Hamburg. Ole Tiedt ist niemand, der seine freien Tage in der Garage verlebt. Er werkelt nicht in stundenlangen Operationen an Vergasern oder gerät in Wallung, beim Anblick chromverzierter Felgen. Der 32 Jahre alte Elektroingenieur verbringt seine Nächte nicht in einem knallroten Schlafanzug oder springt reflexartig aus seinen Bett, wenn Michael Schumacher mitten in der Nacht am anderen Ende der Welt seine Runden dreht. Und trotzdem kommt er in dieser Woche aufheulenden Motoren und quietschenden Reifen so nah wie selten. "Ich bin kein Motorsport-Fanatiker. Wirklich nicht", sagt er fast entschuldigend, "aber ich liebe jegliche Art von Abenteuer." Den Status "Abenteuer" hat der Dunlop-Drivers-Cup durchaus verdient. Ole Tiedt aus Stelle, ein Vorort Hamburgs, ist einer von 30 Qualifikanten, die sich seit heute durch die Widrigkeiten von Malaysia manövrieren. Startpunkt der fast 2000 Kilometer langen Tour ist die Insel Penang, vor der Westküste des Landes. "Ich freue mich riesig. Noch fehlen mir die genauen Vorstellungen für das, was uns erwartet." Eine Ungewissheit, die den Reiz des Rennens ausmacht. Ole Tiedt versteht sich als spontaner Entdecker, der seine eigenen Grenzen auszuloten versucht. Ballsportarten seien ihm zu profan. Stattdessen stürzt er sich mit einem Surfbrett in meterhohe Wellen, besteigt die Gebirge dieser Welt oder erkundet fremde Länder in einem Wohnmobil. Sechs Monate verbrachte er unlängst in Indonesien. Neue Kultur, neue Gepflogenheiten, neue Freunde. Das sind die Argumente, mit denen Tiedt die Faszination des Forschens begründet. "Es ist gut möglich, dass der Malaysia-Tripp alles in den Schatten stellt." Skeptisch ist er nicht. Was soll schon passieren, mitten im Regenwald? "Daran darf man im Vorfeld keine Gedanken verschwenden." Ohnehin fühlt sich Tiedt, Vater von Zwillingen und Ehegatte der ebenso abenteuerlustigen Hilke, schon jetzt als Gewinner. 14 000 Menschen hatten sich für das langwierige Ausscheidungsverfahren beworben. "Dass ausgerechnet ich es zur Rallye geschafft habe, macht mich sehr stolz." Mit Pkw, Geländewagen, Quad oder Enduro durchforstet er fortan Malaysia. Das Finale steigt in Sepang. Drei Tage nach dem Formel-1-Grand-Prix entern Tiedt und Co. die Rennstrecke. Die C-Fahrer-Lizenz hat er in den vergangenen Wochen bereits erworben. "Theoretisch könnte ich in der Formel 1 fahren", scherzt Ole Tiedt. Aber so sehr liebt er den Motorsport nun auch wieder nicht.