Aufsichtsräten am 23. Dezember zugegangen, es gab keinerlei Veränderungswünsche oder Kritik." Sein Verdacht: "Claus, ich habe das Gefühl, du führst hier einen Rachefeldzug."

12.23 Uhr: Der ehemalige Ehrenratsvorsitzende Claus Runge bezieht Stellung zu Beckers Bericht und bittet wegen des kritischen Inhalts, keine Mitschnitte vorzunehmen. Er bezeichnet Beckers Rechenschaftsbericht des Aufsichtsrates als dieses Titels nicht würdig: "Das Thema wurde verfehlt!" Er wirft Becker vor, den Bericht im Alleingang ohne Zustimmung seiner Kontrolleurskollegen verfasst und vorgetragen zu haben. Er vermisse wichtige sachliche Inhalte und sagt: "Dieser Bericht ist kein Zeugnis souveräner Führungsarbeit!" Runge zu Dr. Peter Krohn: "Ich verstehe nicht, dass du als sonst kritischer Begleiter dem Aufsichtsrat einen solchen Blankoscheck ausstellst!"

12.15 Uhr: Der ehemalige HSV-Präsident Dr. Peter Krohn meldet sich zum Aufsichtsratsbericht zu Wort. Als er das Sprecherpodium betritt, gibt es eher Raunen als Beifall im Publikum. Krohn lobt die Arbeit des amtierenden Kontrollgremiums, bezeichnet sie als "hervorragend". Lustig: Krohn sagt zum Abschluss seines ersten Redebeitrags: "Das war der kürzeste meiner Redebeiträge bei einer Mitgliederversammlung." Dem folgenden Gelächter lässt Krohn folgen: "Aber freuen Sie sich nicht zu früh..." Dem Wahlkampf der Supporters-Kandidaten für den neuen Aufsichtsrat, vor allem der Flyer-Verteilung vorm Test gegen Rostock (Aufschrift: "Change"), begegnet Dr. Krohn mit Ablehnung.

12.10 Uhr: Aufsichtsratsvorsitzender Horst Becker liefert den Bericht des Aufsichtsrates und legt die Vorstandsbezüge des Geschäftsjahres 2007/2008 offen. Demnach hat der Vorstand insgesamt 2.510.000 Euro verdient, bestehend aus 1.455.000 Festgehältern und zusätzlichen Prämien. Was Becker nicht verrät: Hoffmanns Anteil an der Gesamtsumme beträgt rund 1,1 Millionen, der des Sportchefs Dietmar Beiersdorfer 900.000 Euro.

11.59 Uhr: Dem Antrag des Seniorenratsvorsitzenden Peter Gottschalk, die Reihenfolge der Tagesordnungspunkte zu ändern, wodurch die Aufsichtsratswhl nach hinten verschoben worden wäre, entspricht die Mitgliedschaft nicht. Klubboss Bernd Hoffmann, der sich im Namen des Vorstandes gegen den Antrag zur Geschäftsordnung aussprach, erhält einen aufbrausenden Applaus. Dass die Mehrzahl der Mitglieder pro Vorstand entschied, kann als erster kleiner Erfolg für Hoffmann gewertet werden.

11.55 Uhr: Björn U. Frese wird zum Mitglied des Ehrenrats gewählt - per Akklamation und in Sekundenschnelle. Spruch von Horst Becker: "Ich hoffe, dass wir das nachher auch so schnell hinbekommen..." Gelächter im Publikum.

11.50 Uhr: Horst Becker bestätigt 4677 anwesende und angemeldete Mitglieder, davon 4367 sind stimmberechtigt.

11.49 Uhr: Horst Becker verabschiedet die Fußballprofis, die ohne Thiago Neves erschienen waren.

11.46 Uhr: Horst Becker ehrt "Legende" Horst Eberstein, der seit 1955 ehrenamtliche Tätigkeiten im HSV ausübt. Der scheidende Aufsichtsrat Eberstein wird mit Standing Ovations bedacht.

11.40 Uhr: Aufsichtsratskandidat Prof. Dr. Jörg Debatin begrüßt in der ersten Reihe den aktuellen Kontrolleur Bernd Enge und setzt sich als letzter der Kandidaten auf die reservierten 20 Sitzplätze.

11.25 Uhr: Vorstandsmitglied Oliver Scheel beginnt mit den Ehrungen für sportliche und ehrenamtliche Verdienste, besonders bejubelt werden die Rollstuhlbasketballer, die HSV-Fußballfrauen und Rollstuhlathletin Dorothee Vieth. Die Profis um Torhüter Frank Rost schauen aus den Reihen vier und fünf inklusive des kompletten Trainerstabs weiterhin zu.

11.18 Uhr: Die Aufsichtsratskandidaten Ian Karan und Alexander Otto betreten verspätet die Halle - als letzte der Anwärter auf einen der begehrten Kontrollgremiumsplätze.

11.12 Uhr: Die Profis werden mit einem Imagefilm und tosendem Applaus auf der Bühne begrüßt. Horst Becker widmet Ivica Olic ein paar Extraworte und freut sich "auf Tore im Pokalfinale gegen die Bayern". Olic lacht herzhaft, die Mitglieder applaudieren.

11.06 Uhr: Aufsichtsratsboss Horst Becker eröffnet die Mitgliederversammlung in Halle H und verkündet eine Rekordveranstaltung: "Das ist die größte Mitgliederversammlung, die dieser Verein je erlebt hat. Es sind schon mehr als 4000 Mitglieder anwesend." Vor Beginn der Veranstaltung gibt es in und vor der Halle jede Menge Gedränge. Ex-Profi Sergej Barbarez, der für einen der acht verbliebenen Plätze im neuen Aufsichtsrat kandidiert, wird von Autogramm- und Fotojägern umlagert. Ex-Präsident und Kontrolleur Ronald Wulff, der 64 Jahre alt wurde, erhält auf der Bühne ein kleines Ständchen von einer Gruppe Frauen.