COMEBACK Gunda Niemann-Stirnemann holt sich den deutschen Titel über 5000 Meter. Erfurt HA Nach einem furiosen Comeback in der nach ihr benannten Erfurter Eislaufhalle peilt "Silberpfeil" Gunda Niemann-Stirnemann 17 Monate nach der Geburt ihrer Tochter Victoria den Weltcup-Start Mitte November im niederländischen Herrenveen an. Über 5000 Meter verpasste die 19-malige Weltmeisterin zum Auftakt der deutschen Meisterschaften in 7:09,13 Minuten den Bahnrekord von Olympiasiegerin Claudia Pechstein nur um 0,09 Sekunden. "Eine solche Form hatte ich noch nicht vermutet. Ich bin super zufrieden", meinte die im silberfarbenen Outfit laufende 37-Jährige. Das letzte Rennen hatte die Erfurterin am 4. März 2001 in Calgary bestritten. Vor dem wegen Stromausfalls um rund 20 Minuten verzögerten Comeback von Niemann-Stirnemann war Anni Friesinger in der Weltklassezeit von 38,72 Sekunden in die Saison gestartet. "Diese 500-Meter-Zeit liegt nur zwölf Hundertstelsekunden über meinem persönlichen Rekord", freute sich die Olympiasiegerin aus Inzell, die wenig später mit der Gesamtzeit von 77,57 Sekunden aus zwei Läufen deutsche Meisterin wurde. Auf Rang zwei landete in 77,60 Sabine Völker (Erfurt) vor der Berlinerin Jenny Wolf (77,76). Allerdings muss Gunda Niemann-Stirnemann ebenso wie Anni Friesinger und Claudia Pechstein noch ein Problem mit der Deutschen Eisschnelllauf-Gemeinschaft (DESG) lösen. Das Gold-Trio soll keine Startberechtigung für den Weltcup erhalten, weil es bisher eine Athleten-Vereinbarung mit dem Verband nicht unterzeichnet hat. "Ich kenne diese Vereinbarung gar nicht. Also konnten wir auch nichts unterschreiben", erklärte Oliver Stirnemann, Ehemann und Manager von "Wunder-Gunda" überrascht. Laut Friesinger-Manager Klaus Kärcher schränkt diese vom Verband verlangte Erklärung das Recht der Athleten auf das eigene Bild zu sehr ein. Die DESG darf drei der insgesamt sechs möglichen Logos vermarkten, die Athleten zwei andere. Das dritte ist Streitpunkt. Eine Lösung des Problems am Wochenende scheint aber möglich. Doch Gunda Niemann-Stirnemann interessierte zum Auftakt nur das Sportliche. Im Duell mit der Chemnitzerin Claudia Irrgang, die in 7:30,94 Zweite wurde, beseitigte die Erfurterin Zweifel an ihrer Form, die durch die gestörte Vorbereitung aufgekommen waren. Beim Trainingsbeginn erlitt sie eine Achillessehnenentzündung, im August eine Verletzung am Oberschenkel mit fünf Wochen Zwangspause, und aus dem Höhentraining reiste sie wegen einer Zahnwurzelentzündung ab. Dem Comeback vorausgegangen waren weniger schöne Kommentare von Rivalin Pechstein. "An ihrer Stelle hätte ich nicht wieder angefangen", sagte die mit viermal Gold erfolgreichste deutsche Wintersportlerin bei Olympia und meinte weiter: "Wenn ich ihre Zeiten höre, brauche ich mir keine Sorgen zu machen." "Das interessiert mich nicht. Ich ignoriere das und gucke weder nach rechts noch nach links", meinte die 19-fache Weltmeisterin, die in dieser Saison nur im Weltcup Fuß fassen und im Idealfall im März 2004 bei der Einzelstrecken-WM im südkoreanischen Seoul eine Medaille gewinnen will. In ihren Planungen besitzt die WM 2005 in Inzell großen Stellenwert, aber Olympia 2006 in Turin "spielt noch gar keine Rolle". Auf Pechsteins Provokationen kann Gunda Niemann-Stirnemann am Sonntag eine sportliche Antwort geben. Dann nämlich tritt sie gegen sie über die 3000-Meter-Distanz an (ab 15.05 Uhr, ARD).