Warum sich Beckenbauer für Winterspiele in Salzburg einsetzt

Hamburg. "Ein wirklich eigener Gedanke ist immer noch so selten wie ein Goldstück im Rinnstein", schrieb einst Christian Morgenstern. Der Dichter konnte nicht ahnen, dass einmal einer wie er über uns kommen werde: Franz Beckenbauer, die Lichtgestalt. Weil der Kaiser vor 21 Jahren, nicht bloß wegen der besseren Luft, nach Österreich zog, unterstützt er nun die Olympiabewerbung Salzburgs für 2010 - "als Sympathisant". Da Vancouver und Südkorea ihm zu weit weg sind, "ich hätte es gern vor der Haustür", durften wir jetzt Einsichten über Olympia erfahren, die wir nicht zu hoffen gewagt hatten. Also sprach der Franz mit voller "Back'n Power" (so der Titel einer Zitaten-CD): "1988 war ich in Seoul im olympischen Dorf. Das war super. Da sitzt beim Frühstück ein Schwarzer mit einem Chinesen neben einem Indianer. So hat sich der liebe Gott die Weltgemeinde vorgestellt." Zu der hat der Erfinder des modernen Liberos, das ist nach seinem Verständnis nicht nur im Fußball der freie Mann, einiges beigetragen. Und als beim letzten Mal nicht alles regelkonform lief, wehrte der Franz Angriffe mit gewohntem Lausbuben-Charme ab: "Der Herrgott freut sich über jedes Kind." Er sei der einzig wirklich gute Mensch, den er kenne, hat der Fußballtrainer Felix Magath über Beckenbauer gesagt - und das, obwohl ihn der Teamchef 1986 im verlorenen WM-Finale gegen Argentinien in der 60. Minute ausgewechselt hat; was Magath, "ja mei, der Felix!", ihm bis heute nachträgt. Nein, böse sein kann dem Franz niemand. Und der Einwand, ein Olympia-Zuschlag an Salzburg würde Leipzigs Chancen für 2012 schmälern, lässt er mit einem innovativen "Ach, ist das so?", wo alle hier ein "Schaun' mer mal" erwartet hätten, unnachahmlich elegant ins Leere laufen. Der Franz, der kanns - sich alles erlauben.