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Als Dustin Matzke sich gestern auf dem Lübecker Flughafen von seiner Familie verabschiedete und die Maschine nach London-Stansted bestieg, da wäre kein Beobachter dieser Szene auf die Idee gekommen, dass sich dort ein Kampfsport-Ass auf den Weg zu seinem bislang wichtigsten Wettkampf macht - der Kickbox- und Karate-WM der World Kickboxing Association (WKA) im irischen Killarney. Mit knapp 38 Kilogramm Gewicht und rund 1,50 Metern Körpergröße wirkt der fast immer lächelnde, zwölfjährige Gymnasiast aus Lentföhrden mit dem kurz geschnittenen, dunkelblonden Haar nicht sehr einschüchternd. Doch wenn der Inhaber des 1. Dan (Poom) seinen Taekwondo-Anzug anzieht und mit nun ernster, konzentrierter Miene Techniken dieses koreanischen Kampfsports demonstriert, dann ist jeder Zuschauer - ob sachkundig oder nicht - beeindruckt. "Dustin ist ein absolutes Ausnahmetalent", sagt sein Lehrmeister Muhamed Kahrimanovic, in dessen Kaltenkirchener Kampfsportschule "MoSan" Dustin mit seinem zehnjährigen Bruder Calvin und seiner Schwester Tabatha (13) trainiert. "Sein Aufnahmevermögen und die Kopierfähigkeit von Bewegungen sind nur einige seiner Stärken", ergänzt Kahrimanovic, der mit den Trainern Michel Bakkar und Harald Creutz seit viereinhalb Jahren an den Fertigkeiten von Dustin "feilt". Doch wie kommt es, dass sich ein Junge in so frühen Jahren für den Kampfsport begeistert? "Mir war schon als Sechsjähriger klar, dass ich das lernen möchte. Ich wollte alles das können, was zum Beispiel Jackie Chan in seinen Kinofilmen zeigt", erzählt Dustin Matzke, "außerdem haben mich auch immer die Shaolin-Mönche fasziniert, wenn sie ihre Kung-Fu-Schule präsentieren." Aber das ist nur die eine Seite des jungen Kämpfers, der später einmal entweder Jura oder Medizin studieren möchte. Dustin Matzke lernt seit vier Jahren Saxophon zu spielen und zählt den Musikunterricht zu seinen besseren Schulfächern. Dieser Liebe zur Musik hat es der Zwölfjährige wohl zu verdanken, dass ihm die Disziplin "Freestyle", in der er sich für Irland qualifiziert hat, besonders liegt. "Ich kombiniere da zu passender Musik Kampftechniken und verbinde diese durch akrobatische oder turnerische Elemente wie zum Beispiel einen Salto", erklärt Dustin seinen Wettbewerb. Damit ihm dies noch besser gelingt, nimmt Dustin manchmal Turnunterricht bei Anja Heimer vom Kunstturnzentrum Harksheide. Jüngster Lohn des vielen Trainings war Anfang des Monats der Sieg im "Freestyle" und der "Technik" beim Euro-Cup 2003 in Witten. Und vielleicht kommt ja nun auch ein WM-Titel dazu . . .